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Kerstin Strecke: Little Moods. Edition Breitkopf 9442

Kerstin Strecke: Little Moods. Edition Breitkopf 9442

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Kleine Juwelen, geheime Gärten

Untertitel
Neuerscheinungen für den Klavierunterricht und für vier Hände
Vorspann / Teaser

Marco Ramaglia: Klavieretüden +++ Franz Schubert: Allegro a-Moll „Lebensstürme“ +++ Josef Suk: Leichte Klavierstücke und Tänze +++ Jakub Metelka: Der geheime Garten, Moderne Nocturnes für Klavier +++ Kerstin Strecke: Little Moods +++ Hermann Bendix: Zwei Klavierstücke +++ Jean Kleeb: Bach goes World

Publikationsdatum
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Franz Schubert: Allegro a-Moll „Lebensstürme“. Bärenreiter BA10886

Das Allegro D 947 zu vier Händen gehört zu den Spätwerken Schuberts und könnte Teil einer unvollendet gebliebenen Sonate gewesen sein. Der Umfang widerspricht allerdings dieser These. Diese Neuausgabe des vielgespielten Werkes wartet mit neuen Erkenntnissen aus der Forschung auf und basiert auf der Urtext-Edition der „Neuen Schubert-Ausgabe“. Die Herausgeberin Walburga Litschauer erläutert im Vorwort tiefgründig die Neuerungen und gibt auch ausführliche Hinweise zur Aufführungspraxis, die sich auf Schuberts Notation bezüglich Akzentgabeln unterschiedlicher Länge beziehen und auch die Handhabung von Pedal, Verzierungen und Artikulation tangieren.

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Josef Suk: Leichte Klavierstücke und Tänze. Bärenreiter BA11575

Die vorliegende Sammlung ist ein kleines Juwel: sie überrascht mit Stücken außergewöhnlicher Sublimität und Emotionalität. Sie schweifen in verschiedenartige Stimmungen und Befindlichkeiten ab und berühren Spieler und Hörer auf ungeahnte Weise. Der Ursprung der zwölf kurzen Stücke scheint etwas verwoben; sie wurden innerhalb des Klavierwerks Josef Suks immer mal wieder von ihm in andere Zyklen verschoben oder umgearbeitet. Wie der Herausgeber Jonáš Hájek richtig bemerkt, ist die Bezeichnung „leichte Klavierstücke“ relativ zu sehen. Allein die Großgriffigkeit verortet die Miniaturen schon in gehobene Jahrgänge, wenn sie denn auch im Klavier­unterricht gearbeitet werden sollen. Auffallend ist der kantable Grundcharakter, der allen Stücken eigen zu sein scheint. Selbst das grazile Menuett, die „Humoreske“ oder auch „Dorfserenade“ oder „Polka von Vysoká“ implizieren diese Haltung. Tief berührt der synkopierte Orgelpunkt in „Wie Mutter nachts ihrem kranken Kind vorsang“ mit schmerzverzogener Harmonik und entrücktem Ausklang. „Am Weihnachtsabend“, anheimelnd und voll friedfertiger Strahlkraft, könnte einem böhmischen Weihnachtslied nachempfunden sein. Auch das Spaßige kommt nicht zu kurz: im „Spanischen Ulk“ wird mittels Staccato akkordisch gewitzelt und gelacht, aber die Tollerei endet pointiert mit der Schilderung der Sehnsucht nach (böhmischen) Knödeln, schmachtend in a-Moll.

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Josef Suk: Leichte Klavierstücke und Tänze. Bärenreiter BA11575

Josef Suk: Leichte Klavierstücke und Tänze. Bärenreiter BA11575

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Jakub Metelka: Der geheime Garten, Moderne Nocturnes für Klavier. Bärenreiter Praha BA 11574

Jakub Metelka ist bereits mit mehreren Klavierausgaben in Erscheinung getreten. Die Nocturnes sind 15 kurze Charakterstücke im romantischen Stil, spieltechnisch ansprechend gesetzt und zur Erweiterung des Repertoires gut geeignet. Titel wie „Die Hexe“, „Tanz lebender Statuen“, „Die Taube“ oder auch „Der geheime Garten“ geben Einblick in die Thematik der Stücke. Sie setzen keine neuen kompositorischen Akzente, befördern aber durchaus die Spielfreude. Die programmatischen Vorgaben implizieren automatisch unterschiedliche Spieltechniken und Ausdrucksformen. Unter https://www.baerenreiter.com/extras/BA11574 können die Nocturnes gehört werden.

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Kerstin Strecke: Little Moods. Edition Breitkopf 9442

Kerstin Strecke hat in den letzten Jahren mit „ihrem“ Tio-Tastenmännchen mehrere Ausgaben für den Anfangsunterricht vorgelegt. „Little Moods“ ist eine Sammlung von 15 Miniaturen, die nicht nur als Ergänzung für kleine Anfänger gedacht sind, sondern auch für Spätanfänger oder Erwachsene, für die die gängigen Klavierschulen oft nicht die adäquate Literatur bereithalten. Kerstin Strecke kann auf Bearbeitungen verzichten und erstellt ein Angebot, das für jeden Klavierspieler etwas Originelles zu bieten hat. Dabei spielt die kompositorische Wertigkeit nicht die vordergründige Rolle, sondern der Ansporn, mittels Klanggebung spielerische Erfolge zu erzielen. Der Charakter der betitelten Stücke zieht technische Spieleffekte nach sich, fördert die Versiertheit im Pedalgebrauch und ermöglicht ein harmonisches Mitdenken.

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Kerstin Strecke: Little Moods. Edition Breitkopf 9442

Kerstin Strecke: Little Moods. Edition Breitkopf 9442

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Hermann Bendix: Zwei Klavierstücke. Edition Dohr 19052

Hermann Bendix lebte von 1859 bis 1935 in Vorpommern und hat seine Heimat nur für Studien in Berlin verlassen. Danach bekleidete er ein Lehramt und war als Organist tätig. Die beiden Klavierstücke op. 10 sind Tänze zu vier Händen und entstanden zu unterschiedlichen Zeiten. Die Tarantelle „Glutaugen“ in a-Moll wird in das Jahr 1891datiert, der „Boléro“ A-Dur erst 1894. Mit 197 und 164 Takten wird ein Umfang erreicht, der sich gut in ein Vorspielprogramm integrieren lässt. Der Boléro erschien in der Musik-Beilage der „Preussischen Lehrer-Zeitung“, eine Praxis, die damals üblich war und das spielerische Niveau der Zielgruppe erahnen lässt. Auch heute haben diese Stücke von ihrer Originalität nichts eingebüßt. Sie fördern das Zusammenspiel auf dankbare Weise, fordern etwas Kondition und bewegen sich in beiden Parts im gleichen Schwierigkeitsgrad.

6

Jean Kleeb: Bach goes World. Bärenreiter BA10653

Jean Kleeb hat schon mehrere Ausgaben vorgelegt, die sich vorwiegend mit der Synthese von Klassik und Jazz im weitesten Sinne auseinandersetzen. Die hier vorliegenden 14 Adaptionen von Bach-Stücken unterschiedlichster Coleur betreffen nicht nur die Klavierliteratur, sondern beziehen auch Chorwerke und Sololiteratur anderer Instrumente mit ein. Generell mag man sich fragen, ob es so eine Draufsicht auf die Werke der „Klassiker“ wirklich braucht, oder ob sie sich nicht schon selbst genügen. Es ist einen Versuch wert, sich mit den Ergebnissen der Arbeit von Jean Kleeb auseinanderzusetzen, sich einzuhören und sich auf die spielerischen, rhythmisch-metrischen, klanglichen und  stilistisch verorteten Raffinessen einzulassen und diese Arrangements anzunehmen. Unter „Bach goes World – Jean Kleeb“ können die Stücke auf YouTube angehört werden.

7

Marco Ramaglia: Klavieretüden. ARE Verlag 2381

Obwohl es an Klavieretüden oder Fingerübungen aller Art nicht mangelt, so ist doch ein Angebot neuer kleiner technischer Übungsstücke zu begrüßen. Sie verweisen in ihren Titeln an die „Väter“ der Klavierübungen, beziehen aber auch Tänze und naturinspirierte Themen mit ein. Dieses programmatische Vorgehen erfordert zwangsweise verschiedenartige technische Elemente wie Lauf- und Sprungtechnik, Anschlagsarten, Fesselübungen, Fingeruntersatz, Arpeggien und Skalen, die auf engsten Raum trainiert werden können. Der Band hat progressiven Charakter, so dass die kleinen Etüden über mehrere Jahre hinweg den Unterricht bereichern können.

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