Sie waren vermutlich neben Kraftwerk die einflussreichste aller „Krautrock“-Gruppen aus der späten Hippieära: Can. Und sie waren auch die erste deutsche Band, die 1971 einen Sampler mit ihren Filmmusiken veröffentlichte. Unter dem treffenden Titel „Soundtracks“. Can waren immer eine sehr kreative und experimentelle Gruppe gewesen, aber auch rechte „Schlamper“. So sind jetzt erst, über 40 Jahre später, diese Bänder aufgetaucht, die angeblich verloren gegangen sind.
Ein Mäzenat, der Kunstsammler Christoph Vohwinkel, hatte es ihnen ermöglicht, dass sie ein Jahr lang auf Schloss Nörvenich bei Köln herumexperimentieren konnten.
Nicht alles „funktioniert“ hier noch für den heutigen Hörer. Kein Wunder, wurde in dieser Soundwerkstatt doch am laufenden Band „improvisiert“ und herumgefrickelt. Aber für jeden, der sich für die vielen Facetten deutscher Filmmusik interessiert, könnte diese 3-CD-Box (mit vielen Soundtrack-Stücken) das „missing link“ sein zwischen Peter Thomas & Peer Raben und dem „Volume Two“ der einstigen „Soundtracks“-LP. Schon um 1970 hatten Can Roland Klicks deutschen Wes-tern „Deadlock“ im Morricone-Sound orchestriert und für den gerade wieder entdeckten Film „Ein großer graublauer Vogel“ einen Song geschrieben, den Oskar Roehler für „Die Unberührbare“ wiederbelebt hat, „She Brings The Rain“. Und in gewissen Rundfunkkreisen gehören sie zu den One-Hit-Wondern, weil sie mit „Spoon“ (hier in einer Ur-Version!), Musik zu einem ARD-Straßenfeger, sogar in den deutschen Charts gelandet sind. Hier sind nun weitere unveröffentlichte Soundtrack-Preziosen aus jener Phase zu hören, als sie TV-Events wie das legendäre „Millionenspiel“ oder Samuel Fullers „Tatort“-Gastspiel „Tote Taube in der Beethovenstraße“ hypnotisch untermalen durften. Unverzichtbar für den Historiker.
Can: The Lost Tapes
(Spoon/Warner Music)