Sie ist die Ikone der komplizierten deutsch-französischen „Freundschaft“ im Kino der Nachkriegszeit gewesen: die Wienerin Romy Schneider. Im Mai jährt sich ihr 40. Todestag. Jetzt liegen endlich komplette Fassungen ihrer wichtigsten französischen Soundtracks vor. Quartet Records hat die Titel von CAM/Gruppo Sugar lizenziert und bei dieser Gelegenheit alle „Schlampereien“ korrigiert.
Seit „Die Dinge des Lebens“ von 1969 war Philippe Sarde ihr „Hauskomponist“ in den 70ern gewesen. Und so sind diese Soundtracks auch ein wunderbarer Einstieg in das Werk des wichtigsten französischen Filmkomponisten dieser Ära: „Les choses de la vie“ (mit allen drei Versionen des melancholischen „La chanson d’Helene“, gesungen im Duett mit Michel Piccoli auf französisch, italienisch und deutsch), „Max et les ferailleurs“, „César et Rosalie“ und „Le train“ (hier gekoppelt mit dem Gabin-Signoret-Melo „Le chat“).
Während ein Anton Profes in den 50er-Jahren ihre „Sissi“-Filme mit großem Filmorchester überzuckerte, tauchte Philippe Sarde ihre Claude-Sautet-Melos in ein „melancholisches“ Licht, das zu ihrer Filmpersona passte. Geschickt mixte er dabei frühe Synthie-Klänge mit jazzigen und klassischen Elementen. Combosounds wechseln sich ab mit Orchestersequenzen. Und selbst mit der Musikalität von Romy Schneiders Stimme hat Sarde in „César et Rosalie“ gearbeitet. Sarde ist wirklich der Dritte im Bunde des Sautet-Schneider-Zyklus. Wie kein zweiter orchestrierte er Romys Gesicht und ihre „Bewegungen“ in Sautets Männergeschichten. Wie wäre es eigentlich gewesen, wenn Luchino Visconti auch bei seinem „Ludwig“-Film auf die Dienste von Sarde zurückgegriffen hätte? Wenn also bei Romys Auftritt als Sissi statt dem geliebten Richard Wagner oder Robert Schumanns „Kinderszenen“ eine Sarde-Melodie erklungen wäre?