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Käpt’n Blaubär trifft Tic Tac und Toe

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Ein „Musik- und Bildung“-Special bietet Rap-Noten
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Friedrich Neumann: Deutsch gerappt – acht deutschsprachige Hiphop-Songs zum Singen, Rappen und Spielen; Heft mit 40 Seiten, CD, MIDI-Diskette; Schott Mainz 1998

Neben den regulären Zweimonatsheften bemüht sich „Musik und Bildung“ in Spezialheften um Unterrichtsmaterial, das für den sofortigen Einsatz im Klassenzimmer gedacht ist. „Deutsch gerappt“ von Friedrich Neumann erhebt sogar den Anspruch, „größtenteils ohne instrumentale Vorkenntnisse spielbar“ zu sein. Dieser Anspruch erfüllt sich in den übersichtlich notierten Groove-Patterns und den Spielhilfen, welche ausführliche Anleitungen für den unerfahrenen Spieler bereithalten. Besonders hervorzuheben sind die Gitarren- und Baßgriffe, die aus der Spielerperspektive (!) dargestellt werden. Wer diese Grooves nicht von den Schülern selbst musizieren lassen möchte, erhält mit der CD und den General-MIDI-Files auf Diskette die Möglichkeit, diese als Playback abzuspielen. So weit, so praktisch. Das grundlegende Problem, wie nämlich Raps im normalen Musikunterricht einzustudieren sind, kann auch dieses Heft nicht wirklich lösen. Das ist nicht Schuld des Autors; dieser bemüht sich in Auswahl und Einführung der acht Rap-Songs mit großem Hintergrundwissen um eine motivierende didaktische Aufbereitung des Genres. Von Käpt´n Blaubär über Tic Tac Toe bis zu den Fantastischen Vier wird ein breites Spektrum von Schüler- und Lehrerinteressen angesprochen. Die Crux: aus verständlichen Platzgründen können nur die Refrains in Noten dargestellt werden, der Rhythmus der zum Teil sehr umfangreichen Rap-Strophen bleibt im dunkeln. Bei authentischen Raps wie diesen kommt erschwerend hinzu, daß jede Strophe einen anderen Sprechrhythmus besitzt. Folglich müssen die Raps den Schülern in voller Länge solange per CD vorgespielt werden, bis Text, Rhythmen und Feeling „sitzen“. Ohne Kenntnis der Originalaufnahmen und somit ohne Erwerb der zum Heft erschienenen CD erscheint mir der Umgang mit diesem Material nicht möglich. Natürlich kann auch die Einstudierung von Raps per Notenblatt einen fragwürdigen, genreuntypischen Charakter annehmen, doch eine Dauerbeschallung mit einem Rap, den bestenfalls ein Drittel der Klasse gut findet, läßt ebenso musikpädagogische Fragen offen. Fazit: Für die Band oder Musik-AG ist der bewährte handlungsorientierte Kurs Friedrich Neumanns immer wieder ein Gewinn; für den täglichen Gebrauch im Musikunterricht fehlen konkrete Ideen und Hilfen, wie das Thema „Deutsch gerappt“ im Klassenverband gelingen kann.

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