Reinhard Keiser: Der glückliche Fischer. Kantate für Sopran, zwei Violinen und Basso continuo, hg. v. Thomas Ihlenfeldt, Deutscher Verlag für Musik, DVfM 9527, Leipzig 2000.
Reinhard Keiser erhielt seine erste musikalische Ausbildung als Thomaner unter Kantor Johann Schelle. Seine Karriere gipfelte in Hamburg, wo Keiser 1697 Kapellmeister der Oper am Gänsemarkt wurde. Von 1723 an arbeitete er dort mit G.Ph. Telemann zusammen und wurde, als Nachfolger von J. Mattheson, auch Domkapellmeister. Keisers Kantate „Der glückliche Fischer“ für Sopran (Umfang: c’–a’’), zwei Violinen und Basso continuo ist die erste von sieben Kantaten aus der Sammlung „Gemüths-Ergötzung“ von 1689. Obwohl hauptsächlich als Opernkomponist mit einem sehr großen Œuvre eingeschätzt, hat Keiser doch auch gerade die Gattung der weltlichen Solokantate entscheidend weiterentwickelt, und zwar durch verstärkte Dramatisierung derselben, also durch die Einbeziehung opernhafter Elemente nach italienischem Vorbild. Damit erreichte er eine stärkere Annäherung der Musik an den Text, der bei der Kantate „Der glückliche Fischer“ von Keisers Hamburger Kollegen, dem Opernlibrettisten Christian Heinrich Postel (1685–1705) stammt. Wie bei allen sieben Kantaten der Sammlung spielt die Handlung in Arkadien, dem Land der Idylle. Hier trifft die „liebliche Melisse“ auf Schäfer, Gärtner und auf einen Fischer, in den sie sich schließlich verliebt. Dieses sehr inte-ressante und originelle Werk wurde im Herbst 1999 von Thomas Ihlenfeldt (Bremen) beim Deutschen Verlag für Musik Leipzig herausgegeben.
Die Ausgabe besticht durch ihre sorgfältige praxisbezogene Ausführung mit einem informativen Vorwort.
Für den Sopran stellt die Kantate ein kleines Bravourstück dar; sie enthält einige anspruchsvolle Koloraturen und Triller. Faszinierend, wie Keisers Instrumentierung mit zwei Violinen und Basso continuo so viel Farbigkeit, Abwechslung und opernhafte Dramatik erzeugen kann: Nur mit B.c. begleitete Rezitative wechseln mit von einer Solo-Violine oder zwei polyphon geführten Violinstimmen begleiteten Sopranarien; dazwischen ein fugiertes Ritornell.