Der Trick ist plump, aber er funktioniert: Ein Kinderreim zum Germanenrock gibt dem ordinär stampfenden Beat den ordentlichen Schmiss. „Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein“ führt in die Bridge und die abzählenden Kinderstimmen ein. Und das ist in dem ganzen Donnerbalkengitarren-Getöse auch nötig, denn der drauf folgende Refrain „Augen auf, ich komme“ bremst mit seinem redundanten hymnischen Gestus das Tempo ziemlich ab. Doch so etwas braucht eine Hitsingle in diesem Marktsegment, denn es garantiert ordentliches Mitgröhlen in großen Konzertarenen. Da mag das Video so einfältig sein wie die Idee, den Jäger in einem Kinderspiel als dämonisch zu schildern. Sollen die computereffekt-behandelten, theatralischen Kindergesichter eigentlich erschrecken oder belustigen? Kaum vorstellbar, dass eines von beidem klappt.
Franz Ferdinand: Take Me Out
Vielleicht sind die Vorab-Lobeshymnen für die Band aus Glasgow doch berechtigt. Diese Single jedenfalls macht mit einer Frische ihre Aufwartung, als hätte sie gerade das Genre „knackiger tanzbarer Rocksong“ erfunden. Natürlich ist im Sounddesign die Schule des lässigen Wave-Punk vor 25 Jahren deutlich zu hören, von der scharf-mittigen Gitarre bis zum kehligen Gesang. Aber der Song verteilt großzügig mehrere tolldreist-eingängige Melodien und schafft darüber hinaus den Kunstgriff, nach einer Minute den ersten Punkrock-Eindruck zum Intro zu erklären, indem er per vorgetäuschter Tempo-Verlangsamung (von Betonung der Achtel auf Betonung der Viertel) jenen Rock in einen Discostomp verwandelt, ohne eigentlich den Sound zu verändern. Das ist ein richtig großer popmusikalischer Moment, der im Video zusätzlich geschürt wird. Denn dessen ausgefeilte grafische Gestaltung, die sich die Faszination amechanisch-technischer Zeichnungen zu Eigen macht, setzt diesen Stomp perfekt um.