Seit „Rushmore“ von 1998 gehört er zu den originellsten amerikanischen Regisseuren der Gegenwart: Wes Anderson. Mit der wunderbar schrägen Komödie „The Royal Tenenbaums“ kam Anfang des neuen Jahrtausends auch bei uns der Kinodurchbruch.
Anderson hat einen starken Hang zu filmischen Vignetten und liebt Songs aus allen musikalischen Universen, ähnlich wie Tarantino. Wie dieser liebt er es, seine Filme auf sehr eigene Weise zu orchestrieren. Meistens erklingen die Songs von der Tonspur, aber manchmal werden sie im Film auch „live“ gesungen. So wurde etwa der brasilianische Musiker Seu Jorge mit seinen eigenwilligen portugiesischen Fassungen von David-Bowie-Klassikern, die er in „Die Tiefseetaucher“ sang, auch in Deutschland bekannt. Seine wahnwitzige Komödie „Darjeeling Limited“ unterlegte Wes Anderson mit Soundtracks zu James Ivorys frühen Filmen aus seiner indischen Periode. Für den westlichen Hörer klangen manche dieser Stücke nach dem frühen Morricone.
Der italienische Maestro erklingt nun tatsächlich im neuesten wunderbaren Film des Regisseurs. „The French Dispatch“ erzählt in vier Episoden die Geschichte des gleichnamigen fiktiven französischen Magazins. Es geht um das Leben und die Kunst. Wie schon bei dem Animationsfilm „Der fantastische Mr. Fox“ komponierte Alexandre Desplat den Score dafür, der dieses Mal zwischen Erik Satie und Truffauts Hauskomponisten Georges Delerue changiert. Delerue fügt sich so mit seinem „Adagio“ perfekt in den Musikteppich ein, wie die Soundtrackstücke von Mario Nascimbene, Morricone oder auch Gus Viseurs swingendes Musette-„Fiasco“. Besondere musikalische Akzente setzt Anderson natürlich auch dieses Mal mit seiner Auswahl der Songs, von Grace Jones’ grandioser Version von Piazzollas „Libertango“ bis zu den Chansons von Aznavour & Co.