Heute ein vielleicht etwas ulkiger Tipp an dieser Stelle. „Lesen Sie mal wieder ein (gutes) Buch, gehen Sie doch mal wieder in eine Bibliothek, besuchen Sie ihre Eltern oder Kinder.“ Es ist doch bemerkenswert, wie sehr man von den technischen Medien häufig wie aufgefressen sich vorkommt. Man bemerkt mehr oder weniger unterschwellig, wie sehr man den Dingen jeden Tag aufs Neue nachspüren muss, darf, soll. In all der Informationsflut werden die Gedanken kürzer – aber deswegen eben nicht immer unbedingt besser.
Dabei ist es merkwürdig, dass die Apologie des Internets als dem Medium, was es erlaube, Öffentlichkeiten zu jeder Zeit und in jedem Raum herzustellen, das Medium, welches uns Befreiung von der Vorherrschaft vorgekauter Meinungen aus Politik und Journalismus versprach, zu einer großen Plapperstunde geworden ist. Vor etwas über 20 Jahren hatte der französische Soziologe Jean Baudrillard gefragt: „Wozu sollte man noch miteinander reden, wenn es so einfach ist, zu kommunizieren?“ Man könnte das jetzt alles als Gedusel typischer intellektueller Technikfeindlichkeit abtun. Die neuen Intellektuellen verstehen sich dagegen bestens auf das Netz und seine Strukturen und sehen die ungeheuren Chancen und Perspektiven. (Vor allem für neue Industrien natürlich.)
Bücher werden zu Bildschirmen und der Zugang wird über eine jeweils zu entwickelnde Software getätigt. In wessen Sinne das ist, dürfte auch klar sein.
Neue Bildungsmittel, neue Bindungsmittel. Auf vielen Seiten prangen jetzt verschiedene „Icons“, die ein „gefällt mir“ oder „bezahl mich“ (wie „flattr“) herausfordern. Wie immer ist das alles „die Lösung“ in der „Beta-“, das heißt Testphase. Irgendwann ist der Test vorbei, ein weiterer folgt. Und man wird feststellen, dass das ganze Internet nur ein immerwährender Test ist. Vom positiven Geist des Experimentellen ist es weiter entfernt denn je.
langsam
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