Es ist bedauerlich, dass viele „Perlen“ aus Musikleben und -forschung unter dem Radar der Sichtbarkeit laufen. Von manchen erfährt man nur durch einen Zufall. Die Musikwissenschaft macht da kaum eine Ausnahme. Nur wenn es mal im Kreise der internen Befindlichkeiten irgendwie kracht – häufig im Zusammenhang mit Persönlichkeiten, die dann doch in der Öffentlichkeit stehen, bekommt man etwas mit. Meistens nur den desolaten Zustand, wie er im akademischen Umfeld leider gewöhnlich ist seit jeher: Mauscheln und munkeln. Also: Was gibt’s Neues? Eine Musikgeschichte der DDR online, ja!
Musikgeschichte Online der DDR
https://mugo.hfmt-hamburg.de/
„Musikgeschichte Online ist ein Beitrag zur Grundlagenforschung. Zum einen soll Musikgeschichtsschreibung neu und anders gedacht werden, zum anderen werden die Chancen und Risiken des Internet für die Musikforschung und Musikvermittlung ausgelotet. Zu den Chancen gehören Non-Linearität, Multimedialität, multiples Peer Reviewing, die Option der Zweisprachigkeit, Interaktivität – nicht nur durch das Einbeziehen von Zeitzeugen – sowie Modularität und Erweiterbarkeit.“ Bevor das Vergessen unweigerlich kommt, sollte das Erinnern kommen. Einige Kernartikel sind von Kenner*innen der Szene verfasst. Gisela Nauck beispielsweise mit „Ensembles neuer Musik“, „Experimentelle Musik“, „Neue Musik“ – aber es gibt auch Beiträge zur Folkszene, zum Jazz, zu Punk und New Wave, zur Sorbischen Musik oder zur Marxistischen Musikgeschichtsschreibung. Viele Artikel sind noch nicht besetzt oder liegen leider erst in einer Kurzfassung vor. Gespannt darf man sein auf „Nischen, Schutzräume, Netzwerke“. Auch technisch ist das mit einer Zeitleiste und mit Bild- und Tondokumenten reichhaltig aufgebaut. Das könnte etwas Unentbehrliches werden!