In Mannheim und Lübeck haben die Pianistinnen Mona und Rica Bard ihre Solistendiplome gemacht. Die Schwestern spielen seitdem zusammen als Klavierduo und legen nun ihre erste CD vor, die vom ersten Ton an Spannung bietet.
Mit der Interpretation von französischer, zum Teil neoklassizistischer Musik bewegen sie sich allerdings zunächst einmal in hübschem, nicht unbedingt aufregenden Repertoire. Mit Werken von Darius Milhaud, Maurice Ravel, Georges Bizet und Francis Poulenc (zu dessen 50. Todestag) geht es nicht in die Tiefe, sondern in die überragende Präsentation von Klangfarben und rhythmischem Schwung.
Dabei ist das Duospiel von einer gummibandartigen Perfektion gegenseitiger Inspiration. Angesichts so vieler Geschwister- und Ehepaarduos (die Schwestern Labèque, Pekinel, Lunkenheimer, Önder, die Brüder Kontarsky oder auch die Lehrer der Bards, Hans Peter und Volker Stenzl, das Ehepaar Tal/Groethuysen und viele andere) fragt man sich natürlich wieder einmal, was für künstlerische Folgen eine so frühe familiäre Verbindung haben kann. Auch die Bard-Schwestern spielen seit frühester Kindheit zusammen Klavier.
Milhauds Renner „Scaramouche“ provoziert eine bezaubernde Aura, Ravels „Rapsodie espagnole“ hört man selten genug in der Urfassung für zwei Klaviere, so sehr hat das Werk in Ravels Orchesterbearbeitung seinen Weg gemacht. Schön lassen die Schwestern regelrechte Klanggemälde entstehen, wie sie beispielsweise die Habanera in ihrem Rhythmus verschleiern und eher geheimnisvoll das hervorholen, was Theodor W. Adorno in Bezug auf den Komponisten als „Meister der Masken“ bezeichnet hat.
Die Klavierwerke von Bizet, selbst ein hervorragender Pianist, sind bis auf die vierhändigen „Jeux d'Enfants“ weitgehend vergessen: Mona und Rica Bard lassen die ein- bis zweiminütigen Bilder des den Schumann'schen „Kinderszenen“ nachempfundenen Zyklus explosiv und atmosphärisch dicht entstehen: man sieht regelrecht die Schaukel, den Kreisel, das Karussell, die Seifenblasen, das Bockspringen und vieles mehr.
Poulencs Sonate für zwei Klaviere bleibt in ihrem spätromantischen, zum Teil auch janusköpfigen Stil wegen ihrer Entstehungszeit 1952 ebenso ein Anachronismus wie die süffige „Élégie“ (1959). Befremdlich ist, dass im Kommentar keine Kompositionsdaten genannt werden.