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Die Cellistin Joanna Sachryn guckt hinter ihrem Cello hervor. Im Hintergrund eine graue gemauerte Wand.
Die Cellistin Joanna Sachryn guckt hinter ihrem Cello hervor. Im Hintergrund eine graue gemauerte Wand.
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Ersteinspielung von Krzystof Meyer bereichert das Cello-Klavier-Repertoire

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Die Cellistin Joanna Sachryn und den Komponisten Krzystof Meyer verbinden lange Jahre der Zusammenarbeit und Freundschaft. Ähnlich verhält es sich mit Dimitri Schostakowitsch und Krzystof Meyer. Das Cello-Klavier-Duo aus Joanna Sachryn und Paul Rivinius hat diese Fäden in ihrer aktuellen CD nun zusammengeführt und so eine Platte geschaffen, die von kurzweiligen und prägnanten Charakteren durchzogen ist. Highlight ist die Ersteinspielung von Meyers „drei mal vier“ für Violoncello und Klavier.

Im Jahr 2014 hat Meyer „drei mal vier“ geschrieben – brandneu ist es nicht. Auch stilistisch passt es sich sinnfällig an den Ost-Avantgarde-Klang seiner Cello-Sonate von 1984 an. Dabei schafft „drei mal vier“ auf knappen sechs Minuten eine beeindruckende Dichte, in der die Musik ebenso schnell, wie natürlich umschlägt. Der Titel des Stücks bezieht sich auf die Anzahl musikalischer Gesten (4) und ihre jeweiligen charakterlichen Variationen (3). Auf der CD hat Meyers Sonate zuvor die Aufgabe, das Spiel mit den musikalischen Charakteren zu beginnen: Hier mit niedrigerer Schlagzahl, aber ebenso ausdrucksstark. Den ersten Satz, ein Misterioso dessen Klavierfiguren an kunstvolle ausgearbeitete Krimi-Musik-Klischees erinnern (das ist eine Beschreibung, keine Wertung), spielen Sachryn und Rivinius zunächst geheimnisvoll, später auch vergleichsweise feurig.

Eine kompromisslose Umsetzung der Charaktere bleibt das Duo den Kompositionen allerdings schuldig. Das Klavier hält sich betont hinter dem Cello zurück, das wiederum größtenteils auf Schärfe und Enge verzichtet. Zwar hört man Sachryns Cello beim zweiten Satz der Schostakowitsch-Sonate an wenigen Stellen unter der Bestimmtheit der Interpretation ächzen, die Klangschönheit voluminöser, warmer und weicher Cello-Saiten steht aber im Vordergrund. Auch die sechs Miniaturen aus der selten gehörten Sammlung „Elf Stücke für Cello und Klavier“ von Dimitri Schostakowitsch, die zur Hälfte von Jusas Tschelkauskas aus anderen Vorlagen für diese Besetzung bearbeitet wurden, haben sie recht nüchtern aufgenommen. Hier wahren sie großen Sicherheitsabstand zu einer kitschigen Interpretation dieser interessanten romantischen Stücke – ein bisschen dicker hätten sie allerdings auftragen können, geschmackvoll wäre es noch immer gewesen.

Die Zusammenstellung der Stücke ist hervorragend und die Aufnahme spieltechnisch einwandfrei. Wären die Interpretationen Möbelstücke, würde man sie als skandinavisch nüchtern-stilvoll beschreiben. Wer diesen Ansatz bevorzugt, macht hier nichts falsch, ebenso wie diejenigen, die ihr Cello-Klavier-Repertoire erweitern möchten: Meyers Stücke sind eine echte Bereicherung und Schostakowitschs Miniaturen eine willkommene Ergänzung!


Joanna Sachryn & Paul Rivinius | Werke für Violoncello und Klavier von Krzysztof Meyer & Dimitri Schostakowitsch | Edition Kaleidos

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