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Officium Novum ECM
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„Manchmal wird Stille selbst zur Musik“: Jan Garbarek, das Hilliard Ensemble und „Officium Novum“

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In offensiver Geradlinigkeit, motiviert von unvergleichlichem Qualitätsmanagement in optischer, haptischer und akustischer Ausprägung, agieren die drei Großbuchstaben ECM weltweit im Dienste der Aufklärung. Manfred Eicher gibt da unbeirrt seit vier Jahrzehnten den Ton an, angetrieben und gesteuert von Mut und Risikobereitschaft und immer wieder aufs Neue geprägt vom Wissen darum, dass nur das Beste vom Allerbesten sich durchsetzt gegen die megamassenhaft hergestellte Schall- und Klangware allerorten. Das Authentische allein zählt.

„Officium Novum“, ECMs neuestes Album mit Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble, ist ein Projekt, das aus der Ruhe kommt, gewissermaßen. Es ist gewachsen, lange durchdacht und behutsam „gemacht“ worden im Studio. Nach Erfahrungen in Konzertsälen und Kirchen und Kathedralen. Es folgt auf „Officium“ (1993) und „Mnemosyne“ (1999) in gleicher Künstler-Kombination. Jetzt ist nicht Mittelalter und Renaissance „tonangebend“. Jetzt geht es um Orient und Okzident.

Die Hillliards sind auf Einladung von Tigran Mansurian nach Armenien gereist, um dort Konzerte zu geben. Da haben sie Hinweise bekommen auf die Quellenlage, auch der Orthodoxie in Russland. Jedes Musikstück von „Officium Novum“ ist ein Weg, sich von der Stille zu entfernen und wieder zu ihr zurückzukehren. „Aus Musik entsteht Stille. Und manchmal wird Stille selbst zur Musik.“ Als gedanklicher Hintergrund fungieren Texte, die teilweise auf Komitas beruhen, dem armenischen Musiker, Sänger, Dichter und Freiheitskämpfer. Claude Debussy bescheinigte: „Brillant, Vater Komitas! Ich verneige mich vor ihrem musikalischen Genie!“

Das Wesentliche dieser „Officium Novum“-Produktion erschließt sich allerdings aus der musikalischen Struktur und den ihr innewohnenden improvisatorischen Momenten. „Officium“ war (und ist) ein Opus mit Langzeitwirkung, mit einer Aura aus tiefer Melancholie und aus intensivem Trauern, aus der Sprachlichkeit des Saxophons, aus der Klanglichkeit des Gesangs. Die aktuelle Aneignung weithin unbekannten Denkens und Fühlens erkennt das in erweiterter Spiritualität, in neuer Tiefsinnigkeit, in überideologischer Exterritorialität. Diese CD repräsentiert gewiss kein „Dranhängen“ an einen früheren Erfolg. Das ist ein neues Modell. Hier werden Musik und Leben weiter gedacht.

„Wir brauchen diese Art von Musik mit ihren Requiem-Anklängen in dieser Zeit. Ich hoffe, dass die Menschen damit Flügel bekommen und auch andere Dinge hören, sehen und fühlen wollen, als dieses ganze Mittelmaß, das uns uninspiriert umgibt“, wie Manfred Eicher es komprimiert. Hier werden Seelen, Herzen, Hirne berührt sehr weit über ideologische Engstirnigkeiten hinaus, über religiöse Indoktrination und politisches Imponiergehabe hinweg. Das ist nicht zeitgeistig. Das ist Geist der Zeit mit Zukunftsperspektive.

„Officium Novum“ erscheint am 17. September.

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