Nach fast fünf Jahrzehnten entstand nun ein zweites großes Biopic über Billie Holiday, die Generationen von Jazzsängerinnen und Croonern wie Frank Sinatra beeinflusst hat. Im Herzen des Films pocht der Jahrhundertsong „Strange Fruit“. Ein Lied, das von den „seltsamen Früchten“ handelt, die in den Bäumen des Südens baumeln. (siehe Kritik).
Der unfokussierte Film wird zusammengehalten durch die Auftritte von Andra Day, die Holidays Phrasierung perfekt imitiert. Was im Film gut funktioniert, aber auf Tonträger – wegen der „aufgeblasenen“ Arrangements nicht so richtig zünden will. Ihre Interpretationen mit den Originalen der Holiday zu vergleichen, wäre ungerecht. Aber wenn man will, kann man das ganze neue Musikkonzept mit dem anderen Biopic vergleichen: „Lady Sings The Blues“ mit Diana Ross. 1972 fand Miss Ross einen ganz eigenen „lässigen“ Ton für das Repertoire von Holiday.
Unterstützt von Jazzarrangeuren wie Oliver Nelson, Benny Golson oder Gil Askey sang sie einige der Klassiker, die auch hier wieder interpretiert werden: „All Of Me“, „Lover Man“ oder „God Bless The Child“. Während Diana Ross den Titelsong „Lady Sings The Blues“ in ein ergreifendes unbegleitetes „Prayer“ verwandelt, bleibt es bei Andra Day bei einem „Imitat“. Bei „Strange Fruit“ haben beide Damen sowieso keine Chance. Die einzige kongeniale Coverversion stammt von Nina Simone, die während der Zeit der Bürgerbewegung ihre ganze Wut hineingesteckt hatte. Diana Ross hatte damals mit einer sehr feinen Version von „Good Morning Heartache“ einen Hit. Und der Film hat damals eine Billie-Holiday-Renaissance eingeleitet. Vielleicht wird dieses Biopic dank der Darstellung von Andra Day erneut zu diesem Effekt führen. Der Soundtrack aber wird zu diesem Revival nur wenig beitragen, fürchte ich.