Johann Cilensek: Rondo pensieroso für Akkordeon, Augemus Musikverlag
Der Johann-Nepomuk-David-Schüler, vielfache DDR-Kunstpreis-Bedachte, Professor für Komposition und Rektor der Franz-Liszt-Hochschule Weimar, Johann Cilensek, hat insbesondere innerhalb seines kammermusikalischen Schaffens dem Akkordeon Platz gewährt. Polyphone Strukturen, markante Rhythmik, Reihentechnik, ohne Bartók, Hindemith und Schostakowitsch aus den Ohren zu lassen, gehören zu ihm.
In Zusammenarbeit mit dem Weimarer Professor für Akkordeon, Ivan Koval, entstand 1987 das ca. 7,5-minütige „Rondo pensieroso“ als Pflichtstück im Internationalen Akkordeonwettbewerb Klingenthal. Koval war es auch, der das Werk uraufführte.
Das Rondoattribut im Titel erweist sich dann auch inhaltlich als „gedankenvoll“ in Klang wie Rhythmus als A – B – A‘ – C – A“-Coda-Formverlauf: Die sehr schnellen besechzehntelten A-Teile bei Tritonus-Dominanz in geschickter Verteilung zwischen M 1 (Manual 1) und M 3 wechseln in den Zwischensätzen ab mit langwertigen und bis achtstimmigen Klangverläufen, choralartigen Akkordfortschreitungen, polyphonen Einschübseln, spitzen Achtelfolgen über Trillerunterlegungen, Martellato-Triolen-Akkorden, fast jazzigen Synkopierungen in Homophonie, akkordeonistisch akzentuierten Clusters und Akkorden sowie – in beiderseits hoher Lage – ruhigen Klangwandlungen.
Die Ganzheit des Stückes bewahrende Elemente sind unter anderem die nahezu durchgängige Beibehaltung des MM-112-132-Viertel-Tempos und ein cis-fis-g-e-c-Initium bei Zwischen- wie Themensatz.
Die kontrastartigen Wechsel zwischen oft vielfältige Virtuosität beanspruchenden Teilen gibt dem formalen Rondotyp deutlich toccatenartiges bis burleskes Gepräge. Die generelle Überschreibung mit „vivace molto, agitato“ unterstreicht dies.