Im Hollywood-Kino der fünfziger und sechziger Jahre war er der klassische „Tölpel vom Dienst“: Jerry Lewis. An der Seite seines Bühnen- und Filmpartners Dean Martin verkörperte er den „Prügelknaben“ par excellence. Zehn Jahre lang, bis 1956 waren Martin & Lewis das erfolgreiche Traumduo der Paramount gewesen. Wie „Dick & Doof“ haben sie sich improvisierend die Bälle zugespielt, der Italo-Crooner Dino und der jüdische Körperkomiker Jerry Lewis, der mit seiner schrillen Kinderstimme oft in „Vaudeville“-Manier in die Songs seines Partners einstimmte, wie bei „That’s Amore“.
Während Lewis auf der Leinwand den ewigen Tollpatsch spielte, gab er im Studio den Ton an. Nach der Trennung von Martin verwandelte sich Lewis in den „Total Film-Maker“, der in die Fußstapfen seines genialen Regisseurs Frank Tashlin trat. Als Schauspieler, Autor und Regisseur in Personalunion wurde er zur Hollywood-Ikone der „Vulgärmoderne“, wie die Kritikerin Frieda Grafe das genannt hat. Alles in seinen klassischen Filmen bis Ende der Sixties war durchkomponiert und durchchoreographiert. In seinen besten Filmen wie „Artists and Models“ oder „Cinderfella“ bewegt er sich wie eine Cartoonfigur.
Seine tollsten Szenen drehten sich oft um Musik: sein Körperspiel mit einem Theremin, seine „Typewriter“-Nummer, seine perfekte Elvis-Parodie oder seine Imitation des kompletten Count Basie Orchesters. Mit Buddy Rich hat er sich sogar im TV ein „Drum Battle“ geliefert. In seiner Version von „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“ („The Nutty Professor“) verwandelt er sich in den halbstarken Sänger Buddy Love und croont dabei „That Old Black Magic“. Und in „The Patsy“ zerlegt sein Gesangslehrer sein Appartement mit seinen schrillen Tönen in Schutt und Asche. Dass Jerry Lewis mit „Rock-a-bye Your Baby With A Dixie Melody“ Mitte der Fifties auch einen US-Hit landen konnte, ist bei diesem Kinogenie, das am 20. August in Las Vegas starb, nur eine Fußnote.