Wolfram Wagner: Variations Suite for Solo Flute. Doblinger +++ David Philip Hefti: Modules für Flöte solo. Edition Kunzelmann +++ Ruth Wiesenfeld: Inflexionen for solo flute. Verlag Neue Musik, Berlin +++ Charles Marie Widor: Suite Opus 34 für Flöte und Klavier. G.Henle Verlag +++ Jacques Martin Hotteterre: Principes de la Flûte, hrsg. von Karl Kaiser. Edition Walhall +++ Elisabeth Weinzierl/Edmund Wächter: Flöte spielen. Klavierbegleitung Band. Ricordi +++ Elisabeth Weinzierl/Edmund Wächter: Flöte spielen. Spielbuch B für Flöte und Klavier (mit CD). Ricordi +++ Dirko Juchem: Flute Tracks. Doblinger +++ Tilmann Dehnhard: flutebeatboxing. Universal Edition +++
Wolfram Wagner: Variations Suite for Solo Flute. Doblinger 35023, ISMN 979-0-012-19308-1
Wolfram Wagner, wohnhaft in Wien und Professor für Tonsatz und Komposition, legt mit der Variations Suite ein komplexes Solowerk vor. Zwei Ideen stehen im Vordergrund: 1. Variationen, basierend auf einem zu variierenden Thema, 2. Die Form der Suite als eine Folge von Tanzsätzen. Das Thema ist angelehnt an die Allemande der Partita in a-Moll für Flöte von J.S. Bach. Manche Floskeln kommen bekannt vor, aber die Struktur der Melodie verändert sich oftmals minimalistisch, in sich variierend. Weitere Variationen folgen im Stile von Walzer, Tango Calypso, Langsamer Walzer und Blues/Rock and Roll, in eine Passacaglia mündend. Die Notation ist traditionell gehalten, nur Flageoletti werden als erweiterte Technik benutzt. Mit einer Länge von circa 14 Minuten ist das Solo eine Herausforderung für alle. Aber es ist auch möglich, es nur in Teilen aufzuführen. Zu der spielerischen Schwierigkeit kommt leider der unübersichtliche Notendruck, der wenig Lust auf Üben macht. Geht das nicht besser bei diesem bekannten Verlag?
David Philip Hefti: Modules für Flöte solo. Edition Kunzelmann GM 1899, ISMN 979-0-2062-0180-6
Der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Komponist Hefti schrieb seiner Auftraggeberin ein relativ langes (8 Seiten) Solo für Flöte. Schon die vorangestellte Legende der verschiedenen Techniken lässt Schwierigkeiten erahnen. Module = Bausteine aus Klängen, Rhythmen und aus Tonreihen, die sich zu längeren Passagen entwickeln, werden gereiht, variiert in Tonhöhen, durch Dynamik und Klangverfremdungen. Nicht alle Multiphonics in der angegebenen Griffweise funktionieren auf der Flöte mit C-Fuß. Da muss der Interpret selbst tüfteln. Jedenfalls ein Solo, an dem man zeigen kann, was die Flöte hergibt.
Ruth Wiesenfeld: Inflexionen for solo flute. Verlag Neue Musik, Berlin, NM1746, ISBN 978-3-7333-1324-1
Der Begriff Inflexionen, aus dem Englischen hergeleitet, bedeutet Beugungen. Im musikalischen Kontext gesehen stellt es sich dar durch Motive in kleinen Intervallen, verbunden unter anderem durch die Stimme, Glissandi, Tremoli und Whistletöne. Das Themenmaterial ist begrenzt, wird aber immer wieder anders vernetzt. Für etwas geübte Leser in „moderner“ Notation ist die Schreibweise gut lesbar. Space Notation ermöglicht dem Spieler freier im Zeitmaß zu spielen. Ansonsten ist alles in herkömmlicher Notenschrift mit einer Legende der Veränderungen vorweg. Das Solo hat einen eher meditativen Charakter, der sich in circa 7 Minuten ausbreitet. Quasi als Nachwort sind Informationen zu R. Wiesenfeld und bereits erfolgte Publikationen in diesem Verlag abgedruckt.
Charles Marie Widor: Suite Opus 34 für Flöte und Klavier. G.Henle Verlag HN 1218. ISMN 979-0-2018-1218-2
Der Henle Verlag legt eine Neuausgabe der Suite von Charles Marie Widor vor, die sehr zu begrüßen ist. Die Suite gehört zum virtuosen Standard Repertoire der Flötisten und lag bislang nur in der Ausgabe des französischen Verlages Heugel vor. Die deutsche Neuausgabe lässt sich angenehmer durch den gewählten Notensatz und das gelbliche Papier lesen. Das leidige Problem des Blätterns im vierten Satz ist bestens gelöst durch eine weitere Seite zum Ausklappen. Der Klavierpart wurde mit Fingersätzen versehen durch Klaus Schilde. Ernst-Günter Heinemann setzt als Herausgeber der gesamten Ausgabe ein informatives Vorwort voran und einen ausführlichen Revisionsbericht an den Schluss.
Jacques Martin Hotteterre: Principes de la Flûte, hrsg. von Karl Kaiser. Edition Walhall EW 924, ISMN M-50070-924-4
Diese wunderbare Ausgabe ist ein Muss für alle Spieler des Traverso, der Blockflöte und Oboe, die sich per se mit „Alter Musik“ beschäftigen. Aber auch für die gelegentlichen Spieler französischer Barockmusik bis circa 1730 sind die Ausführungen von Hotteterre interessant. Karl Kaiser hat die „Principes de la Flûte“ neu übersetzt. Die Kommentare zu den Texten sind vielfach nötig für unser Verständnis der damaligen Spielweisen. Hotteterre verwendet viel Raum für die Querflöte, da diese seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Mode kam und noch nicht so häufig in Traktaten beschrieben wurde wie die Blockflöte oder Oboe. Im Anhang finden sich ausführliche Grifftabellen für die drei Instrumente nicht nur für die „normalen“ Griffe sondern auch für die Griffweisen der Triller und anderer Verzierungen. Eine lohnende Lektüre.
Elisabeth Weinzierl/Edmund Wächter: Flöte spielen. Klavierbegleitung Band. Ricordi Sy.2935, ISMN 979-0-2042-2935-2
Passend zum Band B der Flötenschule liegt ein Spielbuch als Ergänzung vor mit kurzen Stücken, zum Beispiel von Händel, Mozart, Gossec, Dussek und Kronke. Im Inhaltsverzeichnis sind Empfehlungen, zu welchem Kapitel der Schule welches Werk als Ergänzung passen könnte. Aber man kann die Sammlung auch losgelöst von der Schule benutzen. Die Klavierbegleitung ist, wenn es eben möglich ist, vereinfacht, so dass auch Schüler oder weniger versierte Lehrer den Part übernehmen können. Die beigefügte CD bietet zu einigen Stücken eine langsamere (Übetempo) und eine schnellere (Zieltempo) Version an. Die Ausgabe ist sowohl in der Flöte als auch in der Klavierstimme groß gedruckt. Das ist einerseits gut zu überblicken, besonders für Brillenträger, andererseits täten es etwas kleinere Notenköpfe auch, was vielleicht sogar Papier sparen würde.
Elisabeth Weinzierl/Edmund Wächter: Flöte spielen. Spielbuch B für Flöte und Klavier (mit CD). Ricordi Sy.2942, ISMN 979-0-2042-2942-0
Nicht jeder Lehrer oder gar Schüler mag immer den dicken Klavierband für alle Ausgaben der Flötenschule mitschleppen. Da ist der extra Klavierband zur Schule mit nur 16 Seiten angenehm leicht und in gewohnter Qualität als da ist: sehr große Drucktypen (etwas kleiner würde auch ausreichen, es sei denn man hat eine Sehschwäche), festes Papier. Der Band wäre eine lohnende Investition.
Dirko Juchem: Flute Tracks. Doblinger D 35039, ISBN 978- 3- 902667- 49-6
Gerade junge Flötisten sind interessiert an den vielen Möglichkeiten, die die Flöte spielerisch hergibt. Neben den meist eher intellektuellen modernen Kompositionen bietet gerade der Jazz eine große „Spielwiese“, diverse andere Spieltechniken anzuwenden. Dirko Juchem, ist einer der derzeit aktiv publizierenden Jazzflötisten. Im vorliegenden Band „Flute Tracks“ nimmt er Bezug auf eine seiner veröffentlichten CDs „RazzFazz“. Anhand von 12 Songs erläutert er den abgedruckten Notentext mit der dazu passenden Theorie, das heißt die Besonderheiten in puncto Skalen, Rhythmus, Timing, Phrasierung, Spielweisen und Spieleffekte, Patterns. Die beigefügte CD bietet lediglich das Playback, so dass man für die Vollversion die originale CD erstehen muss, um auch manche Erklärungen zur persönlichen Spielweise Juchems nachvollziehen zu können. Wer dies alles hat und verstanden hat, kann sich dann getrost mit anderen Musikern zur Jamsession verabreden, um Juchems Kompositionen mit Hilfe der Leadsheets zu covern.
Tilmann Dehnhard: flutebeatboxing. Universal Edition UE 36619, ISBN 978- 3-7024-7287-0
„Studies & Pieces“ ist der Untertitel zum neuen Heft von Dehnhard. In diesem wird das Kapitel über Flutebeatboxing aus seinem umfangreichen Buch „The New Flute“ ausgewählt und durch viele Übungsstücke in ansteigendem Schwierigkeitsgrad (Bronze, Silber, Gold und Platin) vertieft. Im Vorwort (deutsch und englisch) stehen gute Tipps und Ermunterungen sowie Erklärungen zur Notation. Über den Kompositionen selbst stehen dann nur noch die notwendigen Anmerkungen. Als Schmankerl am Schluss: Anregungen, wie man bekannte klassische Melodien wie Beethoven „Für Elise“ oder Mozart „Der Vogelfänger“ mittels Beatboxing kreativ verändern kann und neu belebt.