Für die einen ist sie die Dietrich-Nachfolgerin als internationaler Star und kühle Diva, für die anderen schlicht eine „Sängerin ohne Stimme“, wie sie Ella Fitzgerald einmal nannte. An Hildegard Knef scheiden sich die Geister, nie aber hat sie lauwarme Gefühle geweckt. Ihre Karriere begann sie als Schauspielerin im Trümmerfilm der Nachkriegsjahre: „Die Mörder sind unter uns“ machte sie über Nacht zum DEFA-Star. 1947 holte sie Hollywood-Legende David O. Selznik nach Übersee, wo sich Hildegard Neff – so ihr amerikanischer Name – mit der Dietrich anfreundete, zusammen mit dem Fernfahrer Rock Hudson Sprechunterricht nahm, sich aber anfangs gar nicht wohl fühlte. Erst im zweiten Anlauf schaffte sie den Sprung in die wirklich großen Hollywood-Filme.
Hildegard Knef: 17 Millimeter; Till Brönner (tr), Kai Rautenberg, Frank Chastenier (p), Chuck Loeb (git) u.a.Red Moon – eastwest EW 3984-29736-2 Für die einen ist sie die Dietrich-Nachfolgerin als internationaler Star und kühle Diva, für die anderen schlicht eine „Sängerin ohne Stimme“, wie sie Ella Fitzgerald einmal nannte. An Hildegard Knef scheiden sich die Geister, nie aber hat sie lauwarme Gefühle geweckt. Ihre Karriere begann sie als Schauspielerin im Trümmerfilm der Nachkriegsjahre: „Die Mörder sind unter uns“ machte sie über Nacht zum DEFA-Star. 1947 holte sie Hollywood-Legende David O. Selznik nach Übersee, wo sich Hildegard Neff – so ihr amerikanischer Name – mit der Dietrich anfreundete, zusammen mit dem Fernfahrer Rock Hudson Sprechunterricht nahm, sich aber anfangs gar nicht wohl fühlte. Erst im zweiten Anlauf schaffte sie den Sprung in die wirklich großen Hollywood-Filme. Unvergessen ist ihre Cole-Porter-Interpretation in „Schnee auf dem Kilimandscharo“, Porter war so begeistert, dass er ihr ein Braodway-Musical auf den Leib schrieb: „Silk Stockings“. Eine zweite Karriere als Sängerin begann, die sie mit selbst verfassten Texten auch in Deutschland als Schlagersängerin weiterverfolgte. Lieder wie „Eins und eins“, „Er hieß nicht von Oertzen“ oder der Klassiker „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, der als neue Version mit Extrabreit zusammen 1993 wieder den Sprung in die Charts schaffte, sind längst zu Evergreens geworden.Nach ausgedehnten Ausflügen ins Schriftstellerleben, „Der geschenkte Gaul“ wurde ein Bestseller, legt die Grande Dame des deutschen Chansons mit 74 Jahren und rund 20 Jahre nach dem Erscheinen ihres letzten offiziellen Albums „Da ist eine Zeit“ ein neues Werk mit ihren vertonten Dichtungen vor: „17 Millimeter“, so der Titel, fehlten ihr zum Glück. Ihre Fans macht sie mit diesem Album aber sicherlich froh. Um sich versammelt hat die Knef eine Schar hoffnungsvoller Jungstars: Jazztrompeter Till Brönner gibt nicht nur einfühlsam zarte Trompeten-Soli zum Besten, sondern hat den Großteil der Songs auch arrangiert und zusammen mit Jens Kuphal produziert. Auf einem jazzigen dichten Klangteppich fühlt sich die alte Dame mit ihren Sprechgesängen sichtlich wohl und gut aufgehoben. Als Einstieg wählt sie einen melancholischen nachdenklichen Rückblick: „Wer war froh, dass es Dich gab?“, denn „die Frage quält, weil sie wirklich zählt“. Aber – typisch Knef – richtig hängen lässt sie den Kopf nicht: Version ’99 von „Eins und eins“ ist voller Schwung und Temperament, und augenzwinkernd stellt sie im Titelsong fest, „dass es gut war wie es war, das weiß man hinterher...“
Über die HipHop-Variante von „Im 80. Stockwerk“ und das zerkratzte „Er geht mir rundum auf den Geist“ kann man sicherlich streiten, zu alter Form läuft Hilde aber immer wieder auf, wenn sie heiter-melancholische Geschichten aus dem Alltag („Herr Kalecke an der Ecke“) oder „Zum Schluss“ in einem klassischen Piano-lastigen Chanson „den Herbst da draußen“ – „und in mir“ besingt. Aber ganz am Ende soll es wieder rote Rosen regnen, und wenn sie schließlich nach den ersten beiden Refrains, die nur vom Klavier gespielt werden, mit ihrer brüchigen rauhen Stimmer einsetzt, überläuft es einen kalt – so oder so.