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Und der Haifisch, der hat Zähne

Untertitel
Die Lebensgeschichte des jüdischen Entertainers Kurt Gerron auf DVD
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Er sang den Gassenhauer der späten Roaring Twenties: „Mackie Messer“. Und er war der große „Charge“ im Kino der Weimarer Republik. Doch heute ist Kurt Gerron vergessen. Damals war der jüdische Schauspieler, Sänger und Regisseur Kurt Gerron der multimediale Unterhaltungskünstler par excellence. Bis 1933 pendelte er ruhelos zwischen den Ufa-Studios und den Berliner Cabarets hin und her. Man sah ihn an der Seite von Louise Brooks in „Tagebuch einer Verlorenen“, Marlene Dietrich in „Der Blaue Engel“ oder in „Die Drei von der Tankstelle“. Während der Dreharbeiten zu „Kind, ich freu mich auf dein Kommen!“ wurde er 1933 von den Nazis aus den Ufa-Studios verbannt. Über Nacht brach damit seine Karriere in Berlin ab. Und es begann eine Odyssee durch ganz Europa, die mit dem Tod endete.
Gleich zwei Filme beschäftigten sich vor einigen Jahren mit dem „Schicksal“ dieses einstigen Stars der Weimarer Republik: „Kurt Gerron’s Karussell“ und „Gefangen im Paradies“. Letzteren veröffentlichte nun Kinowelt endlich auf DVD (über Arthaus). Während sich „Karussell“ auf das letzte Kapitel seines Lebens konzentrierte, erzählt der für den „Oscar“ nominierte Dokumentarfilm von Malcolm Clarke und Stuart Sender Kurt Gerrons ganze Geschichte.

Noch einmal hören wir die alten Schlager, die Gerron einst berühmt gemacht hatte: Friedrich Hollaenders „Nachtgespenst“, Brecht/Weills „Dreigroschenoper“-Songs oder „Das Herz eines Boxers“. Und wir sehen Gerrons imposante Erscheinung in Pabst- und Sternberg-Filmen. „Stets hat er eine Zigarre im Mund“, schreibt Karl Prümm, „die er als ein auffälliges Requisit benutzt und zur Karikatur männlichen Potenzgehabes macht. Entweder ist sie zu dick oder zu lang und bildet so eine streng eingehaltene Analogie zum genauso maßlos gigantischen Körper. Der komödiantische Effekt ist das alles beherrschende Prinzip seines Spiels und seiner Selbstpräsentation.“

Im berühmt-berüchtigten Nazi-„Dokumentarfilm“ „Der ewige Jude“ wählte man ihn als „Verkörperung“ jüdischer Schauspielkunst. Schon in der späten Weimarer Republik war er zum Hassobjekt für die Nazis geworden. Und so war es klar, dass nach der „Machtergreifung“ seine Tage bei der Ufa gezählt waren.

Romys Mutter Magda Schneider, der junge Star seines letzten Films, erinnert sich daran, wie Kurt Gerron als jüdischer Regisseur vom Set seines eigen­en Films vertrieben wurde. Kurz danach versuchte Kurt Gerron sein Glück in Frankreich und Österreich. „Bretter, die die Welt bedeuten“ heißt vielsagend der Titel seines letzten deutschsprachigen Films. In Amsterdam glaubte er danach eine neue künstlerische Heimat gefunden zu haben. Angebote, nach Hollywood zu kommen, schlug er anfangs noch stolz aus. Weil man ihm nur die zweite Klasse für die Überfahrt zahlen wollte, blieb er in den Niederlanden. Als es dort für ihn immer enger wurde, bat er den Hollywood-Agenten Paul Kohner um eine zweite Chance. Doch inzwischen war es zu spät geworden. Als die Wehrmacht in die Niederlande einmarschierte, fielen er und seine Familie der Gestapo in die Hände.

Im Durchgangslager Westerbork hatte Gerron in Max Ehrlichs „Bühne Lage Westerbork“ noch einmal seinen gro-ßen Auftritt bis er als „Zivilverdienstjude“ in das „Vorzugslager“ Theresienstadt deportiert wurde. Dort gründete er dann auch das Kabarett „Karussell“, dem der andere Gerron-Film gewidmet ist. 1944 schließlich ließen die Nazis dort Kurt Gerron als Regisseur den berühmt-berüchtigten Film über das Kulturleben in Theresienstadt drehen: „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“. Ein Titel, der sich inzwischen als falsch herausgestellt hat. Wie ein holländischer Forscher feststellte, hieß der korrekte Titel dieses Machwerks, das nie offiziell aufgeführt wurde: „Theresienstadt – ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“. Als Gage versprach man Gerron die Freiheit. Doch Ende Oktober wurde auch er nach Auschwitz deportiert.

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