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Kammermusik für Lehrpersonen und Schüler

Untertitel
Helmut Burkhardt schreibt für Blockflöte, Cembalo, Gitarre, Klavier, Akkordeon und Mallets
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Mit „Zum Lobe, weMS gebührt“ des aus Wernberg in der Oberpfalz stammenden Komponisten Helmut Burk­hardt legt der Augemus Musikverlag eine interessante Neuerscheinung vor. Ursprünglich entstand das Werk als Widmungskomposition anlässlich der Verabschiedung des Gründers und langjährigen Leiters der Musikschule des Landkreises Tirschenreuth, Maximilian Schnurrer. Anlass und Widmungsträger liefern dem Komponisten hierbei auch grundlegende Ideen für die Struktur seines Werkes.

Zum einen wählt er eine Besetzung, die in etwa das Unterrichtsangebot einer größeren Musikschule (MS) widerspiegelt. Neben den klassischen Orchester­instrumenten bereichern Blockflöten, Cembalo (alternativ Zither und Hackbrett), Gitarre (im Wechsel mit E-Gitarre), Klavier, Akkordeon und Mallets die Kammerorchesterbesetzung. Zum anderen gewinnt Helmut Burkhardt aus dem Namen des Widmungsträgers Maximilian Schnurrer sein motivisches Ausgangsmaterial, ein sogenanntes Soggetto cavato. Diese in der Renaissance entwickelte Methode beruht darauf, aus einem Namen in Tönen darstellbare Buchstaben herauszuziehen und die so gewonnene Tonfolge zu einem musikalischen Motiv zu gestalten, das die Grundlage des gesamten Werkes bildet. Das hier vorliegende Soggetto cavato aus den Tönen „a-a-es-c-h-e“ erweist sich aufgrund seiner Struktur (Tonwiederholung und charakteristische Intervalle wie Tritonus beziehungsweise Quarte/Quinte und Sekunde) im Verlauf der Komposition als ergiebige Ideenquelle. 

Helmut Burkhardt legt sein circa zwölfminütiges Werk in einer ABA’-Form an. Innerhalb der A- und B-Teile bildet er Abschnitte, indem er sein Ausgangsmotiv „a-a-es-c-h-e“ durch Charakterstücke (Foxtrott im Stile von John Adams, Burlesque, Nocturno) in verschiedene Gewänder kleidet. Die Entwicklung beziehungsweise Variation musikalischer Gedanken durch die Verarbeitung in verschiedenen Ges­ten beziehungsweise Charakterstücken lässt konzeptionelle Parallelen zu barockem Suitendenken, insbesondere aber zu Alban Bergs „Wozzeck“ und diversen Variationswerken von Benjamin Britten aufscheinen. Die Wahl dieser Einzelsätze, wie auch der Fuge im Mittelteil, mag zudem einen Verweis auf das breite Spektrum der Ausbildung an einer Musikschule darstellen, nachdem sowohl unterschiedliche Epochen wie auch verschiedene musikalische Genres abgedeckt werden. 

Variationen des Soggettos wie auch der kontrapunktischen Motive entwickeln in den A-Teilen eine starke Zugkraft. Spannungsverläufe gestaltet der Komponist zusätzlich über den gezielten Einsatz von Dynamik und über geschickte Instrumentation. Wechsel von duolischen zu triolischen Notenwerten erzielen in der Burlesque und in der Stretta eine Zunahme an Energie. 

Wie bereits angedeutet, setzt sich Helmut Burkhardt in diesem Werk auch mit Alter Musik auseinander. Die Burlesque reflektiert in diesem Zusammenhang die Musik des Mittelalters, weist aber auch Bezüge zum 5. Satz von Bartóks „Konzert für Orchester“ auf. Bordunklänge in den Streichern, rhythmische Unterstützung in den Bongos und darüberliegende Soloholzbläser lassen einen skurrilen Tanz entstehen. Die Geste dieser Tanzszene beendet an der Parallelstelle, der Stretta, schließlich die Komposition. Zu Beginn des Mittelteils (B-Teil) erklingt ein nächtliches Klanggemälde, das Nocturno. Hier präsentiert der Komponist sein Ausgangsmotiv zweistimmig und mit Trillern versehen. Die unscharfen Konturen einer Nachtszene zeigen sich zusätzlich in schnellen Tonwechseln und diversen rhythmischen Schichten, wiederum unterlegt mit Quinten in den Begleitstimmen. Das Nocturno endet unvermittelt im Fortissimo und lenkt auf diese Weise die Aufmerksamkeit auf die im Zentrum stehende, von zwei kurzen Intermezzi eingerahmte Fuga, die im Hinblick auf die Rhythmisierung des Themas wieder an barocke Vorbilder denken lässt. Gerade in diesem Abschnitt des Mittelteils stellt Helmut Burkhardt sein handwerkliches Können unter Beweis, indem er mit barocken Mitteln der Themenverarbeitung jongliert, ohne dabei akademisch zu werden. Vielmehr verkoppelt er mit der Satzstruktur auch unkonventionelle Klangkombinationen (z.B. Flöte, Es-Klarinette, Fagott und Akkordeon), die ihrerseits Aufmerksamkeit erregen. Eine „Reprise in Inversion“  greift die Ideen aus dem ersten A-Teil nochmals auf, aber, wie die Überschrift besagt, in meist umgekehrten Bewegungsrichtungen der vorherigen Tonfolgen. Die Komprimierung des musikalischen Materials in der Reprise und vor allem in der Stretta erzeugt eine konsequente Schlusswirkung.

Neben den beachtenswerten konzeptionellen Besonderheiten von „Zum Lobe, weMS gebührt“ ist die Bedeutung des Werkes vornehmlich in der Besetzung zu suchen, die mit ihrem breiten Klangfarbenspektrum die ansons­ten enger gesteckten Grenzen musikalischer Genres überwindet. Für Musikschulen bietet das Stück nicht nur die Möglichkeit, das eigene Potential zu nutzen, sondern auch grundlegende Leitlinien breitgefächerter musikalischer Ausbildung zu veranschaulichen. Die Komplexität der Komposition lässt vornehmlich an eine Ausführung durch das musikschul­eigene Lehrpersonal, aber auch durch sehr fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler, denken. Im Hinblick auf den gängigen Kanon an Festmusiken fügt Helmut Burkhardt, der unter anderem an der Wichita State University (USA) bei Walter Mays (Musiktheorie und Komposition) studierte und inzwischen selbst als Lehrer für Klavier und Musiktheorie an der Kreismusikschule Tirschenreuth tätig ist, mit „Zum Lobe, weMS gebührt“ dem kammerorchestralen Repertoire einen willkommenen Beitrag hinzu. 

 

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