Inherent Vice (Nonesuch/Warner) +++ Boardwalk Empire, Vol. 3 (ABKCO Records)
Inherent Vice
(Nonesuch/Warner)
„Boogie Nights“-Regisseur Paul Thomas Anderson hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal hat er den gleichnamigen „nicht verfilmbaren“ Roman von Thomas Pynchon verfilmt. Herausgekommen ist ein typischer Anderson: ein durchgedrehter Drogenthriller mit einem unglaublichen Soundtrackmix. Eine musikalische „Journey Through the Past“, die der junge Neil Young besingt, der um 1970 – zur Zeit der Filmhandlung – zu den großen Stars aufstieg. In Köln frickelten zur selben Zeit Can an ihren „Krautrock“-Sounds rum und so sind sie nun tatsächlich auch im Anderson-Universum gelandet. Schon damals hatte die Band ein Album mit ihren Soundtracks veröffentlicht. Ein hypnotischer Soulsong, der in jener Zeit komplett unterging, war Minnie Ripertons „Les Fleurs“. Erst Ende der Neunziger wurde das Stück von britischen DJs wiederentdeckt. Und so taucht es nun auch im Filmkontext auf, genau so wie Les Baxters „Exotica“-Klassiker „Simba“, Burt Bacharachs „Any Day Now“ oder Kyo Sakamotos Ohrwurm „Sukiyaki“. Eingebettet hat Anderson seine Songperlen in Jonny Greenwoods melancholischen Score.
Boardwalk Empire, Vol. 3
(ABKCO Records)
Zu den herausragenden HBO-Serien der letzten Zeit gehört sicherlich Martin Scorseses „Boardwalk Empire“. Wie immer legt „Marty“ auch bei dieser Produktion sehr viel Wert auf die musikalische Gestaltung. Dem Sujet entsprechend hat er dafür Nummern aus den Zwanzigern und Dreißigern ausgewählt. So dürfen nun Elvis Costello und Loudon Wainright III Hits von Bing Crosby wie „I Surrender Dear“ und „Where the Blue of the Night“ croonen. Mit im erlesenen Club sind auch Norah Jones, Regina Spektor und Margot Bingham. Mein Liebling ist allerdings Stephen DeRosa als jodelnder China-Mann! Etwas zickig begleitet werden die Künstler bei ihren Auftritten von Vince Giordano & „The Nighthawks“.