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Gerührtes, Gehacktes und Geschnitzeltes

Untertitel
Stomp auf Video: die Rhythmusshow beeindruckt auch visuell
Publikationsdatum
Body
Stomp out loud; Warner Vision Germany 1998, 60 Minuten Am Anfang war der Rhythmus. Und Luke Cresswell und Steve McNicholas nahmen den Rhythmus und zogen aus, den Rhythmus zu erforschen. Sie begegneten Besen, Stöcken, Regentonnen, Töpfen, Messern, Kaffeetassen, Schlüsseln, Rohren, Basketbällen, Feuertreppen und Mülltonnen und: akrobatischen Tänzern. Ihnen wurden eisenbeschlagene Arbeitsschuhe angezogen, und es entstand das Rhythmical: „Stomp“. „Stomp“: Rhythmus-Szenen im Alltag – in der Großstadt, auf der Straße, in der Baracke, in der Lagerhalle mit Instrumenten wie oben, und der unverständige Nachbar ist auch dabei. In der Großstadt: Skyline. Auf einem Hochhaus eine Gerüstwand. Daran aufgehängt Relikte des täglichen Lebens – outside und inside, Auto und Haushalt in Teilen. Menschen in Beckengurten davor holen das Rhythmischste aus ihnen heraus. Stoßen sich choreographisch ab und finden zurück. Eiger in Stahl. In schwindelnder Höhe. Dafür sorgt die Kameraführung. Sie schwingt mit und mit ihr der Zuschauer. Ohne Netz und doppelten Boden. Auf der Straße: Blick hinunter. Jungs spielen Basketball. Ein Pickup voll Schrott bahnt sich hupend den Weg und zieht seine Kreise. Der Zuschauer, mal drinnen, mal hängt er außen. Aber immer dabei. In der Baracke: Vier beim Karten. Gespannte Gesichter in Großformat. Mischen und Kloppen als Rhythmus-event. Dazu Schmatzen und Schnalzen und was der Mensch sonst noch so kann, wenn Konvention ihm‘s nicht verbietet. Der Koch, der unverständige Nachbar, möchte oft dazwischenfahren. Ihm wird‘s zu laut. Kennen wir ja. Um so einfallsreicher wird‘s dann doch. Trotz ist die Wurzel der Kreativität: Feuerleiter und was man sonst so findet. Alles hält her. Percussion, wohin man blickt – wenn man kann. Die Kamera schleudert den Zuschauer, wohin sie möchte. Dorthin möchte auch der Zuschauer. Rhythmusgenuß von allen Seiten. Und die Küche tanzt. Geschnitzelt, gerührt, gehackt. Alles rhythmisch. Das hat der Koch nun davon. Küchenwasser in den Abguß. Vier im grün erleuchteten Abwasser. Es geht weiter. Gewitter und Regen möchten dem Treiben ein Ende bereiten. Beides wird Rhythmus. Gewitter, der Paukenschlag. Regen, das Continuo. Rhythmus auf schwarzen und weißen Tonnen, auf Blech und Kunststoff. Auch eine Art Rhythmus. Man sieht ihn. Und naß wird‘s auch. Das weißblaue Licht sorgt dafür. Man spürt ihn. Der Zuschauer im Rhythmus-Sog. Inzwischen immer wieder auf der Bühne in der Lagerhalle. Finale: Klatschen und Schnipsen mit den Zuschauern. Man zieht sich zurück wie eine Abschiedssinfonie. Skyline im Abendrot mit Gerüstwand als Conclusion. „Brooms“: Der zweite Teil des Videos als 10minütiger Kurzfilm. Ein Manifest von „Stomp“. Der Straßenfeger ist ein kreativer Beruf und ein kommunikativer dazu. Er steckt an mit der rhythmischen Faszination des Besens. Die Straße ist zwar hinterher auch nicht sauberer, aber dafür ist alles verteilter. Übrigens, für den Oscar nominiert, denn man sah, daß es gut ist.

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