Vanhal, 1739 in Böhmen geboren, verbrachte den größten Teil seines Lebens in Wien, wo er nach einem Studium bei Carl Ditters von Dittersdorf als einer der ersten freiberuflichen Musiker seinen Lebensunterhalt vom Ertrag seiner Werke sowie als Musiklehrer bestritt. Mit seinem mehr als siebenhundert Werke umfassenden Schaffen (Sinfonien, Kammer- und Instrumentalmusik) prägte er den Stil der Wiener Klassik nachhaltig. Heute begegnet man Vanhal hauptsächlich im Klavierunterricht, wenn Sonatinen gearbeitet werden, neben Clementi und Dussek (die allerdings vorwiegend für dieses Instrument schrieben). Die drei weitaus schwierigeren zusammengehörigen Sonaten in Es-Dur, g-Moll und G-Dur sind Spätwerke und wurden kurz vor dem Tod des Komponisten (1813) veröffentlicht. Sie lassen auf Ausreifung der kompositorischen Entwicklung schließen, zeigen Stilsicherheit und pianistisches Gespür. Sie erfordern allerdings auch eine geschulte Lauf-, Griff- und Akkordtechnik. Sie stehen qualitativ durchaus im Kontext der reifen Wiener Klassik.
Johann Baptist Vanhal: Drei Sonaten für Klavier. Ludwig Doblinger KG Wien-München Vanhal, 1739 in Böhmen geboren, verbrachte den größten Teil seines Lebens in Wien, wo er nach einem Studium bei Carl Ditters von Dittersdorf als einer der ersten freiberuflichen Musiker seinen Lebensunterhalt vom Ertrag seiner Werke sowie als Musiklehrer bestritt. Mit seinem mehr als siebenhundert Werke umfassenden Schaffen (Sinfonien, Kammer- und Instrumentalmusik) prägte er den Stil der Wiener Klassik nachhaltig. Heute begegnet man Vanhal hauptsächlich im Klavierunterricht, wenn Sonatinen gearbeitet werden, neben Clementi und Dussek (die allerdings vorwiegend für dieses Instrument schrieben). Die drei weitaus schwierigeren zusammengehörigen Sonaten in Es-Dur, g-Moll und G-Dur sind Spätwerke und wurden kurz vor dem Tod des Komponisten (1813) veröffentlicht. Sie lassen auf Ausreifung der kompositorischen Entwicklung schließen, zeigen Stilsicherheit und pianistisches Gespür. Sie erfordern allerdings auch eine geschulte Lauf-, Griff- und Akkordtechnik. Sie stehen qualitativ durchaus im Kontext der reifen Wiener Klassik.Johann Baptist Vanhal: 24 kleine Duette. Schott Musik International, Mainz
Die der Princess Charlotte of Wales gewidmeten vierhändigen Stücke „for the Amateurs“ (Titelbezeichnung der 1809 bei M. Hindmarsh in London erschienenen Ausgabe) zeichnen den Verwendungszweck schon vor: Einfache, für beide Spieler gleich schwere, kurze reizvolle Stücke zum Blattspiel wie auch zum Vortrag geeignet. Nicht mühevolles Üben, sondern Freude am gemeinsamen Musizieren zu jeder Gelegenheit stehen hier im Vordergrund. Es liegt im Ermessen des Lehrers, den richtigen Zeitpunkt dafür festzulegen.
Theodor Kirchner: Reflexe, Sechs Walzer für Klavier op. 76. Amadeus Verlag, Winterthur/Schweiz
Der Amadeus-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Vergessenheit geratene Komponisten musikalisch zu neuem Leben zu erwecken. Zu ihnen gehört auch Theodor Kirchner, der gleich mit mehreren Veröffentlichungen bedacht wurde. Neben den hier zu besprechenden „Reflexen“ kann noch auf die „Nachklänge“ op. 53 und „Romanzen“ op. 22 verwiesen werden.
Kirchner wurde 1823 geboren, studierte in Leipzig an der neugegründeten Musikhochschule, verließ diese aber kurze Zeit später wieder, um ein Organistenamt auf Empfehlung Mendelssohns in Winterthur anzutreten. Weitere Stationen waren Zürich (Vereinsdirigent), Würzburg, wiederum Leipzig, Dresden (Lehrer am Konservatorium) und Hamburg, wo er im Jahre 1903 starb. Seine lyrischen Klavierstücke stehen zweifellos in der Tradition Schumanns und Mendelssohn Bartholdys, so zum Beispiel die Klavierstücke op. 12/13 („Lieder ohne Worte“), op. 14 („Phantasiestücke“) oder op. 17 („Neue Davidsbündlertänze“). In seinem Klavierwerk spielen stilisierte Tänze eine wichtige Rolle (Mazurken, Polonaisen, Kindertänze), wobei die Walzer quantitativ herausragen und sich eher an Brahms orientieren. Die „Reflexe“ erschienen 1886 bei Friedrich Hofmeister in Leipzig. Sie gehören zu den später entstandenen Walzern und sind „Reflexe ihrer Vorgänger“ (Reinhold Sietz). Die Tempoangaben (Animato, Poco lento, Vivace, Poco Allegro, Allegro, Moderato cantabile) lassen schon auf den ersten Blick erkennen, welche Arten von Walzern uns hier erwarten. Spritzige, rhythmisch-metrische, figurative Elemente stehen elegant gezeichneten Linien gegenüber. Im Schwierigkeitsgrad (oft sehr großgriffig) vergleichbar mit den Walzern seiner Zeitgenossen Brahms und Chopin.
Robert Fuchs: „Tautropfen“ op. 112. Amadeus Verlag, Winterthur/Schweiz
Der im Jahre 1847 in der Steiermark geborene Robert Fuchs studierte am Wiener Konservatorium und wurde später an seine Ausbildungsstätte als Professor für Theorie und Komposition berufen. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Hugo Wolf, Gustav Mahler und Anton von Zemlinsky. Als hochgeschätzter Musiker beeinflusste er wesentlich das Musikgeschehen im damaligen Wien, wo er 1927 starb. Das kompositorische Schaffen umfasst nahezu alle Gattungen. Die „Tautropfen“ entstanden wahrscheinlich um 1920 und sind dreizehn kurze, im Schwierigkeitsgrad mit den „Kinderszenen“ Schumanns vergleichbare Stücke ohne Titel. Überwiegend getragen, zurückhaltend, anmutig, aber auch wehmütig und schwebend im Charakter strahlen sie mit ihren lyrisch fließenden Linien romantische Überschwenglichkeit aus, sind voller Liebenswürdigkeit und tänzerischer Eleganz: eben Tautropfen. Neben Tschaikowskys „Kinderalbum“ und den bewährten Stücken Schumanns, könnte diese Neuerscheinung zu einem festen Bestandteil der Unterrichtsliteratur werden.