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Die tiefe mystische Seite des dunklen Waldes

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Kammermusikwerke für Holzbläser im Quintett und anderen Gruppen
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Gabriel Iranyi: Fünf Studien zu Bildern von Paul Klee für Bläserquintett +++ Johann Sebastian Bach: Fünfzehn Zweistimmige Inventionen +++ Robert Schumann: Waldszenen op. 82 für Bläserquintett

Gabriel Iranyi: Fünf Studien zu Bildern von Paul Klee für Bläserquintett, NM 1120, ISMN M-2032-1206-5

Paul Klee selbst schrieb 1898 in einem Brief, dass zwar die Pinselgöttin seine „Frau“ wäre, jedoch die Musik allein seine „Geliebte“. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Gabriel Iranyi fünf Bildern von Klee anvertraute und sie in die Sprache der Geliebten überschrieb. Die einzelnen Bilder sind stark tonal geprägt und fordern zugleich über spezielle Spieltechniken das Beherrschen des Instrumentes. Plötzliche Sforzati unterbrechen immer wieder das breite und weiche Fundament der unterliegenden Harmonik („Der zerbrochene Schlüssel“) oder führen in wogende Wellenbewegungen („Schwungkraft“). Eine „Katastrophe in Traum“ erzeugt Iranyi durch den penetranten Wechsel von verschiedenen Dynamiken und subtilen Veränderungen der Spieltechniken. Im vorletzten Bild „Nacht-Blüte“ lässt er durch Überwiegen der Laut­erzeugung aufgrund des Instruments eine mys­tische, tragende Stimmung erzeugen. Mit der „Studie zu ,Rotation‘“ schließt Iranyi für den Instrumentalisten technisch äußerst anspruchsvoll diesen Zyklus. Der letzte Satz stellt durch seine versetzte Rhythmik und Spielanweisungen wie „Individualemente“ das Zusammenspiel der Instrumentalisten auf eine kleine Probe. Dieses subtile Werk könnte daher den Einstieg erfahrener Musiker in die Welt der Neuen Musik erleichtern, wenn Anmerkungen zu den Spielweisen nochmals explizit erwähnt würden. In der vorliegenden Fassung setzt sie allerdings Grundkenntnis in der Neuen Musik voraus. 

Johann Sebastian Bach: Fünfzehn Zweistimmige Inventionen, eres 2981, eres 2982, eres 2983, ISMN 979-0-2024-2981-5, 979-0-2024-2982-2, 979-0-2024-2983-9

Bachs Standardwerk für Klavier wurde von Tamás Sulyok für verschiedene, bislang überwiegend selten gesetzte Instrumentengruppen verfasst (2 Oboen und 2 Fagotte; Oboe, Fagott, Violine, Violoncello; Flöte, Oboe, Klarinette in B, Fagott). Wie das Original fließen diese Inventionen fein und elegant in Harmonie und Technik dahin. Dabei erstreckt sich ihre Charakterpalette von froh, rasant als auch gesetzt und stolz. Seinen Namen trägt diese Sammlung kleinerer „Einfälle“ nicht umsonst, sind sie doch mit überraschendem Kontrapunkt, deutlicher Aussagekraft, spritziger bis hin zu verspielter Rhythmik und vielen anderen kompositorischen Finessen bestückt. Als Besonderheit dieser Ausgabe ist angemerkt, dass der Bearbeiter die von Bach selbst nicht angegebenen Dynamiken und Tempi wohlweislich und gezielt so angegeben hat, dass auch ein Erstling auf dem Gebiet der Barockmusik keine gravierenden Einstiegsprobleme haben wird. Neben diesem Grund ist die Setzung der ursprünglich zweistimmigen Inventionen auf vier Instrumentalisten so hinreichend verteilt, dass auch Musikschüler mit geringerer Kammermusikerfahrung ein gutes Spielgefühl erhalten. 

Robert Schumann: Waldszenen op. 82 für Bläserquintett, E.D. 10259 (Partitur), E.D. 10260 (Einzelstimmen), ISMN M-2020-2259-7 (Partitur), M-2020-2260-3­ (Einzelstimmen)

Durch die Bläserquintettsetzung dieses ursprünglich für Klavier konzipierten Werkes wird vom ersten Takt an ein Gefühl von Wärme erzeugt. Die Unisono-Stellen von Horn und Fagott oder Flöte und Klarinette in A tragen unter anderem dazu bei. Auf diese Weise kann die Geschichte eines Reisenden erzählt werden, der durch die Wälder wandert und sich der Eindrücke der Natur annimmt. Typische Naturrollen können in einem Bläserquintett schneller und meist einprägsamer dargestellt werden als in einer puren Klavierfassung. So wird der Gesang eines Vogels durch die Querflötenstimme repräsentiert, das Horn verweist auf die tiefe und mystische Seite eines dunklen Waldes. Vor allem zu Beginn betont die Hornstimme die im Original eher dezente linke Hand der Klavierstimme und verzaubert damit durch eine dominante Harmonik. Die Stimmen von Oboe und Flöte liegen größtenteils in der ursprünglich rechten Hand der Klavierstimme. So können viele Dialoge, die in der reinen Klavierstimme subtiler erschienen, durch die­se Instrumentation offensichtlicher und damit greifbarer dargestellt werden. Viele technisch anspruchsvolle Stellen reichern diese Bearbeitung zusätzlich mit Spielfreude an, die sowohl erfahrenen Musikschülern als auch Profimusikern schnell in ihr Herz gehen wird!

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