Johann Sebastian Bach: Sechs Suiten für Violoncello solo, BWV 1007–1012, herausgegeben von Egon Voss. Henle HN 666, ISMN M-2018-0666-2
Hier treffen wir auf eine sehr gründlich überarbeitete und mit einem ausführlichen Vorwort (unter anderem zur Quellenlage) sowie einem Anhang mit zahlreichen Bemerkungen zu Phrasierung und Artikulation versehene Ausgabe auf der Grundlage der Abschrift von Anna-Magdalena Bach. Sie enthält eine unbezeichnete Urtextstimme sowie eine Stimme mit sparsam verwendeten Fingersätzen und Strichbezeichnungen von Reiner Ginzel. Beide praktische Stimmen enthalten die originale Skordatur-Version sowie eine Umschrift in klingende Notation. Die ausgezeichnete Lesbarkeit wird zusätzlich unterstützt durch eine sehr intelligent gelöste Aufteilung des Notentextes. Die Spielstimme für die sechste Suite beschränkt sich auf eine Einrichtung für das moderne Cello, die leichte Eingriffe in die Textgestalt der Akkorde notwendig machten. Die authentische Form findet sich im Urtext-Teil.
Johann Sebastian Bach: Drei Sonaten für Viola da gamba und Cembalo, G-Dur, D-Dur, g-Moll, BWV 1027–1029, herausgegeben von Ernst-Günter Heinemann. Henle HN 676,
ISMN M-2018-0676-1
In jeder Hinsicht ist auch dies eine gelungene Neuausgabe von Bachs Gambensonaten, die eine wichtige Bereicherung für das Repertoire der tieferen Streichinstrumente darstellen. Neben der Spielstimme für das Originalinstrument (Fingersatz und Strichbezeichnung von Rainer Zipperling) ist auch eine separate Spielstimme für Violoncello enthalten (eingerichtet von Claus Kanngießer). Die Cembalostimme wurde von Klaus Schilde mit Fingersätzen versehen. Im Vorwort geht der Herausgeber auf die Entstehungsgeschichte der als Einzelwerke komponierten und überlieferten Sonaten ein, im Anhang finden sich zahlreiche Bemerkungen zur Quellenlage. Die ausgezeichnete Lesbarkeit wird zusätzlich unterstützt durch eine sehr intelligent gelöste Aufteilung des Notentextes. Bachs Cello-Opus ist als Spielliteratur ab der oberen Mittelstufe einsetzbar.
Antonio Vivaldi: Sonate a-Moll für Violoncello und B.c., op. 14 N°3, RV 43 (mit Play along CD), herausgegeben von Josef Hofer. Dowani DOW 3502, ISMN M-700-23219-1
Diese zum Standardrepertoire eines jeden Cellisten zählende Sonate ist in der vorliegenden Ausgabe mittels beiliegender CD auf vorbildliche Art und Weise methodisch aufbereitet. Zu hören sind zunächst die Konzertversionen der einzelnen Sätze. Zum (Play-Along-)Üben ist dann jeweils die Klavierstimme zu hören, bei den schnellen Sätzen sogar in drei unterschiedlichen Tempi: langsames, mittleres und Originaltempo. Da macht das Üben einfach Spaß! Die Fingersätze und Striche der Cellostimme wurden von dem in Liechtenstein lebenden Cellisten und Pädagogen Josef Hofer eingerichtet und sind ausgesprochen hilfreich (ab Unterstufe 2).
Edvard Grieg: Sonate op. 36 in a-Moll und andere Werke für Violoncello und Klavier, herausgegeben von Ernst-Günter Heinemann. Urtext, Henle HN 790.
Erschienen 1883, erfreut sich diese Sonate nach wie vor großer Beliebtheit und dürfte wohl jedem Cellisten, der auf sich hält, bekannt sein. Im Vorwort dieser sorgfältig bearbeiteten Neuauflage erfährt man höchst interessante Details zur Entstehungsgeschichte: Gewidmet dem drei Jahre älteren Bruder John, der in Leipzig Cello studierte, bestritt Edvard Grieg die Uraufführung im Oktober1883 im Dresdner Tonkünstlerverein gemeinsam mit Friedrich Grützmacher, noch im gleichen Monat erfolgte die Leipziger Erstaufführung gemeinsam mit Julius Klengel. Die letzte Aufführung mit ihm selbst am Klavier fand im Mai 1906 in Amsterdam statt, ein Jahr vor seinem Tod – am Cello: der damals 30 Jahre alte Pablo Casals. In den abschließenden Bemerkungen finden sich überdies sehr detaillierte Hinweise zu den zahlreichen Revisionen, die Grieg selbst im Laufe der Zeit vorgenommen hat.
Die vorliegende Ausgabe enthält noch ein frühes Intermezzo aus dem Jahre 1866 und zusätzlich – als Erstausgabe! – Griegs eigenhändige Transkription des Allegretto aus seiner Vio-linsonate op. 45, entstanden als Geburtstagsständchen für den cellospielenden Bruder John. Die Klavierstimme wurde von Einar Steen-Nökleberg eingerichtet, Fingersatz und Streichbezeichnungen der Cellostimme stammen von David Geringas. Fazit: Wer Cello spielt und Grieg mag, kommt an dieser Neuausgabe nicht vorbei, eine Anforderung ab der oberen Mittelstufe.
Tristan Schulze: Tango Apasionado für Violoncello und Klavier.
Doblinger 03831
Mit dem vorliegenden circa fünfminütigen „Tango apasionado“ gelang dem Komponisten ein ebenso temperamentvolles wie kurzweiliges Stück, das alles hat, was man sich von dem Genre verspricht: glutvolle Rhythmik, beseeltes Timing, schwülstig-dichte, bisweilen dramatische Harmonik. Durchgehend im Violinschlüssel notiert und nur auf der A-Saite zu spielen, verlangt der Cellopart zunächst ein sicheres Spiel in allen Halslagen einschließlich der fünften Lage. Im weiteren Verlauf schwingt sich die Melodie hinauf in den Tonraum bis zum a’’. Wer die Daumenlage noch nicht beherrscht, möge eine Oktave tiefer transponieren oder besser noch, sich spätestens jetzt motiviert fühlen, sie anhand dieses sehr dankbaren Stückes zu erlernen – es lohnt sich, empfehlenswert ab Mittelstufe.
Felix Battanchon: Souvenir de Beethoven op. 8 für Violoncello und Klavier, herausgegeben von Holger Best.
Hofmeister FH 2946, ISMN M-2034-2946-3
Eigentlich eine Bearbeitung, uraufgeführt 1857 in Leipzig, die auf den Variationssatz (Thema – Andante quasi Allegretto) aus Beethovens Streichtrio op. 8 zurückgeht, das um 1796/97 entstanden ist. Das musikalische Material ist bis auf das Finale identisch, während aber bei Beethoven die Streicher ihre thematische und begleitende Rolle wechseln, liegt das Thema bei Battanchon immer beim Cello. Dem Notentext vorangestellt ist ein Vorwort mit biographischen Angaben über den wenig bekannten Komponisten Felix Battanchon, im abschließenden kritischen Bericht weist der Herausgeber sorgfältig alle vorgenommenen Veränderungen beziehungsweise Korrekturen nach. Das Thema mit seinen vier teils virtuos gearteten Variationen und dem von fulminanten Arpeggien geprägten Finale verlangt auch dem versierten Cellisten einiges Können ab (ab Mittelstufe 2). Das Werk ist spieltechnisch jedenfalls deutlich höher anzusiedeln als die bekannten Variationswerke Beethovens und stellt eine lohnenswerte Herausforderung dar, insbesondere für diejenigen, die schon immer der Meinung waren, dass die Klassik eindeutig zu wenig kammermusikalische Literatur für diese Besetzung hervorgebracht hat.
Sophie Seibt: Drei Romanzen op. 1 für Violoncello (Violine) und Klavier.
Eres 1949, ISMN M-2024-1949-6
Die vorliegenden drei Romanzen (1. Moderato, 2. Andante con moto, 3. Poco agitato) der aus Köln stammenden Komponistin (19. Jh., Lebensdaten unbekannt) wurden erstmals um 1843 vom Kölner Verlag Eck u. Comp. als op. 1 gedruckt und stehen als getragene, melodiöse Charakterstücke den Mendelssohn’schen „Liedern ohne Worte“ nahe. In ihrem sehr lesenswerten Begleittext (u.a. zur Rolle komponierender Frauen in dieser Epoche) verweist Freia Hofmann auf eine Rezension in der Neuen Zeitschrift von 1844. Gelobt wurden die Romanzen hier als „lyrische Stücke mit meist weicher elegischer Färbung, in denen die Gemüthssprache, der gefühlreiche Gesang das Hauptelement, alles Virtuosenhafte mithin ausgeschlossen“ sei, hervorgehoben wurde ferner „die bei aller Einfachheit reiche Harmonik.“ Diesem Lob kann man sich meines Erachtens auch aus heutiger Sicht vorbehaltlos anschließen. Geeignet erscheinen diese Stücke für die obere Mittelstufe. Der Ausgabe liegt eine Spielstimme für Violoncello sowie für Violine bei (jeweils ohne Strichbezeichnungen und Fingersätze für den praktischen Gebrauch). Amüsant: die französische Karikatur auf das Violoncellospiel von Frauen aus dem Jahre 1847 auf der Rückseite der Klavierstimme.