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Mäuse und Motten

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Neue CDs mit Klassik und Jazz für Kinder
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„Als Inspektor Maus den Gorgonzola- Club betrat, spielten gerade die ‚Rockfours’ mit Paul Appenzeller am Kontrabass, Buddy Parmesan am Schlagzeug, Duke Emmental am Klavier, Charlie Camembert am Saxophon und Dizzy Cheesy an der Trompete. Star des Abends war die berühmte Ella Mozzarella...“ – Um einen Käse-Diebstahl großen Stils geht es in „Inspektor Maus“, einem „Käse-Krimi mit Mäuse-Jazz für Leute ab acht Jahre“. Das Panama-Ensemble mit seinem Erzähler Gregory Charamsa hat eine der wenigen neueren CDs produziert, die junge Nachwuchs-Ohren für den Jazz gewinnen wollen; und eine der zahlreichen, dem Erbe von „Peter und der Wolf“ verpflichteten, die Kinder durch die musikalische Untermalung und Umrahmung von Hörspielen durch Stimmungsausdeutung und Tonmalerei an „ernste“ Musik heranführen wollen. Eine Reihe neuer CDs macht sich nun auf den zwar schon oft beschrittenen, nichtsdestotrotz aber steinigen Weg ins Kinderland. Mit dem Wunsch, Begeisterung für anspruchsvolle Musik zu wecken, als schweres und manchmal unhandliches Gepäck, geht es auf eine Gratwanderung zwischen noch offener Aufnahmebereitschaft und „unverdorbenen“ Hörgewohnheiten der Kinder einerseits und der drohenden Überforderung ihrer Konzentrationsfähigkeit und ihres Aufnahmevermögens andererseits.

„Als Inspektor Maus den Gorgonzola- Club betrat, spielten gerade die ‚Rockfours’ mit Paul Appenzeller am Kontrabass, Buddy Parmesan am Schlagzeug, Duke Emmental am Klavier, Charlie Camembert am Saxophon und Dizzy Cheesy an der Trompete. Star des Abends war die berühmte Ella Mozzarella...“ – Um einen Käse-Diebstahl großen Stils geht es in „Inspektor Maus“, einem „Käse-Krimi mit Mäuse-Jazz für Leute ab acht Jahre“. Das Panama-Ensemble mit seinem Erzähler Gregory Charamsa hat eine der wenigen neueren CDs produziert, die junge Nachwuchs-Ohren für den Jazz gewinnen wollen; und eine der zahlreichen, dem Erbe von „Peter und der Wolf“ verpflichteten, die Kinder durch die musikalische Untermalung und Umrahmung von Hörspielen durch Stimmungsausdeutung und Tonmalerei an „ernste“ Musik heranführen wollen. Eine Reihe neuer CDs macht sich nun auf den zwar schon oft beschrittenen, nichtsdestotrotz aber steinigen Weg ins Kinderland. Mit dem Wunsch, Begeisterung für anspruchsvolle Musik zu wecken, als schweres und manchmal unhandliches Gepäck, geht es auf eine Gratwanderung zwischen noch offener Aufnahmebereitschaft und „unverdorbenen“ Hörgewohnheiten der Kinder einerseits und der drohenden Überforderung ihrer Konzentrationsfähigkeit und ihres Aufnahmevermögens andererseits.Der Münchner Trompeter Franz-David Baumann gründete 1989 das Panama-Ensemble, das auf CDs und in Konzerten Geschichten erzählt und diese dabei musikalisch ausdeutet. Neben klassischer Ensemblemusik gehören dabei nicht zuletzt auch zeitgenössische Kompositionstechniken zum Repertoire. 1998 gab es für das Ensemble den Deutschen Schallplattenpreis für „Inspektor Maus“: Der gewiefte Kriminalisten-Mäuserich Inspektor Marlowe ermittelt in der Halbwelt verrauchter Clubs und unheimlicher, verlassener Hafenviertel. Unterstützt und begleitet wird er dabei nicht nur von seinem Assistenten namens Watson, sondern auch von den Jazz-Kompositionen Franz-David Baumanns. Entlang des roten Fadens einer Kriminalgeschichte – Martina Schrötter schrieb sie in Anlehnung an Bernard Stones „Inspector Mouse“– können Nachwuchs-Hörer miterleben, wie Jazz-Musik die auftretenden Protagonisten charakterisiert, Spannung verstärkt und die Schauplätze der Geschichte vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Kurze Instrumentalsoli der „Rockfours“-Musiker, denen übrigens eine Käse-Sucht nachgesagt wird, stellen die beteiligten Instrumente vor. Witz und Liebe zum Detail werden hörbar, und auch wenn eine Geschichte für 8-Jährige und Ältere durchaus noch etwas mehr Krimi-Kitzel vertragen hätte und die Musikeinspielungen mitunter etwas lang geraten: Ein plastischer Käse-Krimi mit eingängig-groovendem Mäuse-Jazz schließt den Magen.

Inspirierte Tonmalerei und Stimmungsausdeutung prägen auch zwei weitere neuere Hörspiel-Produktionen des Panama-Ensembles:  „Der Rattenfänger von Hameln“ nach einem Kinderbuch von Barbara Bartos-Höppner, im vergangenen Jahr ebenfalls mit dem Deutschen Schallplattenpreis bedacht, sowie „Der Trommler“ nach den Gebrüdern Grimm, beide an Neugierige ab fünf Jahren gerichtet. Klassische Ensemble-Musik, ebenfalls aus der Feder von Franz-David Baumann, versorgt die Protagonisten mit spezifischen, wiedererkennbaren Themen und lässt eintauchen in Stimmungen von Geheimnisfülle und Spannung (Rattenfänger), von Tatendrang und Wechselbädern aus Hoffnung, zwischenzeitlicher Enttäuschung und neu erwachendem Durchhaltewillen (Trommler).

Die streckenweise recht brutale, von raubeiniger Grimm’scher Holzhammer-Pädagogik geprägte Urfassung des Trommler-Märchens wurde von Erzähler Gregory Charamsa „entschärft“ und gekürzt. Vordringliche Botschaft wird die Mentalität und Vorgehensweise des Trommlers: Mut und Liebe zu Menschen und Musik lassen ihn bei seinem ausweglos erscheinenden Bestreben durchhalten, drei Königstöchter aus der Gewalt der bösen Hexe zu befreien – und vor allem die notwendige Hilfe von anderen finden, ohne die er alleine machtlos wäre. Von besonderer Kunstfertigkeit ist bei den Produktionen die Integration freitonaler und improvisatorischer Passagen in die ansonsten „traditionelle“ Musik.

In ihrer Länge von rund einer Stunde, ihrem gehobenen Anspruch an die Musik und dem Mut zu ruhigen Passagen, die ein gewisses Maß an Zuhörer-Fähigkeiten erfordern, wirken die Panama-Produktionen wie ein bewusstes Gegenstück zu den fortwährend flimmernden Bilderfetzen der MTV-Ästhetik. Unterstützung kommt dabei von der Edition Seeigel: „Und der Igel schwimmt doch!“ heißt die neueste Produktion aus der Reihe „Klassik-Hörbücher für Kinder“. „Eine Geschichte vom Anders-Sein und vom Wachsen“ nennt die Edition die Geschichte von Ute Kleeberg (Erzählung) und Uwe Stoffel (musikalische Leitung). Ein kleiner Nachwuchs-Igel tut etwas, was für alle anderen Igel geradezu ein Tabu ist: Er springt in den See und schwimmt.

Einzelne Erzählabschnitte kommen im Wechsel mit exquisit ausgesuchten Klaviertrios in der Besetzung mit Klarinette und Fagott zu Gehör. Werke von Carl Philipp Emanuel Bach, Eric Satie, Béla Bartók, Paul Hindemith, Erich Wolfgang Korngold und anderen leisten eine gelungene, die Fantasie anregende akustische Verdeutlichung der vorgetragenen Handlung und ihrer Stimmungen. Erzähler Axel Grube geht mit faszinierender und dabei unprätentiöser Stimme und gekonntem Erzählton ebenso eindringlich zu Werke wie die drei Musiker. Das Ergebnis ist eine Erzählung von gepflegter Stille, die mit ihrer Vielfalt an Stimmungsnuancen und ihrem Klangfarbenreichtum einen großen Beitrag zu sensibilisiertem Hörverhalten leisten kann.

„Kinder“, so der Panama-Ensemble-Chef Franz-David Baumann, sind „das kritischste Publikum der Welt“. – Ein Grund mehr, akribisch darauf zu achten, dass es ihnen nicht so ergeht wie seinem Mäuse-Inspektor Marlowe, der, was ihn zu einem echten Sympathieträger auch für Erwachsene macht, immer einen etwas melancholischen Zug hat, obwohl er früher ein lebenslustiger Jazz-Posaunist war. – Doch dann fiel er durch die Aufnahmeprüfung am Konservatorium und es kam, wie es kommen musste: Er trennte sich von seiner Posaune und seine Freundin, „die schöne Betty Brie“, verließ ihn. Und so scheint denn auch für musikalische Hörspiele für Kinder zu gelten, dass diejenigen am besten sind, die auch Erwachsenen gefallen.

Diskografie

Franz-David Baumann, Panama-Ensemble: Inspektor Maus, Deutsche Grammophon Junior 457 372-2
Der Rattenfänger von Hameln, Deutsche Grammophon Junior 459 847-2
Der Trommler, Deutsche Grammophon Junior 469 957-2
Ute Kleeberg/Uwe Stoffel: Und der Igel schwimmt doch!, Edition Seeigel, ISBN 3-9804507-7-5 (über den Buchhandel zu beziehen)

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