Es war ein Event für die afro-amerikanische „Community“, das „Harlem Cultural Festival“, das im Sommer 1969 stattfand, kurz vor „Woodstock“. Wie das spätere Festival wurde es mitgeschnitten. Aber während „Woodstock“ später einer ganzen Generation den Namen gab, verschwand das „Harlem“-Material ein halbes Jahrhundert lang in den Archiven. Bis es von „Roots“-Mastermind Questlove wieder entdeckt wurde. Wie „Woodstock“ bot es einen repräsentativen Querschnitt der Szene, von Gospel, Blues (B.B. King) und Jazz (Herbie Mann) bis zu Soul, der viel über die Zeit erzählt.
Fangen wir in der Soul-„Kirche“ an: Neben Mahalia Jackson und den Staple Singers gibt es auch den Gospel-Hit der Saison zu hören: „Oh Happy Day“ von den Edwin Hawkins Singers. Ein Song, der damals George Harrison nach eigener Aussage „unbewusst“ zu seinem Welthit „My Sweet Lord“ inspiriert hat. Und noch zwei weitere Tophits des Jahres sind hier in packenden Versionen zu hören: „I Heard It Through The Grapevine“ mit Gladys Knight & The Pips und der „Hair“-Klassiker „Aquarius“ mit den 5th Dimension (ein „ungeschliffener“ Diamant des Pakets). Leider fehlen hier die Stevie-Wonder-Aufnahmen, aber dafür wird man entschädigt mit einem weiteren Motown-Act: David Ruffin, der nach seiner Trennung von den Temptations eine ergreifende Version von „My Girl“ lieferte. Nach einem afro-kubanischen Intermezzo mit Mongo Santamaria, der natürlich Herbie Hancocks „Watermelon Man“ spielt, und Ray Barretto endet die Auswahl mit zwei der wichtigsten Künstler der afro-amerikanischen Musikgeschichte: Sly Stone und Nina Simone. Ein Jahr nach der Ermordung Martin Luther Kings scheint Nina Simone immer noch unter Schock zu stehen. Und so ist ihre Wut über diese symbolische Tat bei ihrem „Backlash Blues“ und bei ihrem militanten Mantra „Are You Ready“ immer noch zu hören. Die „Diversity“-Hymne des Jahres lieferten die „funkigen“ Sly & The Family Stone: „Everyday People“. Es war die im Februar verstorbene Betty Davis, die ihrem damaligen Ehemann Miles Davis Sly Stone näherbrachte. Was bekanntlich zu „Bitches Brew“ führte. Und Sly Stone war dann auch das „Link“ zu „Woodstock“. Die ekstatische Performance seiner „Family“ war letztlich im August 1969 das Herzstück von „Woodstock“. Ein unverzichtbares Dokument der Ära.