Hauptbild
Weckers neue CD "Ohne Warum" beim Label Sturm & Klang
Weckers neue CD "Ohne Warum" beim Label Sturm & Klang
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Konstantin Wecker und die Frage nach dem Warum

Publikationsdatum
Body

München - Ein krankes Wirtschaftssystem, abgewrackt und korrupt, Konzerne, die uns beherrschen: Es sind provokante Thesen, die Konstantin Wecker auf seinem neuen Album «Ohne Warum» (19. Juni) vorträgt. «Ich mache mir so langsam wirklich Sorgen um die Demokratie», sagt der Liedermacher dazu. Herausgekommen sind 16 Lieder mit einer eindringlichen Botschaft.

Von Altersmilde keine Spur: Konstantin Wecker wettert in seinem neuen Album gegen Krieg, Rechtsextremismus und die Diktatur der Finanzmärkte. Beim Schwarzmalen allein belässt er es zum Glück nicht.

Keine Musik, die man nebenbei im Hintergrund laufen lässt, sondern die zum Nachdenken anregt - auch wenn man die Meinung des Komponisten nicht teilt. Thema in den Texten des Pazifisten Wecker ist immer wieder das Leid durch Krieg und Gewalt. In «Der Krieg» verzichtet der 68-Jährige in weiten Teilen ganz aufs Singen, vielmehr ist es ein anklagendes Sprechen. Ein Lied widmet Wecker «Der Mordnacht von Kundus», als ein deutscher Oberst in Afghanistan einen Bombenangriff befahl, bei dem zahlreiche Zivilisten starben. Blechbläser sorgen für einen Hauch Marschmusik, der Text ist beißend ironisch.

Generell beeindruckt die Vielfalt an Instrumenten: Klavier, Gitarre, Cello, Klarinette, Trompete - selbst ein Dudelsack kommt zum Einsatz. Trotzdem wirken die Lieder schlicht, der Gesang steht im Vordergrund.

In weiteren Songs übt der in München lebende Wecker harte Gesellschaftskritik, fordert gar eine «Revolution». «Ein Prozent der Menschheit wird 2016 so viel besitzen wie 99 Prozent - die Gesellschaft hat versagt», erklärt der Liedermacher. Wie sehr wir in seinen Augen von äußeren Einflüssen gesteuert werden, zeigt er mit einer neu vertonten Version des Volkslieds «Die Gedanken sind frei». «Vielleicht sind die Gedanken nämlich doch nicht so frei», sagt Wecker.

Bei allem Schwermut hat Wecker aber auch hoffnungsvolle Lieder auf die neue CD gepackt. «Ich habe einen Traum» erzählt von Flüchtlingen, die wir bei uns aufnehmen und die wir als Bereicherung unserer Gemeinschaft ansehen - nicht als Störenfriede. «Es ist eine grenzenlose Welt, in der ich leben will», singt Wecker.

 

Dass das Album trotz so viel politischer Diskussion den Titel «Ohne Warum» trägt, ist für Wecker kein Widerspruch. Es geht ihm um die Selbstverständlichkeit, für eine Sache einzustehen, auch wenn man keinen Gewinn daraus zieht. «Meine Lieder singe ich ohne warum, einfach weil ich es tun muss.»

 

 

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!