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Er sorgte für einen gelungenen Start der Jüngsten

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Die Egon-Sassmannshaus-Ausgaben bei Bärenreiter sind nach wie vor ein Kreativhaus für angehende Streicher
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Tatort: Würzburg. Tatzeit: Mai 1973. Anlass: Studientagung Musikalische Früherziehung. Thema: Musik im Vorschulalter. Teilnehmer: 192 Musikpädagogen sind auf Einladung des Verbandes deutscher Musikschulen und des Tonkünstlerverbandes in Würzburg zusammengekommen, um im gerade verabschiedeten Bildungsgesamtplan über mögliche und notwendige Konsequenzen der Musikpädagogik innerhalb des Vorschulalters zu beraten. Um bisherige Erfahrungen auszutauschen, standen über ein Dutzend Projekte musischer Vorschulerziehung in Diskussion. Kernpunkt: Möglichkeiten instrumentaler Früherziehung, sei es im Anschluss an musikalischer Früherziehung, die seit den sechziger Jahren mehr und mehr Zuspruch findet, oder noch besser zeitlich in sie integriert.

Da fragt ein Teilnehmer: Wann darf, wann kann ein Instrumentalunterricht sinnvoll beginnen? Und der, der die Antwort gibt, ist Egon Sassmannshaus: Das Kind im Alter von vier bis sechs Jahren verfüge normalerweise über die geistigen und motorischen Fähigkeiten, die für das Erlernen eines klassischen Instruments erforderlich sind. Er demonstriert live, beweist diese Behauptung mit einer Vorführung aus seinem Unterricht an der Würzburger Musikschule, aufgegliedert in vielfältige Einzel- und Ensembledarbietungen, die einen hohen technischen und musikalischen Standart vermitteln: Sein 18 Kinder umfassendes Streichorchester mit 5- bis 6-jährigen Geigern, dritte Violine statt Bratsche, 6- bis 7-jährigen Violoncellisten, einer 6-Jährigen als Solistin mit dem Vivaldi-Konzert. Oder Anfänge des Violinunterrichts bei einem 4-Jährigen, kein Notenlesen, großzügige Bogenhaltung, Griffhilfen – eine spielerisch-ungezwungene Atmosphäre bei allen Kindern, die gut motiviert, gern und fröhlich, aber konzentriert Musik machen.

Allerdings: Die vorhandenen Schulwerke für die einzelnen Instrumente taugen nicht für den vorschulischen Unterricht, wird gemeinsam konstatiert. So entwickelt und erprobt Egon Sassmannshaus – seine eigenen Kinder Beate, Birgit, Karin und Kurt erfolgreich und mit Elan einbeziehend – an ihnen, mit ihnen und selbst lernend, sein eigenes Unterrichtsmaterial. Der Gustav Bosse Verlag und der Bärenreiter-Verlag ermutigen ihn, beauftragen ihn, es zu veröffentlichen. 1976 erschien tatsächlich ein erster Band „Früher Anfang auf der Geige“. Didaktisch aufsteigend drei weitere Hefte, fein abgestimmt im Aufbau der Lernschritte und Übeinhalte. Und weil sie glänzend ankommen, wird das Konzept übertragen auf ebensolche Schulwerke für Bratsche und Cello.

„Früher Anfang …“, seither immer wieder neu aufgelegt, im Outfit verbessert und illustriert von der Kinderbuchillustratorin Charlotte Panowsky, erscheint inzwischen auch auf italienisch und chinesisch. Auch jetzt, nachdem Egon Sassmannshaus im August dieses Jahres in München nach langer Krankheit verstorben ist, gilt die „Sassmannshaus-Methode“ nach wie vor als Standardwerk für junge Streicher. Sohn Kurt Sassmannshaus kreierte als sinnvolle Ergänzung eine neue Reihe leichter sogenannter „erster“ Geigenkonzerte, so von Oskar Rieding (h-Moll op. 35), Friedrich Seitz (G-Dur op. 13) und Antonio Vivaldi (a-Moll op. 3/6), jetzt aktuell ebenfalls bei Bärenreiter erschienen. Und zu Bärenreiters Sassmannshaus gehört schließlich noch eine Orchestervorschule für Kinder mit Kanons und Spielstücken sowie ein Weihnachtsspielbuch für Streicher. 

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