Und immer den Mund ganz weit aufmachen bei den Vokalen. Wo man früher stilecht genuschelt sang zum satten Geschrammel des deutschsprachigen Indierock, schlägt sich wieder einmal die Lust am ehrlich geäußerten Gefühl in klarer Sprache und Intonation nieder. Thees Uhlmann, seit über zehn Jahren mit seiner Band Tomte unterwegs, nutzt diesen Kunstgriff nun, um seine Ästhetik der ehrlichen Haut stilistisch zu erden. Man sagt, was man meint, man meidet Ironie, oder um es mit einer zentralen Zeile des Liedes zu verdeutlichen: „Es ist die Leidenschaft, die treibt.“ Da erscheint es geradezu als Pflicht, die Struktur schlicht zu belassen, das Crescendo bis zur kurzzeitigen Öffnung der Schleusen am Ende über die dynamische Disziplin zu gliedern, das melodische Potential auf ein griffiges Motiv zu konzentrieren. Und für den Clip lässt man Freunde und Fans von allen Seiten nah an sich heran, benutzt deren Kamerabilder gleich mit – und schon ist’s nach drei Minuten eine große, selige und sogar glaubwürdige Lichterparty geworden.
Arctic Monkeys: When the Sun goes Down
Was die Glaubwürdigkeit eines ehrlichen Rockband-begleiteten Popsongs angeht, bleibt der breit verschluckte und lakonische Londoner Straßen-Slang ohne Frage unverwüstlich. Und Alex Turner versteht es mit seinen Arctic Monkeys die Geschichte eines Mädchens, das mittellos in den grauen verregneten Stadtstraßen lebt, in die entsprechende Form zu gießen. Da bleibt die Grundstimmung rau und kantig, geprägt von jenen unsauberen, doch energiereichen Einsätzen, die das Herz über die Technik stellen. Gleichzeitig transportiert „When the Sun goes Down“ diese Haltung aber mit erweiterten Harmonien, überraschenden Tempo-Wechseln und melodischer Rafinesse. Das Video nimmt diese Herangehensweise auf: Scheinbar fahrig montierte, nicht-linear erzählte Szenen von jenem Mädchen verdichten sich in der Summe zu einem so intensiven wie kunstvollen und damit angemessenen Stimmungsbild.