Hagen Wangenheim: Oboe spielen. Eine Einführung für Kinder. Zimmermann ZM 80296
Die von Hagen Wangenheim, ehemaligem Oboisten der Bayerischen Staatsoper München und Professor an den dortigen Musikhochschule, verfasste methodische Duettsammlung „Oboe spielen“ ist als Einführung für Kinder von circa zehn Jahren konzipiert. Im Vorwort verweist der Autor auf die Möglichkeiten, „Oboe spielen“ als Schule sowie als Ergänzung zu seinem Lehrwerk „Oboe lernen. Schule für jugendliche und Erwachsene“ (ZM 80261) zu verwenden. Die Verwendung als Oboenschule (im herkömmlichen Sinn) erscheint jedoch aus mehreren Gründen als nicht unproblematisch. Zum einen werden die einzelnen Themen sehr kurz behandelt, woraus ein recht schnell ansteigender Schwierigkeitsgrad resultiert. Zum anderen sucht man vergeblich nach kurzen Texten oder Graphiken zwischen dem Notentext, die den Lektionsinhalt erläutern. Somit kann der Schüler lediglich auf das vom Lehrer im Unterricht Gesagte, Vorgespielte oder (zwischen die Noten) Geschriebene zurückgreifen. Die Griffe müssen in der umfangreichen Grifftabelle „gesucht“ werden, auch hier würde eine Graphik zwischen dem Notentext die Handhabung erheblich erleichtern. „Oboe spielen“ präsentiert sich optisch sehr gut, das Notenbild ist gut lesbar und einige Leerseiten sind zwecks besserer Wendemöglichkeiten eingefügt. Aus Erfahrungen im Unterricht wäre bei Ausgaben wie dieser eine Metallspiralbindung der gängigen Klebebindung vorzuziehen; die relativ große Seitenzahl erschwert das Aufschlagen und Umblättern (beziehungsweise „Liegenbleiben“) der einzelnen Seiten. Alles in allem stellt „Oboe spielen“ eine Sammlung von Unterrichtsmaterialien dar, die mit jeder anderen Oboenschule kompatibel ist und ein Vertiefen einzelner Unterrichtsinhalte ermöglicht. Sie animiert zum miteinander musizieren von Anfang an, zum Unterrichten durch Vorspielen und Nachahmen. Vor allem aber vermittelt „Oboe spielen“ Schülern wie Lehrern neue Ideen beim Lernen und Lehren.
Gaetano Donizetti: „Solo“ f-moll für Oboe und Klavier. Hrsg. von Fulvio Caldini. Breitkopf&Härtel MR 2277 (2003), ISMN M- 004-48832-4
In der „Bibliothèque National de France“ befindet sich das Manuskript dieses Werkes, das kein Entstehungsdatum trägt und vermutlich Bestandteil einer Sonate war, deren Ecksätze verloren sind. Erhalten ist die Solostimme und die Begleitstimme, die größere harmonische Lücken aufweist und deren Besetzung – ob nun Klavier oder Harfe – aus dem Manuskript nicht genau hervorgeht. Der italienische Komponist, Pianist und Musikwissenschaftler Fulvio Caldini, Bruder des Oboisten Sandro Caldini, vervollständigte die Begleitstimme im Stil Donizettis (in dieser Ausgabe als Kleinstich gedruckt). Das Werk selbst erinnert wegen der Tonartengleichheit und des rhythmischen Habitus‘ beim ersten Durchlesen der Oboenstimme an die Krebs‘sche Fantasie, beim Spielen ist man jedoch sofort ganz in der Welt der italienischen Oper. Der Oboe sind wunderschöne Kantilenen zugedacht, die allen Raum zur gestalterischen Entfaltung lassen. Die Begleitstimme ist gänzlich auf das Begleiten ausgelegt, selbst die Überleitungen, quasi als kleine Rezitative oder Koloraturen, sind (außer in den Takten 32/33) der Oboe zugeschrieben. Das „Solo“ ist mit seinem klagenden Charakter der Oboe „auf den Leib geschrieben“, und nach dem eher dunklen, zweifelnden f-moll wird der Schlussakkord in ein helles, optimistisches, versöhnliches F-Dur geführt. Ob nun Klavier oder Harfe begleiten, bleibt offen; sicherlich wäre – mit den nötigen spieltechnischen Änderungen – auch die Verwendung der Gitarre als Begleitinstrument sehr reizvoll. Mit der Herausgabe des „Solo“ ist die Oboenliteratur um ein Werk italienischen Belcantos, einer Arie „en miniature“, reicher.