Vierhändige Klaviermusik ist eine typische Hausmusik-Besetzung, die früher viel mehr gepflegt wurde als heute. Auf der Suche nach neuem Repertoire fand das Hamburger Klavierduo Friederike Haufe und Volker Ahmels bei den von den Nazis verfemten Komponisten noch kaum bekannte Originalwerke.
So hatte Arnold Schönberg 1896, ganz am Beginn seiner Laufbahn, „Sechs Stücke für Klavier zu vier Händen“ geschaffen. Unter dem Einfluss von Schubert und Brahms bemühte er sich in diesen kleinen Charakterstücken schon um einen obligaten Satz.
Vertraut wirkt die nun in einer Vierhändigfassung erklingende Ballettmusik „Le boeuf sur le toit“, in der sich Darius Milhaud 1919 an seinen Brasilien-Aufenthalt erinnerte. Im gleichen Jahr schuf Erwin Schulhoff in Dresden seine selten zu hörenden „Ironien“, welche nach dem Krieg in erweiterter Tonalität dem Militärmarsch den Foxtrott entgegensetzten. Diese interessanteste Entdeckung der CD wurde von den Interpreten transparent und klanglich sorgfältig, in den ersten beiden Stücken jedoch in gebremstem Zeitmaß wiedergegeben.
Fast noch ein Geheimtipp ist der in Paris ausgebildete und 1943 in Sobibor ermordete holländische Komponist Leo Smit, der 1940 ein neobarockes Divertimento schuf, das trotz des spielerischen Tons anspruchsvoll gearbeitet ist – das Spätwerk eines Vierzigjährigen. Meisterhaft geformt sind auch die Three Marionettes, die Hans Gál 1958 im englischen Exil komponierte.
Ernst Toch war bereits 75 Jahre alt, als er 1962 in Los Angeles seine Sonate op. 87 zu Papier brachte. Sie beginnt überraschend anachronistisch im Stile Mozarts, wird dann aber in einem Andante espressivo anrührend nachdenklich und persönlich. Man spürt die Isolation des Künstlers, der sich selbst als „den vergessensten Komponisten des 20. Jahrhunderts“ ansah. Über solche Hintergründe informiert das lesenswerte Beiheft.