Tic Tac Toe: Spiegel
Das zumindest haben die Verantwortlichen für Chartshits vom HipHop gelernt: Jenseits der Geld- und Sex-Leier taugt ein stoischer, verschleppt klopfender Beat auch nach wie vor dazu, allgemein Sozialkritisches zu verkaufen. Und so baute Star-Produzent Timo Oac (Söhne Mannheims) aus der Reunion-Single des deutschen Trios Tic Tac Toe eine schlichte, aber inhaltlich aufs Band-Image „rotzig-ehrlich“ fein abgestimmte HipHop-Pop-Nummer. Der Refrain macht mit den Textzeilen eine schöne Schleifenbewegung, die die Ausweglosigkeit der dargestellten Figuren unterstreicht, Klangröhrensounds markieren Gewichtiges, und in den Strophen erzielt ein leichtes Crescendo im Arrangement den Eindruck des Dringlichen. Man mag hinter Tic Tac Toe eine grässliche Promo-Maschinerie vermuten, doch das Thematisieren des Selbsthasses aufgrund gesellschaftlicher Zwänge („Und niemand hier versteht mich, ich fühle mich so eklig“) ist hier sogar noch im Videoclip gelungen. In Schwarzweiß umzingelt er die Protagonisten einer Selbsthilfegruppe, und so ganz nebenher werden gar Geschlechterklischees gebrochen, wenn Lee mit ihrer immer noch beeindruckend rauen Stimme den Part des männlichen Büro-Gemoppten übernimmt. Dessen Selbstmord ist übrigens nur in der unzensierten Fassung zu sehen.
Mattafix: Big City Life
Der HipHop-Beat von Mattafix bewegt sich in eine andere Richtung, obwohl doch Verunsicherung und Verzweiflung auch Thema von „Big City Life“ ist. Das Video gibt sich allerdings so konventionell wie die melodischen Motive, auch wenn die beunruhigenden Ereignisse geheimnisvoll bleiben, die hinter dem im Patois-Dialekt hörbar aus Jamaika stammenden Sänger geschehen. Warum in New York gedreht wurde, bleibt ebenso schleierhaft, schließlich hätte es London, die Heimat des Duos, genauso getan – zumal die zunehmende Wucht der Beats, die den Track charakterisiert, weniger dem US-HipHop als vielmehr der britischen Variante entspricht. So wirken Bild und Ton einfach nicht richtig rund.