Joseph Haydn (1732–1809): Sämtliche lateinische Messen im Urtext. 12 Studienpartituren im Schuber. Carus CV 51.900/00, ISBN 978-3-89948-097-9
Soweit ich es überblicken kann, stimmt hier sozusagen alles: Der Stuttgarter Carus-Verlag setzt seine langjährige Praxis exzellenter Neuausgaben kirchenmusikalischer Meisterwerke fort und legt erstmals – rechtzeitig im 250. Todesjahr – eine Taschenpartitur-Gesamtausgabe von Joseph Haydns Messen vor. Natürlich in völlig neuem, unter Heranziehung der verfügbaren Quellen von wissenschaftlicher Hand erstelltem, Urtext, der seine Messlatte aus dem Vergleich mit den bewährten Ausgaben der Verlage Bärenreiter und Henle bezieht und diesem Vergleich standhält mit dem Vorteil, auf dem neuesten Stand zu sein.
Unter den drei in einem Band vorgelegten Missae breves findet sich ganz bewusst auch die inzwischen als nicht authentisch geltende Missa „Rorate coeli desuper“. Jeder Band ist mit einem informativen Vorwort und kritischem Bericht ausgestattet, und einiges – wie zum Beispiel die Schöpfungsmesse – ist hiermit erstmals in praktischem Taschenformat zugänglich. Die ganze lila Kiste mit 13 Messen in 12 Bänden kostet 179 Euro und bedarf keiner weiteren Empfehlung – sie ist ohne Konkurrenz. Haydn schrieb seine Messen, die vor allem einen substantiellen Bestandteil seines Spätwerks bilden, für einen Gott, der die guten Menschen für ihre Anständigkeit belohnt. Alles mozartisch Frivole war seiner Rechtschaffenheit fern. In dieser Wirklichkeit liegen die Größe und die Grenzen von Haydns Musik. Die späten Messen zählen zu seinen bedeutendsten Werken.