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 Die aktuellen Gewinner des VdM-Medienpreises LEOPOLD, kritisch abgehört
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Nenn mich nicht mehr Häselein …

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Die aktuellen Gewinner des VdM-Medienpreises LEOPOLD, kritisch abgehört
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Die kleine Meerjungfrau +++ Ritter Rost und das magische Buch +++ Das tapfere Schneiderlein +++ Nenn mich nicht mehr Häselein! +++ Die drei kleinen Schweinchen/König Karotte +++ Gordon Kampe: WUM und BUM und die Damen DING DONG +++ Willi Astor: Der Zoo ist kein logischer Garten/Kindischer Ozean 2 +++ Die Blindfische: Hausmusik +++ Dezemberpäckchen +++ Jin und die magische Melone +++

Die kleine Meerjungfrau
Von Hans Christian Andersen
SWR Young CLASSIX/Helbling
Für Kinder ab 5 Jahren

In meiner Kindheit war das eines der traurigsten Märchen, die ich kennenlernen durfte. Denn die kleine Meerjungfrau nimmt viele Qualen auf sich, um einen Prinzen zu erobern, der sich letztendlich nicht für sie entscheidet. Hier wurde alles etwas entdramatisiert und modernisiert. Erzählt wird das Märchen neu von der Schauspielerin Hanna Plaß zur 2005 uraufgeführten Meerjungfrau-Kantate des dänischen Komponisten John Høybye. Das SWR Vokalsensemble und das Villa Berg Quartett unter Christian Meister singen und spielen freudig auf. Schön auch das Booklet, das zum Rätseln, Bas­teln und Mitmachen einlädt. Gelungen.

Ursula Gaisa


Jörg Hilbert, Felix Janosa:
Ritter Rost und das magische Buch

Annette Betz/Ueberreutter
Für Kinder ab 4 Jahren

Der wievielte Ritter-Rost-Band ist das jetzt eigentlich? Und der wievielte, der mit einem Leopold dekoriert wurde? Wir geben zu, den Überblick verloren zu haben. Und bekennen überdies, von den letzten Abenteuern nicht mehr ganz so begeistert gewesen zu sein wie dereinst. Wenn die Erinnerung nicht täuscht, dürfte der letzte Geniestreich, vor allem was Felix Janosas musikalischen Anteil betrifft, jene Episode gewesen sein, da der Ritter an akuter Beatlemania erkrankt war. Schwamm drüber – hier schwingt sich das legendäre Duo Janosa/Hilbert beinahe wieder zu alter Stärke auf und liefert einen schönen, wie immer mit liebevollen Details illustrierten Band ab. Nicht ohne magische Hilfe freilich, die in Gestalt eines geheimnisvollen Buches in des Drachen Koks gerade nicht so fabelfantastische Lebenslage tritt. Als spätes Echo der Pottermania ist der Name des dafür verantwortlichen Zauberers zu werten (Zacharias Aldus Rumpelohr), als Anspielung auf Goethes Zauberlehrling die außer Kontrolle geratene Vermehrung der zunächst durchaus willkommenen, weil haushaltshelfenden Knetleute, die Koks mithilfe des magischen Buches erschafft. Dazu gibt’s jede Menge guter Songs zwischen rhythmisch verzwickter Fusion, faulem Blues und Fabrikmusik mit Kraftwerk-Anklängen. Verbindlichsten Dank!

Juan Martin Koch


Das tapfere Schneiderlein
Ein Märchen der Gebrüder Grimm, neu erzählt von Ute Kleeberg. Erzähler: Ulrich Noethen
Edition See-Igel
Für Kinder ab 5 Jahren

Wenig überraschend ist auch in diesem Leopold-Jahrgang wieder die Edition See-Igel mit ihrem bewährten Konzept als Preisträgerin dabei. Wirkte in Produktionen vergangener Jahre die Kombination der Kammermusikwerke mit den Märchenerzählungen mitunter etwas willkürlich, so trifft die Stückauswahl im vorliegenden Fall wie die Faust aufs Auge. Oder wie der Stein auf einen der Riesen, die das tapfere Schneiderlein schlau gegeneinander aufhetzt. Mozarts Divertimenti  Nr. 4 und 5 für zwei Klarinetten und Fagott charakterisieren den gewitzten Aufsteiger und Aufschneider bestens; mit Charles Koechlins „Les haies fleuries“ für zwei Klarinetten (es spielen Uwe Stoffel und Kurt Berger) kommt passend zum Auftritt des Einhorns eine ganz neue, magische Farbe ins Spiel; kleinlaut gibt das Schneiderlein seiner erlauchten Gattin seine wahre Herkunft mit einer Romanze Ignaz Pleyels preis. Der köstlichste Moment ist dann aber, wenn der wunderbare Märchenerzähler Ulrich Noethen in der Wildschwein­episode augenzwinkernd raunt: „…aber das Schwein roch ihn auch…“, und Albrecht Holder dazu Koechlins Monodie für Fagott solo bläst. Nach dem Happy Ende gibt‘s dann Mozarts viertes Divertimento nochmal komplett am Stück. Ein gekonnter Streich, fürwahr!

Juan Martin Koch


Gordon Kampe: WUM und BUM und die Damen DING DONG
Sunnyi Melles, Beethoven Orchester Bonn, Ltg. Dirk Kaftan
Dabringhaus und Grimm
Für Kinder von 5 bis 10 Jahren

2009 hat die Gelsenkirchener Autorin und Gründerin des Kindertheaters PAPPMOBIL, Brigitte Werner, das Bilderbuch WUM und BUM und die Damen DING und DONG geschrieben. Es handelt von zwei markigen Herren und zwei feinen Damen – Genderstereotype, die heute für Kinderbücher nicht mehr angesagt sind, aber vielleicht dennoch aus dem Leben sprechen. Die vier leben zusammen in einem Haus und gehen sich gut nachbarschaftlich gehörig auf den Wecker. Es gibt nur zwei Lösungen fürs dieses Problem. Jeder zieht für sich alleine – oder man arrangiert sich und lebt weiterhin zusammen. Wie das geht, kann man seit 2017 auch als Musiktheater erleben. Komponist Gordon Kampe, 1976 geboren in Essen, also nicht weit weg von Gelsenkirchen, und vielleicht war er ja mal als Kind Gast bei Werners Mitmachtheater, hat sich den Stoff vorgenommen und ein Musiktheater geschrieben, das tatsächlich voller Wums und Bums ist – und auch Dings und Dongs ertönen zahlreich. Durch die Handlung führt die Resi-Schauspielerin Sunnyi Melles: Sie schlüpft mit Lust in die Rollen aller vier Charaktere. Wer mit seinen Kindern nicht die Gelegenheit hatte, in der Oper Bonn das Beethovenorchester Bonn live zu erleben, dem sei dieser Mitschnitt wärmstens empfohlen.

Andreas Kolb


Die drei kleinen Schweinchen/König Karotte
Orchestermärchen für Sprecher und Kammerorchester von Andreas N. Tarkmann
Coviello Classics
Für Kinder ab 5 Jahren

„Die drei kleinen Schweinchen“ – quietschfidel treten sie in Tarkmanns musikalischen Orchestermärchen in Erscheinung. Einzig der berüchtigte böse Wolf kann diese Stimmung zwischenzeitlich trüben. Die Meininger Hofkapelle trägt kleine Hörerinnen und Hörer mit bildhaften Leitmotiven höchst musikalisch durch das Märchen und der Kinderchor der Meininger Kantorei lädt zum Mitsingen ein. Das Happy End fehlt hier ebenso wenig wie bei „König Karotte“, der sich auf Grundlage der Operette „Le roi Carotte“ von Jacques Offenbach in so manche Gemüse-Affäre verstrickt. Aussagekräftige Stücke von filigran bis fulminant laden auch einmal länger zum Lauschen ein.

Valerie Probst


Nenn mich nicht mehr Häselein!
Café Unterzucker spielt Tierlieder
Trikont/Indigo
Für die ganze Familie

„Nenn mich nicht mehr Häselein in der Öffentlichkeit“, „Gunter, Gunter, sei mal nicht so munter, komm doch mal runter“ (ein Lied über ein zu aktives Faultier) oder „Einhornschnitzel“ – wer da nicht schmunzeln muss … Und das unterlegt mit Swing, Boogie und allerlei „Jazz für Kinder und Nichtkinder“. Das Café Unterzucker, selbst ernanntes „Institut für ungesüßte Kinderkultur und unversäuerten Erwachsenenschmarrn“, mit Tobi Weber (Musik), Richard Oehmann (Texte) und Gast Luise Kinseher heben sich wieder wohltuend von üblichen „Kinderliedern“ ab und bringen Witz und Schwung in die Familie.

Ursula Gaisa


Willi Astor: Der Zoo ist kein logischer Garten/Kindischer Ozean 2
Universal/Karussell 06025 7744127
Für die ganze Familie

„Astors Texte entstehen nach dem deutschen Reimheitsgebot und stammen alle aus seinem Einfallsreich – der Humor kommt hier also noch direkt vom Erzeuger.“ Dieser Satz findet sich auf der Homepage des Liedermachers, Komponisten und Schauspielers Willy Astor. Reim Dich oder ich fress Dich, könnte man auch zu seinem Reimspielen sagen und wem’s gefällt, der kann seinen Kindern, Nichten und Neffen die brandneue CD von Astor unter den Weihnachtsbaum legen: ein prall gefülltes Album mit 36 Titeln, an denen Gäste wie Piet Glocke, Martina Schwarzmann, Olaf Schubert, Harald Lesch, Gerhard Polt und andere Kabarett-Kolleg*innen mitwirken. „Der Zoo ist kein logischer Garten“ ist Astors zweite CD für Kinder unter dem Titel „Kindischer Ozean“: Wilde Reime in leider recht altbackenem, größtenteils harmlosem musikalischen Gewand. „Vers mags“ kann man dazu nur in bester Astorscher Manier sagen. 

Andreas Kolb


Die Blindfische: Hausmusik
Knallfrosch Musik
Für Kinder von 5 bis 10 Jahren

Wer ein Beispiel für gute Kindermusik im Sinne Thomas Hartmanns sucht (siehe nmz 6/2021) – hier ist es: Die Blindfische – das sind Andi Steil (Gesang, Schlagzeug, Perkussion), Rolf Weinert (Gesang, Bass, Gitarre) und  Roland Buchholz (Gesang, Gitarre, Bass) – bevölkern ihr musikalisches Haus mit 19 Liedern, die wirklich witzig getextet, originell arrangiert und sorgfältig musiziert sind. Der Clou, der durch entsprechende Kurzporträts im Booklet flankiert wird: In jedem Song wird ein bestimmtes, oft sehr besonderes Musikinstrument oder eine spezielle Klangerzeugung „gefeatured“, etwa eine Balaleika („Balabiker“), Boomwhackers („Sommer“) oder Beatboxing („Freudentanz“). Ganz selbstverständlich kommen somit auch verschiedenste Stile ins Spiel, wenn zum Beispiel die „Hausmusik“ zur „House music“ wird oder – schön um die Ecke gedacht – der Ritter „Ludwig Schepperhemd“ dank eines Banjos im Wilden Westen landet. Textliches Kabinettstück ist das glockenspielumklingelte „ABC – hört mal wie ich geh“, herrlich albern wird’s mit dem „Flohtanz“ und dem „Heuler“. Mehr davon!

Juan Martin Koch


Dezemberpäckchen
Klassische Musik und Geschichten von Ute Kleeberg und Hans Christian Andersen
Edition See-Igel
Für die ganze Familie

Von scheinbar unscheinbaren Kleinigkeiten und zauberhaften Begegnungen erzählen die warmen Stimmen von Barbara Auer, Friederike Wagner und Christian Brückner. Gedankenvolle Geschichten über „Die kleine Haselnussfrau“, den „Herrn Müller Nikolaus“, der im vierten Stock im Mietshaus wohnt, und die „Zwölf mit der Post“ regen Groß und Klein zum Nachdenken an. Mit der namensgebenden Geschichte „Dezemberpäckchen“ schafft es Ute Kleeberg, das osteuropäische Märchen „Der Wundervogel“ neu aufleben zu lassen und zieht ab dem ersten Moment die Hörer*innen in ihren Bann. Umrahmt werden die Geschichten von ruhigen und andächtigen Sätzen von Bizet, Franck und Händel, gespielt von Streicherensemble und Klavier. Für den Nachklang im Ohr sorgt endlich ein beschwingter spanischer Tanz von Granados.

Valerie Probst


Jin und die magische Melone
Eine musikalische Reise entlang der Seidenstraße von Howard Griffiths
Hug Musikverlage
Für Kinder ab 6 Jahren

Mit einem fliegendem Teppich in ferne Länder reisen – wie viele Kinder haben davon schon einmal geträumt… In der originellen Geschichte von Howard Griffiths können diese Träume beinahe wahr werden: Der Geist Jin, vom Wettergeist in eine Melone verzaubert, macht sich mit dem jungen Sven per Teppich auf den Weg entlang der Seidenstraße auf die Suche nach exotischen Instrumenten. Die vom Brandenburger Staatsorchester fabelhaft musizierte Komposition von Fabian Künzli steht mit originalen Instrumenten und fernöstlichen Klängen in derart harmonischer Symbiose zur Geschichte, dass man durchaus von einem Gesamtkunstwerk erster Klasse sprechen kann. Zusätzlich zum Hörspiel, das von Martina Gedeck großartig gesprochen wird, gibt es in der gebundenen Ausgabe Illustrationen von Karin Hellert in künstlerischen Aquarellen zu sehen. Alles in allem ein absoluter Genuss für Auge und Ohr – und das nicht nur für Kinder!

Valerie Probst

 

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