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Klangsinn, Gefühl und viel Geduld

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Neue Notenausgaben für die Flötenzunft
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Giuseppe Gariboldi (1833–1905): 20 petits ètudes für Flöte – Italienische Musik des 19. Jahrhunderts für Flöte und Klavier – Wolfgang Wendel (geb. 1962): Indian Dream für Flöte solo – Krzysztof Meyer (geb. 1943): Burlesca all’Ongarese, für Flöte solo – Violeta Dinescu (1953): Immagini (1980) für Flöte solo, Schott FTR 200 – „Doru“ (1992) für Flöte solo – Barbara Heller (geb. 1936): Klangblumen, 14 Stücke für Flöte und Klavier – Norbert Laufer (geb. 1960): Zehn Anfänge und (k)ein Ende, Skizzen und Fragmente für Piccolo-, Große und Altflöte

Giuseppe Gariboldi (1833–1905): 20 petits ètudes für Flöte, Schott ED 20355 – First Exercises für Flöte. Schott ED 20353
Wer hat sie nicht mal gespielt, Etüden von Gariboldi? Wenigstens einige von ihnen, abgedruckt in irgendwelchen Sammlungen oder Flötenschulen. Gariboldi war ein gefeierter Solist, aber auch mehrere Jahre Lehrer am berühmten Pariser Conservatoire. Seine zahlreichen Etüden zeugen von seinen pädagogischen Ideen, und er wäre sicher stolz auf die Neuausgaben seiner Bemühungen um den fortschreitenden Flötenschüler. Stefan Albrecht hat sich die Mühe gemacht, diese nochmals unter pädagogisch spieltechnischen Aspekten aufzulisten. Die neuen Ausgaben sind sehr (zu?) aufwändig. Jeweils vorangestellt sind Vorworte in drei Sprachen, spieltechnische Hinweise und ein Inhaltsverzeichnis mit den jeweiligen Themenanfängen.

Italienische Musik des 19. Jahrhunderts für Flöte und Klavier, hrsg. von Angelica Celeghin, Bärenreiter BA 8174
Nicht mehr ganz frisch aus dem Jahr 2009 ist der Sammelband mit Werken von Krakamp, Briccialdi, Galli und Gariboldi. Italienische Salonstücke sind noch nicht so weit verbreitet, obwohl der eine oder andere Name bekannt ist unter anderem durch Etüdenwerke. Salonstücke, Fantasien und Variationen über damals bekannte Arien, Stücke, mit denen die Flötisten kleine Bravourstücke in ihren Konzerten ablieferten. Das ist keine Musik mit Tiefgang aber für Fingerfertigkeit und Klangsinn. Die Beurteilung der Herausgeberin, die die Stücke (bis auf das letzte) als einfach oder für fortgeschrittene Anfänger einstuft, ist nicht nachzuvollziehen. Ein ausführliches Vorwort informiert insbesondere über die Komponisten. Der Bärenreiter-Verlag präsentiert die Sammlung in seiner bekannten Reihe „Flötenmusik“, aber mit einem neuen Cover.

Wolfgang Wendel (geb. 1962): Indian Dream für Flöte solo, Verlag Neue Musik 916
Wendel hat sich inspirieren lassen von der Musik und Klangwelt Indiens und Japans. Das zieht einmal eine entsprechende Tonskala nach sich, aber auch die Suche nach anderen, neuen Klängen. Letzteres wiederum verlangt vom Spieler, sich mit veränderten Spielweisen auseinanderzusetzen. Im Vorwort werden die Techniken erläutert: das Spiel auf dem Fuß- und Mittelstück, angeblasen wie eine Längsflöte, oder Kopf- und Fußstück zusammen. Es erfordet ein wenig Geduld, um alle Zeichen und Griffe flüssig umzusetzen. Das relativ kurze Solostück ist etwas für Spezialisten in Sachen moderner Musik wie der Komponist selbst.

Krzysztof Meyer (geb. 1943): Burlesca all’Ongarese, für Flöte solo (2008), Sikorski 1492
Ein kurzes virtuoses Solo, András Adorján gewidmet. Versteckt als Hommage an den Widmungsträger sind kurze melodiöse Zitate ungarischer Lieder eingeflochten. Allerdings werden sie verfremdet oder durch virtuose Passagen wieder weggewischt. Dieses Solostück kommt fast ohne besondere Techniken aus und lebt vom munter bewegten Rhythmus. Eben „Burlesca auf ungarisch“.

Violeta Dinescu (1953): Immagini (1980) für Flöte solo, Schott FTR 200 – „Doru“ (1992) für Flöte solo, Schott FTR 201
Dinescu ist eine der bekanntesten Komponistinnen aus Rumänien. In den Heften liegen zwei ihrer Solostücke für Flöte vor, ruhige und leise Musik. Beide Werke sind in Spacenotation geschrieben und in einer „Terminologie“, die erfahrene Spieler schnell überblicken. Dazu bedarf es keiner Legende – oder doch, für Einsteiger? Sie fehlt ebenso wie kurze Informationen zur Komponistin und kurze Erläuterung zu den Titeln. Schade, dass bei diesen Ausgaben nicht ganz so sorgfältig editiert wurde.

Barbara Heller (geb. 1936): Klangblumen, 14 Stücke für Flöte und Klavier, Schott FTR 208 (2009)
Heller gehört zu den bekannteren deutschen Komponistinnen. Sie stellt mit ihren „Klangblumen“, die bis auf drei alle wirkliche Blumennamen tragen, Klangduos vor. Diese entwickelten sich teilweise aus Klavierkompositionen, die man in dieser Kombination wieder neu hört. Technisch sehen sie weder für das Klavier noch für die Flöte sehr schwer aus, müssen aber mit viel Klangsinn, Gefühl und Improvisation vorgetragen werden. „Mut zur persönlichen Gestaltung und eigenem Ausdruck sind erwünscht.“

Norbert Laufer (geb. 1960): Zehn Anfänge und (k)ein Ende, Skizzen und Fragmente für Piccolo-, Große und Altflöte, Ed. Dohr 28807 (2009)
Dieses sehr abwechslungsreiche Trio besteht aus zehn kurzen und  längeren  Sätzen, die sehr vielgestaltig sind, aber doch einen Zyklus bilden. Da das Ende offen ist, kann sich das Ensemble selbst ein Stück als Schlusspunkt heraussuchen. An modernen Spieltechniken kommen Flatterzunge und Klappengeräusche zum Einsatz. Das rhythmische Über- und Umeinander ist nicht immer ganz einfach. Die Instrumente werden durch alle Tonlagen geführt, Piccolo in die Tiefe, Altflöte in ungewohnte Höhen. Dieses Werk wurde angeregt durch das Ensemble „Flauti amabili“, das die Komposition 2005 uraufgeführt hat.

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