Gerhard Zechmeister: Concerttuba, Doblinger Wien, Bestellnummer DO 05785, 110 Seiten, € 35,50
Mit der Herausgabe dieses Heftes legt der Autor ein ungewöhnliches und sehr umfassendes, als auch interessantes Lehrplanwerk für die Basstuba vor. Besonders viel Wert legt er dabei auf systematische Ausführungen im Bereich von Ansatz, Atmung, Körperhaltung, in Verbindung mit einem nachfolgenden, praxisbezogenen, bläserischen Kontrollprogramm.
Als Instrumentale Grundlage sieht der Autor eine 6-ventilige Wiener Concerttuba in F vor, zu der auch gleich einige Erklärungen mitgeliefert werden. Und genau das ist der Knackpunkt an dem die Geister sich ein wenig scheiden.
Es ist irreführend und schlicht falsch, eine F Tuba dieser Art, auch wenn es noch so „sehr traditionsreich“ ist und schon seit Kaiser’s Zeiten so gehandhabt wird, mit einem zugeschalteten Quartventil, als Kontrabasstuba zu bezeichnen. Merke: ein zugeschaltetes Quartventil ergibt zwar ein großes C, aber man ist dann immer noch in der Basslage! Somit spricht man dann von einer Basstuba in C und noch nicht von einer Kontrabasstuba. Die Kontra-Reihe beginnt erst einen halben Ton tiefer mit dem Ton H, um dann, eine Septime tiefer zum tiefen Kontra C zu gelangen, um dann wieder ab H mit der SubkontrabassReihe zu beginnen. Das ist Fakt und daran gibt es nichts zu deuteln!
Daher hören sich die Erklärungen: „(Quartventil) – stimmt Basstuba (F) auf eine Kontrabasstuba (C) um“, ein wenig an, als aus dem Reich der Fabeln und Märchen entnommen, nach dem Motto, es wär so schön gewesen.
Erklärend muss daher noch weiterhin festgestellt werden, dass zum Beispiel „Der Ring des Nibelungen” oder die „7. Bruckner” oder Prokofieffs „Romeo und Julia“ und vieles andere mehr eine Kontrabasstuba in B vorschreiben und nicht eine Basstuba in F mit Quartventil.
Es ist aus meiner Sicht undenkbar in einer hochprofessionellen Szene, wie sie zur Zeit herrscht, mit einem derartig deklarierten und sicherlich nicht ausreichendem Instrument, bläserische Substanz im Bereich von Kontrabass Tuben abdecken zu wollen. Erst recht sollte man Derartiges nicht Schülern oder Studenten vermitteln.
Folgen kann ich Herrn Zechmeister auch nicht, wenn er im Vergleich zur Wiener Concerttuba mit Günther Schindler zum Beispiel andere Tuben zitiert: „Tuben mit weiter Mensur und weit ausladendem Schalltrichter klingen grundtonbezogen, das heißt die Abstrahlung tiefer Freqenzen wird begünstigt (der Grundton tritt stärker und lauter hervor – weniger Obertöne – schlechte Klangmischung). Der Klang wird dunkel, hohl und massig und bei forcierter Dynamik stumpf.“
Nun darüber ließ sich trefflich streiten. Dennoch sei noch ein weiterer Hinweis gestattet: Die Wiener Concerttuba hat weltweit kaum Marktanteile. Nirgendwo auf der Welt begegnet man diesem Instrument. Die Tuba wird nur in und um Wien herum geblasen. Das Instrument lebt und bläst somit am (auch musikalischen) Markt vorbei. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Darüber hinaus haben die wichtigsten Hersteller und Manufakturen inzwischen in zunehmenden Maßen neue Tuben entwickelt, die genau dem von Herrn Zechmeister/Schindler negativ beschriebenen Prinzip, mit einem weiten (42 cm) Schallbecherdurchmesser entsprechen. Diese Tuben werden weltweit mit großen Erfolgen und hohen Verkausziffern vertrieben. Die Frankfurter Frühjahrsmesse belegt dies übrigens eindeutig.
Im weiteren Verlauf deckt das Heft einige wichtige Aspekte ab.Vor allem werden auch dem Anfänger viele Tipps und Informationen geliefert. So im Bereich von Ansatz, Lippen, Zwerchfell, die an Beispielen und Erklärungen recht gut dargestelllt werden. Der Autor hat sich mit diesen Erklärungen viele Mühen gemacht.
Allerdings hätte ich mir im Bereich der Atmung/Zwerchfellatmung an Hand von einigen Schaubildern etwas mehr wichtiges Detailwissen gewünscht, um den Lernenden noch intensiver an dieses so sehr wichtige Kapitel heranzuführen. Die weiterhin gezielt geführten Anwendungen im praxisbezogenen Bereich sind insgesamt sehr vorteilhaft und für jeden Bläser, also auch den Tubisten, die keine Wierner Concerttuba blasen, von großem Nutzen.