Wenn man bei der Zauberfee aus Band 11 (siehe nmz 10-2012) der legendären Kindermusical-Serie einen Wunsch frei gehabt hätte, so wäre es vielleicht der nach einer längeren Verschnaufpause für das bewährte Autorenduo Hilbert/Janosa gewesen. Allzu blass war diese Folge geblieben und schlug weder musikalisch noch erzählerisch nennenswerte Funken. Doch nun galt es in diesem Jahr, den 20. Geburtstag des rostigen Ritters gebührend zu feiern (siehe S. 9), sodass neben einem neuen regulären Band als Sondergeschenk „Das große Ritter Rost Buch“ die Fortsetzungssehnsucht der Fangemeinde stillen soll.
„Neu“ ist im Falle des Abenteuers „Ritter Rost wird Filmstar“ allerdings ein relativer Begriff, denn die treuen Sammler der Serie haben seit einiger Zeit den Sonderband „Englisch mit Ritter Rost“ im Regal stehen (siehe nmz 11-2002). Auf eben diesem basiert nun die Filmstar-Geschichte, wobei fünf der elf Songs deutsche Versionen der seinerzeit auf Englisch eingespielten Nummern sind und ein Lied („Ich möcht ein Prominenter sein“) aus einer anderen Produktion übernommen wurde. „What colour is my chameleon“, die mit Abstand beste Nummer aus dem „Rusty Movie“-Band, fehlt leider, und auch die Story rund um das in die Eiserne Burg einfallende Filmteam hat in der nun leicht modifizierten Form kaum an Drive zugelegt.
Wunderbar gelungen ist Felix Janosa allerdings der glamourös-nostalgische Filmmusik-Sound in drei der neuen Lieder („Lieblingsfilme“, „Was kann ich denn dafür“, „Leb wohl“), und wie er den groovetechnisch in die Jahre gekommenen „Blechdance“ nun ins Daft-Punk-Zeitalter herübergeholt hat, das ist schon eine Klasse für sich.
Dass Janosa auch die kleine, intime Form nicht verlernt hat, zeigt im „großen Ritter Rost Buch“ der Song „Wenn Rösti kocht“. Zwei Jazzgitarren reichen ihm für das vom Drachen Koks unnachahmlich vorgetragene Loblied auf des Ritters fragwürdige Kochkünste, von dem man gerne noch eine weitere Strophe gehört hätte. Ansonsten ist der Geburtstagsband mit 80 Seiten und elf zum Teil neuen Liedern üppig bestückt. Neben der Geschichte, die mittels eines Tages der offenen Tür eine offenbar angepeilte neue Leser- und Hörerschaft in die Eiserne Burg und ihr Personal einführen soll, und den wie immer abgedruckten Liedern laden eingeschobene Sonderseiten mit Spielen, Hintergrundinfos oder einem schönen Wimmelbild zum Stöbern und Schmökern ein.
Wer die wahren Herren über Schrottland sind, das lassen die Herren Hilbert und Janosa am Ende eine ungebetene Besucherin (deren wahre Existenz hier nicht ausgeplaudert werden soll) spüren: Gleichsam als „Dei ex machina“ greifen sie höchstselbst in die Geschichte ein und stellen so das gewünschte Ende her. Im Gedächtnis wird dieser Band allerdings wohl vor allem durch eine tiefschürfende, Brecht eigenständig weiterdenkende Erkenntnis bleiben, an der Mies, der Werwolf, uns in seiner Eigenschaft als personifizierte Medienkompetenz teilhaben lässt: „Erst kommt das Fressen, dann die Kultur. Und dazwischen kommt noch Fernsehen. So ist das.“
- Jörg Hilbert/Felix Janosa: Ritter Rost wird Filmstar. Terzio/Carlsen 2014. 48 Seiten, Audio-CD, € 19,95, ISBN 978-3-551271-24-2
- Jörg Hilbert/Felix Janosa: Das große Ritter Rost Buch. Terzio/Carlsen 2014. 80 Seiten, Audio-CD, € 19,95, ISBN 978-3-551271-22-8