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Liebe, Schuld und Sühne

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Der berühmte Sängerstreit als moderne Parabel
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Unter den Vorzeichen der Moderne hat der rumäniendeutsche Autor Franz Hodjak den Mythos vom Sängerwettstreit „entromantisiert“ und die Metaphorik der Musik radikal verändert: Eine kafkaeske Parabel über die Rolle des Künstlers in der Diktatur ist daraus entstanden.

Held dieses Romans ist nicht einer der legendären Sänger wie Heinrich von Ofterdingen, Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach oder Tannhäuser. Im Mittelpunkt steht vielmehr Klingsor aus Siebenbürgen, der in der mittelhochdeutschen Überlieferung die Rolle des Schlichters inne hat. Als er auf die Wartburg kommt, ist der Sängerstreit längst vorbei und die Burg verfallen. Sein Gegenspieler ist der Burgherr selbst, ein Tyrann von transsilvanischer Dämonie. Erst am Ende kommt es zum musikalischen Wettstreit zwischen Klingsor und Walther, in dem es nur Verlierer gibt – auch die holde Kunst zählt dazu. Klingsors märchenhafte Existenz ist die Geschichte einer Stimme, die der Sänger als Ausdruck seines Kampfes ums nackte Überleben begreift. Seine Wallfahrt zur thüringischen Sängerburg verläuft nicht minder traumatisch. Wie immer ist bemerkenswert, was zwischen den Sängerkriegen geschieht. In diesem Fall trifft Klingsor auf eine groteske Artistenwelt, welche die Morbidität und Grausamkeit einer dem Untergang geweihten Gesellschaftsordnung zelebriert.

Nur aus Langeweile wird Klingsor zum Sängerstreit mit Walther herausgefordert. Walther scheint zu siegen, denn er singt das eintönige Lied des Tyrannen. Klingsor dagegen stimmt die Melodie seiner „Heimat“ an – die Melodie des „Ekels“: „Ekel ist das einzige Land, in dem es keine Gefangenen gibt, keine Morde, keine Rache.“ Sein Ekel ist eine absurde Demonstration der Freiheit gegenüber der regellosen Omnipotenz politischer Willkür.

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