Das ist also der neue Trend der britischen „Popstars“-Ausgabe: Statt Schmuse-Pop wird ein wenig „dirty“ gerockt. Dieser „Underground“ hört sich natürlich auch nur an wie ein Klon aus Atomic Kitten und Sugababes, garniert mit einem ordentlichen E-Gitarren-Riff und einer Strophe im Kompressor-Sound. Der Rest ist typischer britischer Girls-Pop: Die Melodieführung zielt auf unverschämt gelungene Eingängigkeit, die rhythmische Struktur erzählt von den Resten des Drum&Bass-Garage im Weichspüler-Matsch. Völlig absurd wird’s im Video: Da winden sich die fünf gecasteten Model-Mädchen gefährlich dreinblickend und dennoch top geschminkt in irgendeinem feuchten Kellerloch hinter Maschendrahtzaun. Wie heißt es im Text: „The world is upside down. Water’s running in the wrong direction.“ In der Tat.
Evanescence: Bring Me To Life (Sony)
Angetrieben vom existenzialistisch-kitschigen Schwarzkittel-Look aus Filmen wie „Matrix“ oder „Daredevil“ (durch den diese Single gepuscht wurde), werden die dunklen Gedanken der Teenie-Welt gerne mit einer Mischung aus Härte und Sensibilität thematisiert. Die US-Newcomer Evanescence treffen diesen Tonfall in all seinen Klischees. Die Gitarren bratzen im typischen Nu-Metal-Sound durch den insgesamt wie ein zäher Brei wirkenden Track. Strukuriert wird der erst durch die stimmgewaltige Sehnsucht von Sängerin Amy Lee in Abwechslung mit den Rock-Raps von Gastsänger Paul McCoy. Beeindruckend ist allerdings, wie das „Teenager am Abgrund“-Feeling im Video getroffen wird: Welche Girlie-Depression findet sich nicht in den aufwändigen Bildern von Lee im weißen Nachthemd auf dem umstürmten Hochhausfenstersims wieder – hinter den Fenstern die Welt, die sie nicht versteht.