Man muss schon durch den Katalog des US-amerikanischen Labels Centaur forsten, um neben viel »Ordentlichem« auch einmal »Herausragendes« zu finden. Zu der erfreulichen Kategorie gehört die aktuelle CD des »EastWind Trio d'Anches« – ein Ensemble, dem man mehr Aufmerksamkeit auch außerhalb der fraglos kleinen Community von Rohrblatt-Fans wünscht. Es lohnt sich!
Wann genau und unter welchen Umständen das Trio d'anches (so die korrekte französische Schreibweise) im bunten Gattungskanon das Licht der Welt erblickte, ist noch immer nicht sicher belegt (es teilt dies Schicksal mit dem weit mehr etablierten Streichquartett). Eines ist aber sicher: Fast aus dem nichts entstand ab Ende der 1920er-Jahre ein ebenso bedeutenden wie umfangreiches Repertoire für das Ensemble aus Oboe, Klarinette und Fagott (nebst den verschiedenen Derivaten dieser Instrumente).
Und dennoch fristen nahezu alle Werk ihre Existenz im Schatten der offiziellen Musikgeschichte – vielleicht auch, weil gerade das unterhaltende Moment in den zumeist als Divertimento (also als eine Folge von knappen, vermeintlich leichgängigen Sätzen) angelegten Werken zu den besonderen Eigenschaften zählt.
Wie sich nun die drei Musiker aus Greesboro in North Carolina den hier versammelten sechs Werken annehmen, macht nicht nur große Freude, sondern läßt auch nachhaltig aufhorchen. Allein schon mit der angenehm direkten Akustik lassen sie ganz die Musik sprechen. Sie verstehen es dabei, das heitere, oftmals neobarocke Moment der Partituren in einer Weise zu beleuchten, die den künstlerischen Ernst des Gesagten vor Augen führt.
In dieser Weise erklingt auch das schon vielfach eingespielte Divertissement von Erwin Schulhoff in einem neuen Gewand: Statt die Sätze virtuos zu überdrehen, hinterläßt die Interpretation von EastWind eher den Eindruck einer dem Werk entgegenkommenden gesunden Distanz. Die Reise durch Polen, Ungarn und Tschechien macht jedenfalls klar, welch großes Füllhorn da noch auf eine Entdeckung wartet (einmal abgesehen vom französischen Repertoire!).