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In Debussys Klangwelt

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Neue Urtextausgaben bei Bärenreiter
Publikationsdatum
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Claude Debussy (1862–1918): Deux Arabesques pour le Piano, Bärenreiter, Kassel 2007, BA 8768 (Urtext), Hrsg.: Regina Back, Fingersätze Frederik Palme
– Suite bergamasque, Kassel 2007, BA 8769 (Urtext), Hrsg.: Regina Back, Fingersätze Frederik Palme.

Der Verlag Bärenreiter und die Herausgeberin Regina Back überraschen mit zwei Neueditionen der Klavierwerke Deux Arabesques und Suite bergamasque von Claude Debussy. Nach der wirklich fesselnden Lektüre von Texten, Noten und kritischem Kommentar weiß man entschieden mehr von Debussys subtiler Klavierwelt. Die Edition bringt erstmals Klarheit, soweit möglich, über die bei Debussy oft vorhanden Verwicklungen vom Schritt der Entstehung bis zu den verschiedenen Drucklegungen, einschließlich verschiedener Revisionen mit allen Irrtümern und Fehlern. Beide Publikationen bieten grundsätzliche Erläuterungen zu Titel- und Satzüberschriften, Ästhetik und Aufführungspraxis, Pedalgebrauch, Tempo und Phrasierung, Fingersatz, Artikulation, Ausdruck und Dynamik.

Debussy versah seinen filigranen Klaviersatz mit genauen Vortragszeichen und Spielanweisungen, deren Ausführung strikt zu beachten ist. Er hatte klare Vorstellungen von seinem Klang-ideal, so unbestimmt und schwebend es auch manchmal anmuten mag. Aufschlussreich sind in dieser Hinsicht die schriftlichen Äußerungen Debussys und die eigenen Tonaufnahmen auf Welte-Mignon Klavierrollen aus dem Jahre 1912, die mittlerweile auf CD zu hören sind. Beide Arabesquen entstanden um 1890/91 und die Suite bergamasque 1890. Sie bilden den Auftakt zum Klavierwerk neben den gleichzeitigen Stücken Reverie, Ballade, Danse, Valse romantique und Nocturne, vom Danse bohémienne abgesehen, der 1880 komponiert wurde.

Die Arabesquen wurden als erstes Klavierwerk Debussys 1891 gedruckt, jedoch kaum beachtet. Erst die skandalträchtige Uraufführung seiner Oper Pelléas et Mélisande 1902 machte Debussy über Nacht berühmt. Ein Separat-Nachdruck im Supplément musical des Figaro, der Nachdruck der Erstausgabe 1904 und der revidierte und korrigierte Neustich 1912, auf den die vorliegende Edition zurückgeht, verbreiterten die Werke rasch weltweit. Bis zu Debussys Tod 1918 verkauften sich immense 222.000 Ausgaben. Bis heute hält die Beliebtheit der Werke an. Sie eignen sich vorzüglich als Hinführung zu Debussys Klangwelt. Neue ornamentale Strukturen, federnde Rhythmik, diatonische und pentatonische Harmonik und die gleitenden Modulationen verweisen bereits hier auf den späteren reifen Personalstil Debussys. Besonders Anfänger werden den charmanten und kecken Spielablauf, das leicht exotische Flair besonders der ersten Arabesque und die angenehme pianistische Ausführung schätzen.

Die Suite bergamasque erschien erst 1905 in ihrer endgültigen Form mit den vier Sätzen Prélude, Menuet, Clair de lune und Passepied. Eine besonders verworrene Publikationsgeschichte verhinderte eine frühe Veröffentlichung. Beispielsweise sollte das unheimliche Rhythmusstück Masques und die grandiose L’isle joyeuse noch 1904 miteinbezogen werden. Beide wurden schließlich doch separat gedruckt. Debussy, der mittlerweile neue kompositorische Standpunkte einnahm, überarbeitete sein Suite gründlich. Trotzdem wies der Erstdruck viele Stichfehler und Veränderungen auf. Debussys Anteil an diesen Revisionen und auch in den Folgeauflagen und Neustichen bleibt ungewiss. Die jetzige Neuedition benützt deshalb den von Debussy vorbereiteten Erstdruck von 1905 als Hauptquelle. Sämtliche Unklarheiten und offensichtliche Fehler der vorausgehenden Ausgaben sind geklärt.

Die Bezeichnung „bergamasque“ geht möglicherweise auf den alten Volkstanz Bergamasque zurück, der aus dem italienischen Bergamo stammt. Ebenso denkbar ist der Einfluss des symbolistischen Gedichts von Verlaine „Clair de lune“, in dem von „masques et bergamasques“ die Rede ist. Debussy greift, was die einzelnen Titel betrifft, auf die Tradition der barocken französischen Cembalo-Suite zurück, mit Ausnahme von Clair de lune. Dieses impressionistische Juwel kam ebenfalls schnell zu Weltruhm. Das Klanggebilde ist farbig diatonisch, klar überschaubar und bei aller Konventionalität sehr stimmungsreich bei mittelschweren Spielanforderungen.

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