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Betäubend, melancholisch, hammerhart

Untertitel
Asiatische und deutsche Violinküche
Publikationsdatum
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Ryo Kunihiko: Korean Folk Tunes*** Taras Yachshenko: Autumn Poem für Violine und Klavier *** Ludwig van Beethoven/Christian Tetzlaff: Kadenzen

Ryo Kunihiko: Korean Folk Tunes, Schott Mainz 2009, ED 13148

Nachdem Ryo Kunihiko ein Jahr lang als Anästhesist gearbeitet hatte, begann seine weniger betäubende Arbeit als Pianist, Komponist und Produzent. Seine musikalischen Infusionen reichen von Klassik, Rock bis zur Weltmusik. Er rührte in seiner asiatischen Komponistenküche unter anderem viele Soundtracks zu berühmten Filmen und Online-Computerspielen an. Sein Song „Frontier“ wurde zur offiziellen Hymne der 2002 in Busan ausgetragenen Asienspiele. Samsung wählte seine Komposition „Echoes“ als Musik für ihren Werbespot aus. Die Korean Folk Tunes sind 20 traditionelle Mittelstufen-Arrangements, die den alten koreanischen Rhythmus enthalten mit ausführlicher Einleitung über Rhythmen, Tonleitern und Tonarten. Die traditionelle Musik Koreas zeichnet sich durch ungewöhnliche Rhythmen, Melodien und Phrasierungen aus. Alle Stücke sind als Play­along-CD mit einem Ensemble eingespielt, sodass deutsche Hörnerven entnarkotisiert werden und Begeisterung entwickeln können für die feine koreanische Komponistenküche.

Taras Yachshenko: Autumn Poem für Violine und Klavier, W.G. Haas-Musikverlag Köln, 2009, ISMN M-2054-1214-2

Das „Autumn Poem“ beschreibt impressionistisch die fallenden Blätter im Herbst. Über den asiatischen Küchentraum zieht wabernd die melancholisch-nebelige Soße der deutschen Tiefebenen. 1964 in Kyiv (Ukraine) geboren, lebt Yachshenko seit 1993 in München. Bis 1995 besuchte er die Fortbildungs- und Meisterklasse an der Münchener Hochschule bei dem Komponisten Dieter Acker. Der Violinsatz stammt von der renommierten Violinistin Natalija Raithel.

Ludwig van Beethoven/Christian Tetzlaff: Kadenzen, Schott Mainz, 2009, ED 20482

Dass ein Komponist ein Violinkonzert zu einem Klavierkonzert umgearbeitet hat, ist einzigartig (außer Bachs Transkriptionen). Beethoven hat diese Version mit einer Kadenz für Klavier und Pauke versehen. Tetzlaff veränderte in Boguse-Manier das Grundrezept dahingehend, dass er nun für seine ers­te Aufführung des Violinkonzertes die Kadenz umschrieb. Eier und Backpulver entfallen, dafür hat er die harmonische Struktur der Vorlage beibehalten, auch die dramatische Interaktion mit der Pauke unter Verwendung hammerharter Schlegel beim anfänglichen Geschwindmarsch. Nach 240 Grad im Backofen kam es zu Schrumpfungen gegenüber dem Originalteig, der Geschmack ist aber der Geige angemessen.

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