Singing in French *** Reynaldo Hahn (1874–1947): Sérénade. Duett für Tenor und Bariton, Klavier und anderes *** Gabriel Fauré (1845–1924): Après un rêve. Stimme und Klavier *** César Franck (1822–1890): Panis angelicus. Stimme und Klavier *** Découvrir l’Opéra français. Adam, Gretry, Massenet, Offenbach, Thomas. Airs pour Ténor et Piano *** Wolfgang Rihm (geb. 1952): Vier späte Gedichte von Friedrich Rückert. Für mittlere Stimme und Klavier *** Duetto buffo di due gatti. Heiteres Katzen-Duett für zwei Katzen, zwei Kater oder Katze und Kater gemischt
Singing in French. The Boosey Voice Coach – learning through repertoire. Selection and notes by Mary King, Boosey & Hawkes Music Publishers Ltd. 2009, Medium/low voice Edition ISMN 979-0-060-11943-9, ISMN 978-0-85162-550-8; High voice Edition ISMN 979-0-060-11942-2, ISMN 978-0-85162-549-2
Diese Anthologie französischsprachiger Lieder – Mélodies – Traditionals, einschließlich der Anleitung zu sprachlich-phonetischer, interpretatorischer sowie technischer Lernhilfen erweisen sich für Unterrichtszwecke als sehr nützlich. Doch drängt sich die Gegenüberstellung zu „The Art of French Song“ von 1999, bei Peters (EP 7519, ISMN M-57708-161-8) erschienen und von Roger Nichols herausgegeben, auf. Der „Boosey Voice Coach“ ist zwar mit seiner Liedauswahl zum Einstieg in das mit 15 Stücken vertretene französischsprachige Repertoire repräsentativ, doch überlässt die zweibändige Peters-Ausgabe mit 47 Stücken dem Gesangspädagogen viel mehr Spielraum zur Auswahl stilistischer Charakteristik und deshalb zur Definition von Schwierigkeitsgraden. Schade, dass Boosey & Hawkes die Liedtexte nur in französischer Originalsprache mit englischer Übersetzung abdruckt. Peters dagegen berücksichtigt auch die Übertragung ins Deutsche.
Mary King präsentiert ein pädagogisches Werk zur Heranführung an die französische Gesangsliteratur. Nach einem einführenden Vorwort werden sämtliche Lieder einzeln erläutert. Hintergrundinformationen über „Notes“ (Entstehung der Lieder und Textverständnis), „French“ (Ausspracheregeln – Accents – Liaison), „Skills“, was soviel bedeutet wie Geschicklichkeiten (Recitative – The aria – Repeats and ornamentation) sind eine echte Praxishilfe. Das findet sich auch bei Peters ausführlich in „Bemerkungen zum Vortrag ‚französischer Kunstlieder‘“ (Aussprache – Interpretation – Historische Anmerkungen).
Noch eine weitere Bemerkung zur Notation der Boosey & Hawkes-Edition: Balken über kurze oder auch rhythmisierte Notenwerte stören den syllabischen Textverlauf lesetechnisch erheblich. Nichtsdestotrotz: Druck und Gestaltung des Bandes lassen kaum Wünsche offen. Empfehlenswert für alle Sängerinnen und Sänger, die sich mit französischer Gesangsliteratur vertraut zu machen gedenken.
Reynaldo Hahn (1874–1947): Sérénade. Duett für Tenor und Bariton, Klavier. Text von Victor Hugo, Heugel S.A., Paris, HE 21983, ISMN 979-0-047-2198; – Cantique. Sur le bonheur des justes et le malheur des réprouvés. Für eine Frauenstimme (f’–g’’) und Klavier, Text von Jean Racine, Heugel S.A.,Paris, HE 18386, ISMN-979-0-047-18386-6; – Agnus Dei. Duett für Sopran und Bariton, Klavier, Heugel S.A., Paris, HE 18745, ISMN-979-0-047-18745-1; – O Salutaris. Tenor und Klavier, Heugel S.A., Paris, HE 20643, ISMN-979-0-047-20643-5
Der in Caracas geborene und als Dreijähriger mit seinem deutschstämmigen Vater und seiner spanischstämmigen Mutter nach Paris übergesiedelte Reynaldo Hahn studierte schon als Elfjähriger am Conservatoire de Paris bei Jules Massenet Komposition. Seine ersten Lieder schrieb er mit 14 Jahren. Er galt als „chanteur des salon“ der Pariser Gesellschaft. In Paris organisierte er Mozart-Festivals, stand auch selbst am Dirigentenpult, war als Musikkritiker bei „Le Figaro“ tätig. In den 1920er-Jahren verabschiedete er sich von der mondänen Eleganz der Belle Epoque. 1945 übernahm er die Direktion der Pariser Oper und wirkte bis zu seinem Lebensende als Professor für Gesangsinterpretation an der von Alfred Cortot gegründeten École normale de musique. Das Œuvre des Studienfreundes von Maurice Ravel und zeitweiligen Lebensgefährten von Marcel Proust ist umfangreich.
Mal über- und mal unterschätzt, stets im Wandel des Zeitgeschmacks, so könnte man die Neuauflage der vier Stücke beurteilen. Dem Verlag sei Dank, dass er dem Vergessen seine Reminiszenz erweist.
„Cantique“ fügt sich ideal in jedes Liedrepertoire, zum Beispiel im Konnex zu Liedern von Reynaldo Hahns Lehrmeister Jules Massenet, Claude Debussy, Maurice Ravel, Charles Gounod und anderer Meister seiner Zeit. Gut und schön, leicht und gefällig!
Gabriel Fauré (1845–1924): Après un rêve. Stimme und Klavier (Hoch d-Moll, mittlere Stimme c-Moll, tief b-Moll). Text: Romain Bussine, Herausgeber: Roger Nichols, Edition Peters, EP 71902, ISMN 979-0-57708-5
Gabriel Fauré vertont ein Gedicht seines Freundes Romain Bussine, träumerisch, triolisch-schwebend: „Hélas! Hélas, triste réviel des songes...“ – in großen Intervallschritten über eineinhalb Oktaven hinweg ein trauriges Erwachen aus dem Traum! Achtung: kein zu sentimentales, trübseliges Andantino, so wird es im Vorwort angemahnt! Das Gedicht ist original Französisch sowie in Englisch und Deutsch abgedruckt.
César Franck (1822–1890): Panis angelicus. Stimme und Klavier (Hoch G-Dur, mittlere Stimme F-Dur, tief Es-Dur). Text aus dem Hymnus „Sacris Solemnis“ von Thomas von Aquin, Herausgeber: Gordon Stewart, Edition Peters, EP 71799, ISMN 979-0-57708-713-9
Panis Angelicus nimmt es in Kirchen und Konzertsälen an Popularität mit dem „Largo von Händel“ auf. Jeder kennt es. Dank der sorgfältigen Peters-Ausgabe wird den Nichtlateinern die Übersetzung in englischer, deutscher und französischer Sprache zur Hilfe gereicht. Poco lento – nicht in die Gefühlfalle taumeln! Also – das ist Wasser auf die Tretmühle des sängerischen Alltags!
Applaus gebührt den Herausgebern und dem Verlag, die sich der Mühe unterzogen haben, Lied und Arie beider Autoren in dreierlei Tonarten in einem Heft anzubieten. Vergessen, die Mühe des Transponierens im Unterricht! Wer hat auch schon dreierlei Tonarten in den Fingern?
Découvrir l’Opéra français. Adam, Gretry, Massenet, Offenbach, Thomas. Airs pour Ténor et Piano. Herausgeber: Francoise Semellaz, Heugel S.A., HE 33 877, Cahlier-Réf.: BG, Distribution pour le monde entier, HE 33 878, CD-Réf.: GG, Alphonse Leduc, Paris, ISMN-979-0-047-33877-8
Sieben Tenorarien von Adam, Gretry, Massenet, Offenbach und Thomas sind von der französischen Chorleiterin und Gesangspädagogin Francoise Semellaz mit Einführung und Aussprachehilfe versehen und ins Englische übersetzt, neu herausgegeben worden. Eignungstest: Für Tenöre im fortgeschrittenen Stadium erweist sich die Sammlung als geeignetes Unterrichtsmaterial.
Wolfgang Rihm (geb. 1952): Vier späte Gedichte von Friedrich Rückert. Für mittlere Stimme und Klavier, Universal Edition, UE 34330, ISBN 978-3-7024-6646-6
1) Gestern war, und morgen ist nicht; ist denn wirklich heute?
2) Der Reigen dreht ohn Unterlass
3) Weltgeheimnis
4) Verwelkte Blumen
Wolfgang Rihm, Komponist und Essayist – zwei Seelen in einer Brust –, und genau diese Zusammenfügung lässt begreifen, warum seine Musik aufs Wort, auf Poesie eine so unnachahmlich sensible, empathische Wirkung zu erzielen vermag. „Gestern war...“: Terzen begleiten in ruhigen Triolen im unendlichen Erinnern schwebend den Gestus, um mit zwei sich reibenden Quinten beim „Ist denn wirklich heute?“ im Hier und Jetzt anzukommen. Zitat Wolfgang Rihm: „Musik entsteht, indem auf Musik geantwortet wird.“ Friedrich Rückert ist Spätromantiker. So wie der Dichter „Alles besungen was er gelebt hat“, so ist ihm auch kein sprachliches Ausdrucksmittel von Klangmalerei, Gestik und hintergründiger Semantik zu bedeutungslos, um nicht von einer Reihe von Komponistinnen und Komponisten adäquat in Musik gesetzt zu werden. Robert und Clara Schumann, Felix und Fanny Mendelssohn gehören zu den Protagonisten. Wolfgang Rihm folgt der Klangphilosophie der vier letzten Gedichte von Friedrich Rückert expressiv mit memoriertem, bedeutungsgeladenem Klang.
Duetto buffo di due gatti. Heiteres Katzen-Duett für zwei Katzen, zwei Kater oder Katze und Kater gemischt. Nach dem Erstdruck neu herausgegeben von Wolfgang Birtel, Edition Schott, ED 09853, ISMN 979-0-001-15798-8
Aus Gioachino Rossinis Feder stammt die „Katzenmusik“ in der Form, die hier neu aufgelegt worden ist, leider nicht – so viel ist sicher! Sie wurde von einem englischen Musiker als Potpourri aus unterschiedlichen Quellen zusammengesetzt. Nur ein bisschen Rossini steckt im Mittelteil und ist der Cabaletta des Rodrigo aus Rossinis Oper „Otello“ entlehnt. Berühmte Sängerinnen und auch Sänger hatten einen Heidenspaß. Und sogar für Kinder ist „Miau“ nachvollziehbar.