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Musiktherapeutische Impulse für die Musikpädagogik. Erweiterte Perspektiven, Waxmann Verlag, Münster/New York 2024

Musiktherapeutische Impulse für die Musikpädagogik. Erweiterte Perspektiven, Waxmann Verlag, Münster/New York 2024

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Interdisziplinäre Perspektiven

Untertitel
Ein Tagungsband als Baustein für Kooperation zwischen Schulmusik und Musiktherapie
Vorspann / Teaser

Musiktherapeutische Impulse für die Musikpädagogik. Erweiterte Perspektiven, hrsg. von Karin Holzwarth u.a., Waxmann Verlag, Münster/New York 2024, 186 S., Abb., € 59,99, ISBN 978-37618-2526-6

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Der vorliegende Tagungsband erscheint anlässlich des 50. Jahrestages der Kooperation zwischen Schulmusik und Musiktherapie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT). Er ist inhaltlich in drei Teile unterteilt.

Zur Bedeutung und Rolle von (musikalischer) Bildung

Im ersten Teil geht es um dringend notwendige Gedanken zur gesellschaftlichen Bedeutung des Bildungswesens nicht zuletzt infolge der mittlerweile als falsch zu beurteilenden Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie und der bis heute nicht zufriedenstellend aufgearbeiteten Folgen für das Bildungssystem. Lösungsvorschläge zu machen ist das eine, sie politisch und praktisch durchzusetzen das andere vor allem mit Blick auf die Zuständigkeiten und die sich gerade verlagernden politischen Schwerpunkte. Integration und Inklusion haben da nicht gerade Konjunktur.

Der erste Teil thematisiert außerdem Grundsätzliches zur Bedeutung des interdisziplinären Verhältnisses zwischen den unterschiedlichen Studienbereichen der Elementaren Musikpädagogik, der Musik- und Instrumentalpädagogik und der Musiktherapie. Die HfMT ist hier ein leuchtendes Vorbild, das aber nicht überall als nachzuahmendes Beispiel dient, beziehungsweise wahrgenommen wird. Das gilt gleichermaßen für Universitäten wie für Musikhochschulen.

Inklusion, wenn sie denn jemals flächendeckend stattfinden sollte, obwohl sie seit 2009 verpflichtend ist, erfordert zum einen eine umfassende pädagogische Ausbildung, zum anderen aber auch eine Bereitschaft – einen Willen zur Umsetzung. Tiefgreifende Einblicke in alle möglichen Fächer der unterschiedlichen Studienbereiche gehört für mich in den entsprechenden Studiengängen dazu. Annäherungen zwischen Musikpädagogik und Musiktherapie gibt es schließlich spätestens seit Mitte der 1970er-Jahre, entsprechende Intensivierungen spätestens seit den 1980er-Jahren.

Der zweite Teil des Sammelbandes, Rückblicke und Entwicklungslinien, beginnt mit einer ebenso hochrangig besetzten (Hermann Rauhe, Hans-Helmut Decker-Voigt, Wolfgang Hochstein, Wolfgang Mahns) wie hochgradig interessanten Gesprächsrunde zwischen den „Gründungsvätern“ der Kooperation zwischen Schulmusik und Musiktherapie an der HfMT. Dem schließt sich ein Erfahrungsbericht von Dietmut Niedecken über ihre Unterrichtstätigkeit aus 31 Jahren an. Der letzte Beitrag zu diesem Teil gibt einen umfassenden Einblick in die derzeitige Gestaltung des Fächerkanons des Vertiefungsmoduls Musiktherapie an der HfMT.

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Musiktherapeutische Impulse für die Musikpädagogik. Erweiterte Perspektiven, Waxmann Verlag, Münster/New York 2024

Musiktherapeutische Impulse für die Musikpädagogik. Erweiterte Perspektiven, Waxmann Verlag, Münster/New York 2024

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Schlüsse für die Ausbildung

Einsichten und Ausblicke wollen die Beiträge im dritten Teil des Sammelbandes geben. So sei ein Nachdenken über Kooperationen laut Hans Bäßler nur dann sinnvoll, wenn es einen hochschulpolitischen Willen zur Veränderung, zur interdisziplinären Kooperation gibt – einen Willen, der sich nicht nur verbal kundtut, sondern der sich vor allen im Handeln zeigt. Ein solches Nachdenken sei nur dann fruchtbar, wenn es auch auf schulpolitischer Ebene und bei der Ausbildung von Lehrer*innen zu Veränderungen komme. Tut es das? Wie wir wissen, ist Bildung Ländersache. Einigkeit besteht hier nicht.

Ausgesprochen lehr- und hilfreich für das Verstehen psychodynamischer Prozesse nicht nur in psychologischen und/oder psychotherapeutischen, sondern auch in pädagogischen und eben auch in musikpädagogischen und musiktherapeutischen Settings ist das von Lorenzer bereits in den 1980er-Jahren entwickelte Konzept des Szenischen Verstehens, auf das sich der Beitrag von Gitta Strehlow bezieht.

Gerade aus dem Bereich der Förderpädagogik sind mir Szenen im Kopf geblieben, in denen genau dieses Verständnis gefehlt hat, weshalb es zu massiven Fehlhandlungen gekommen ist.

Durchlässigkeit in Studiengängen

Im Anschluss an drei kurze Beiträge aus der Instrumental- und der Schulpädagogik, die die Sinnhaftigkeit der Kooperation von Musikpädagogik und Musiktherapie für die Praxis verdeutlichen, appelliert Jonas Dietrich im letzten Beitrag des Sammelbandes für die Durchlässigkeit von Studiengängen in der Hochschulausbildung – eine Forderung, die ich nur im vollen Umfang unterstreichen kann. Es geht dabei nicht nur um die Durchlässigkeit von Studiengängen innerhalb einer Hochschule; meiner Meinung nach sollte hier die Möglichkeit von Kooperationen zwischen verschiedenen Hochschulen im Sinne einer umfassenden Qualifizierung der Absolvent*innen geschaffen werden.

Die Kooperation Musikpädagogik-Musiktherapie ist mit Sicherheit noch nicht vollends ausgestaltet. Dieser hervorragende und gut bebilderte Sammelband ist hierfür jedenfalls ein weiterer Baustein.

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