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Was, wenn der Funke nicht überspringt?

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Ein Jahr mit vier Tönen – der JeKi-Film auf DVD hinterlässt zwiespältige Eindrücke
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Das Timing entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Da erschien im April die JeKi-Dokumentation „Ein Jahr mit vier Tönen“ auf DVD, drei Monate später war zu vermelden, dass die Pläne, „Jedem Kind ein Instrument“ auf ganz Nordrhein-Westfalen auszudehnen, auf Eis gelegt werden. Aus Finanzgründen, denn nach dem planmäßigen Auslaufen der Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes und die Zukunftsstiftung Bildung war es nicht gelungen, die Mittel für die Expansion des Projektes zu beschaffen.

Warum es nicht geklappt hat, in großem Stil Sponsoren für JeKi zu gewinnen? Vielleicht, weil die Absprungrate nach dem ersten, kostenfreien Jahr, doch recht hoch geblieben ist? Weil die skeptischen Stimmen von Praktikern vor Ort und von Fachleuten immer lauter wurden? Weil sich die Bilder von Kinderscharen mit hochgereckten Instrumenten langsam abgenutzt hatten?

Vielleicht aber auch, weil es unter den potenziellen Geldgebern Menschen gibt, die einfach mal hinhören. Die Minen unter den geladenen Gästen eines Promo-Konzertes gegen Ende des Films sprechen da eine recht deutliche Sprache. Es klingt einfach ein wenig dürftig, was die Gruppe als musikalisches Ergebnis präsentieren kann. Dass Tabea Zimmermann mit echtem Engagement mitmacht, ehrt sie, unterstreicht den eher enttäuschenden Eindruck aber unfreiwillig.

Auch andere vom Film angedeutete Aspekte stimmen eher nachdenklich, als dass sie ansteckenden Enthusiasmus verbreiten würden: ein Treffen von JeKi-Lehrern etwa, bei dem Probleme bei der Umsetzung angesprochen werden, die dann vom Film aber nicht weiter vertieft werden. Was die dokumentarische Begleitung einzelner Kinder angeht, bleibt es bei Momentaufnahmen, die den Migrationshintergrund kaum mehr als atmosphärisch illustrieren. Ob die bescheidenen Fortschritte am Instrument mit dem kurzen Beobachtungszeitraum zusammenhängen oder systemimmanent sind, wird nicht thematisiert.

So erweist sich die doch recht unverhohlen als Image-Film daherkommende DVD am Ende als kontraproduktiv. Sie dürfte den Zweiflern weitere Nahrung geben, ohne auf der anderen Seite neue Unterstützer zu animieren.

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