Der Jazz und das Kino, das ist eine seltsame Liebesgeschichte, die in der frühen Tonfilmzeit begann. Schon der erste Tonfilm hatte 1927 den Titel „The Jazz Singer“ getragen. Wobei es hier weniger um Jazz, als um den Gegensatz zwischen geistlicher und weltlicher Musik ging. Aber schon 1930 hat man um Paul Whiteman, den „King of Jazz“ ein ganzes Musical gebastelt.
In den dreißiger Jahren konnte man Duke Ellington oder Cab Calloway in „Soundies“ erleben, den Vorläufern der Videos. Aber erst ab den frühen Fifties kam diese Liebe im Kino so richtig in Schwung. Und hier setzt diese 10-CD-Box mit 19 Alben ein, die viele Höhepunkte dieses Subgenres der Filmmusik bis in die frühen Sixties hinein versammelt. Die Standards wurden in Hollywood gesetzt von Alex Norths sinfonischem Jazzscore zu „Endstation Sehnsucht“ und Elmer Bernsteins „Der Mann mit dem goldenen Arm“. Letzterer Score wurde dominiert von Shelley Mannes Schlagzeug, das im Film Frank Sinatra „gespielt“ hat.
In Folge komponierten dann auch Jazzmusiker wie Duke Ellington oder das Modern Jazz Quartet Scores. Und Henry Mancini erfand mit der Musik zu Orson Welles‘ „Touch of Evil“ seine ganz eigene Art von jazziger Filmmusik. In Europa begann die fiebrige Liaison des Jazz mit dem Kino im September 1957, als Miles Davis in einem Pariser Kino den Soundtrack zu Louis Malles Debütfilm „Fahrstuhl zum Schafott“ einspielte. A perfect match: Jeanne Moreaus einlullende Off-Stimme und Miles Davis‘ coole Trompetentöne verlieren sich in der Dunkelheit der Pariser Nacht. Über Nacht war Jazz im französischen Kino en vogue.
Amerikanische Musiker wie Art Blakey oder John Lewis gaben sich in den Pariser Studios die Klinke in die Hand. Mit Martial Solals Musik zu Jean-Luc Godards „Außer Atem“ erreichte die Entwicklung am Anfang der Nouvelle Vague ihren ersten Höhepunkt. Unentbehrlich.