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Neue Noten für Orgel.

Neue Noten für Orgel.

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Neue Noten 2024/03 – Kompositionen für Orgel

Untertitel
Musik von Carola Bauckholt, Mark Andre, Dorothea Hofmann, Hans-Joachim Hespos und Michael Schultheis
Vorspann / Teaser

Carola Bauckholt: Gegenwind | Mark Andre: iv 15. Himmelfahrt | Dorothea Hofmann: „… brennend wie eine Fackel …“ | Hans-Joachim Hespos: P0RA  | Michael Schultheis: Color Blocks

Publikationsdatum
Paragraphs
Text

1

Carola Bauckholt: Gegenwind (2004) für präparierte Orgel.
Edition Peters, Leipzig. EP 14640.

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Rhythmisch lebhafte Komposition, die – erreicht durch Präparierung einzelnder Pfeifen – tonlose Windgeräusche integriert, mit geflüsterter und singender Stimme arbeitet und auch sonst den Sprachgestus als zentralen Ausdruckswert mit einbezieht.

Form, Struktur
Einsätzige Komposition, die von einem markanten Dialog zwischen Stimme und präparierten Prinzipalpfeifen ausgeht und diesen allmählich in eine Übereinanderschichtung unterschiedlicher klanglicher und rhythmischer Schichten überführt.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Fast durchgehende Einbeziehung der Sprech- oder Singstimme durch ein zusätzliches System; zahlreiche Anweisungen zur möglichen Registrierung und einzelne, leicht erschließbare grafische Symbole.
Dauer: ca. 8 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer.

Kommentar
Durch Verwendung von Sprache und im weiteren Verlauf auch Gesang wächst der Musik ein erhöhtes Maß an Theatralität zu; die Realisierung dieses Konzepts bedarf einer gewissen interpretatorischen Erfahrung im Bereich zeitgenössischer Musik.

2

Mark Andre: iv 15. Himmelfahrt (2018) für Orgel.
Edition Peters, Leipzig. EP 14356.

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Eine Erkundung leiser Klänge, die sich vorwiegend aus chromatischen Clustern von unterschiedlicher Ausdehnung, mehrstimmigen Akkorden und Trillerflächen zusammensetzen, im weiteren Verlauf dann durch laute akkordische Einwürfe ergänzt werden.

Form, Struktur
Die einsätzige Komposition bewegt sich kontinuierlich von einem Klangzustand zum nächste; Ausgangspunkt ist eine Übereinanderschichtung von Clustern, die zunehmend durch andere Aktionen verändert und aufgelockert wird.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Durchgängig getrennte Notation beider Füße; häufige Einbeziehung von Notationssymbolen für Cluster; Angabe ausführlicher Anweisungen zur Registrierung sowie zum Ein- und Ausschalten des Motors.
Dauer: ca. 21 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer.

Kommentar
Angeregt durch eine Passage aus dem Markus-Evangelium (Kapitel 16, Vers 19) schafft der Komponist eine ausgedehnte Meditation über Christi Himmelfahrt, die zwischen diffusem Klanggemisch und Emphase angesiedelt ist.

Video
Mark Andre: gleich zweimal, https://www.youtube.com/watch?v=-dE1HsELlww und https://www.youtube.com/watch?v=SWBs7kUrv3M

3

Dorothea Hofmann: „… brennend wie eine Fackel …“ (2020) für Orgel.
Furore Verlag, Kassel. fue 10306.

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Ausdrucksstarke Musik, in der, angeregt durch ein Zitat aus der Offenbarung (Kapitel 8, Vers 10), traditionelle harmonische Gestaltungsmittel und damit verbundene Spieltechniken eingesetzt werden, um charakteristische Klangsituationen voller Intensität zu schaffen.

Form, Struktur
Einsätzige Komposition aus teils ineinander übergehenden Abschnitten, die sich bei gleichbleibendem Grundtempo durch unterschiedliche Satztechniken und klangliche Spezifika voneinander absetzen.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Gewöhnliche Notation ohne Besonderheiten, ergänzt um zahlreiche poetische und assoziative Vortragsanweisungen, die auf den Charakter und die Registrierung zielen.
Dauer: ca. 9 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer.

Kommentar
Die Komposition eignet sich für Ausführende, die der zeitgenössischen Musik mehr Raum geben möchten, ohne sich mit experimentellen Spieltechniken zu befassen; abhängig von der jeweiligen Orgel ermöglicht der Notentext eine Vielzahl von klanglichen Realisierungen.

4

Hans-Joachim Hespos: P0RA  – ein orgelblatt für junge und alte orgelspieler (2021) für mechanische Orgel „in historischer klanglichkeit“.
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3455.

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Leise, voller Rauheiten und Geräusche steckende Musik, die sich in wild auffahrende Passagen und laut hereinplatzende Akkorde entlädt; der spezifische Klangcharakter entsteht durch Manipulation der Luftzufuhr und abgestufte Tatenanschläge.

Form, Struktur
Die Komposition besteht aus klanglich und kompositorich unterschiedlich gestalteten Modulen, deren Aufeinanderfolge immer wieder durch zusammenhanglos über die Gesamtdauer verteilte Forte-Kaskaden oder Stille-Einwürfe unterbrochen werden soll.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Eigenwillige Notation voller grafischer Elemente und kreativer, wortschöpferischer Vortragsanweisungen sowie die modulare Anordnung der einzelnen Passagen erfordern gründliche Einarbeitung in den Notentext.
Dauer: ca. 15 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer.

Kommentar
Ohne Angaben zur Registrierung aber mit einer Vielzahl von assoziativen Anweisungen fordert Hespos’ fünftes Orgelstück zur erfindungsreichen Auseinandersetzung mit dem „atemspiel“ des „blasinstruments“ Orgel sowie zur Stiftung von „UN-zusammenhängen“ bei der Realisierung auf.

Video
Hans-Joachim Hespos: https://www.youtube.com/watch?v=kBH6XfjGETY
 

5

Michael Schultheis: Color Blocks (2022) für Orgel.
Are Verlag, Bochum. D-0199.

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Leuchtende, kontrastreiche Klangfarbenflächen, die aus Clustern von wechselnder Dichte aufgebaut sind, dabei jedoch immer wieder den c-Moll-Dreiklang als Zentrum erkennen lassen, werden mit kurzen, rhythmisch markanten Dreitonmotiven und pulsierenden Bässen konfrontiert.

Form, Struktur
Einsätzige Komposition, deren Aneinanderreihung klangfarblich unterschiedlich gearbeiteter, mitunter aus Wiederholungsschleifen bestehender Abschnitte von einer Technik des Grafik- und Modedesigns („color blocking“) inspiriert ist.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Gelegentlich experimentelle Spieltechniken (Clusternotation, Blockierung von Tasten durch Gewichte oder Stifte); Hinweise zur Registrierung im Notentext.
Dauer: ca. 13 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer.

Kommentar
Mit seiner Abfolge von avantgardistischen Clustern, ornamentalem Gezwitscher, der elektronischen Tanzmusik abgelauschten Loops und Passagen voller offener und verdeckter Dur-Moll-Anspielungen entfaltet das Stück einen spielerischen Charakter.

Video
Michael Schultheis: https://www.youtube.com/watch?v=kvnuQZxAYDxQ&t=44s

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