Gainsbourg (Universal)
Er war der „Mann, der die Frauen liebte“, wie dieses Biopic – in Anspielung an einen Truffaut-Film – bei uns im Untertitel heißt: Serge Gainsbourg. Mitterand hat das französische enfant terrible einst als „unseren Baudelaire und Apollinaire“ bezeichnet. Und vermutlich jeder kennt den unglaublich erotischen Schleicher, der 1969 in einigen Ländern sogar verboten war, den Gainsbourg ursprünglich mit Brigitte Bardot aufgenommen hatte, und der dann mit Jane Birkins Stöhnen zum Welthit wurde: „Je t‘aime ... moi non plus“. Was hierzulande schon viel weniger wissen ist, dass der Sohn russisch-jüdischer Eltern schon in den 50ern Chansons für Juliette Gréco und in den frühen Sixties das allererste Lied für die germanische Chanteuse Nico geschrieben hat, „Strip-Tease“. Entstanden ist diese Nummer für einen der vielen Filme, die Gainsbourg seit dieser Zeit vertont hat. Eine Perle aus jener Zeit ist das TV-Musical, das er der einstigen Godard-Muse Anna Karina auf den Leib geschrieben hat: „Anna“. In den Sixties ist auch sein toller Song über den „Comic Strip“ entstanden. Ein Comic-Autor hat nun auch sein Leben verfilmt: Joann Sfar. Als Dr. Jekyll & Mr. Hyde zeichnet er Gainsbourg. Kommentiert wird das „heroische Leben“ (so der französische Untertitel) im Film von seinem alter ego „Die Fresse“. Man sieht den kleinen Serge, wie er sich stolz unter deutschen Besatzern den Judenstern an die Jacke heftet. Und wie er sich in Saint-Germain des Prés als kleiner Barpianist durchschlägt, bis er zum Womanizer heranreift, der zur Sex-Ikone der Sixties und Siebziger wird. Verkörpert wird dieser „genitale“ Serge von Eric Elmosnino, natürlich mit Dreitagesbart und ständig paffend, er singt übrigens selbst. Und er macht das sehr charmant, wie etwa bei „La Javanaise“. Ein wunderbarer Soundtrack, auf dem natürlich auch Serge G. selbst nicht fehlen darf. Unbedingt eine Gitane dazu genießen.