Martin Smolka: Like Ella | Beat Furrer: melodie | Elena Mendoza: Se hace saber | Fazıl Say: Sonate Nr. 2 op. 82 „Mount Ida“ | Johannes Kalitzke: Messerschmidt
Neue Noten 2024/06 – Solo- und Duo-Kompositionen
1
Martin Smolka: Like Ella. Zwei Studien (2019) für Violoncello
Breitkopf & Härtel, Wiesbaden. Edition Breitkopf 9357
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die Musik ist von verschleierten, zarten und leicht aufgerauten Klängen dominiert, die fast ausschließlich durch einstimmigen, mehrstimmigen oder akkordischen Einsatz natürlicher Flageoletts unter Verwendung von „flautato“- und „sul tasto“-Spiel erzeugt werden.
Form, Struktur
Jede der beiden Studien wird aus einem individuellen Klanggedanken heraus entwickelt; dabei liegt die Aufmerksamkeit jeweils auf den feinen Nuancen der Farbwerte, die sich durch Erzeugung der Flageoletts auf unterschiedlichen Saiten ergeben.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Cellostimme ist durchweg auf zwei Systemen (für jeweils zwei Saitenpaare) notiert, unterschiedliche Arten von Flageoletts sind mit Ziffern bezeichnet.
Dauer: ca. 10 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer
Kommentar
Die zweiteilige Komposition, Pflichtstück für den ARD-Musikwettbewerb 2019, verbirgt ihre hohen spieltechnischen Anforderungen und ihren Studiencharakter hinter einer poetischen Klanggestalt voller Resonanzklänge.
2
Beat Furrer: melodie (2020) für Flöte solo
Bärenreiter, Kassel. BA11448
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Kontinuierliche Übergänge zwischen Ton und Geräusch bilden die klangliche Konstante dieser virtuosen Komposition, die sich alternierend um Skalenbewegungen und mikrointervallische Melodiesegmente herum entwickelt.
Form, Struktur
Das einsätzige Stück präsentiert sich als Abfolge fast nahtlos ineinander übergehender Klangsituationen, denen durch variierenden Bezug auf wiederkehrende musikalische Materialien ein Moment zielgerichteter Entwicklung eingeschrieben ist.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Artikulation und Griffe sind unabhängig voneinander und unter Verwendung zahlreicher spezieller Symbole für erweiterte Spieltechniken notiert.
Dauer: ca. 8 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer
Kommentar
Die Komposition, Pflichtstück für den ARD Musikwettbewerb 2022, stellt allerhöchste Anforderungen an das Flötenspiel und setzt eine differenzierte Beherrschung unterschiedlichster Techniken von Klang- und Geräuschproduktion voraus.
3
Elena Mendoza: Se hace saber (2022) für Horn in F und Percussion
Edition Peters, Leipzig. EP 14652
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die vorwärtstreibende Musik entwickelt sich auf Grundlage rhythmischer Repetitionen und bezieht – entsprechend dem Titel „Es wird zur Kenntnis gebracht“ – Sprachaktionen mit ein, die durch Verwendung der Requisiten Zeitung und Megaphon unterstützt werden.
Form, Struktur
Das einsätzige Stück lässt drei Abschnitte erkennen: Während die Rahmenteile von raschen Repetitionen und hoquetusartigen Strukturen geprägt sind, entfaltet sich der Mittelteil unter Verwendung improvisatorischer Momente als sprachlich dominierte theatrale Szene.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Notation wird durch besondere Symbole für erweiterte Spieltechniken und spezifische theatrale Aktionen ergänzt.
Dauer: ca. 11 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer
Kommentar
Der besondere Reiz der Komposition liegt in der Verbindung von instrumentaler Virtuosität und Sprache; den präzise auszuführenden rhythmischen Passagen stehen der freiere Umgang mit Theatralität sowie die Improvisation nach vorgegebenen Modulen gegenüber.
4
Fazıl Say: Sonate Nr. 2 op. 82 „Mount Ida“ (2019) für Violine und Klavier
Schott, Mainz. SJ 1214
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Bestimmt von instrumentaler Virtuosität und Klangfarbenreichtum, pendelt die dreisätzige Sonaten zwischen rhythmisch energetischen Passagen voller harmonischer Reibungen und kantablen Gedanken auf der Grundlage modaler Harmonik.
Form, Struktur
Im dramatischen I. Satz alternieren, in eine Violinkadenz mündend, langsame rhapsodische und metrisch irreguläre rasche Abschnitte; im II. Satz entfaltet sich über ruhigen Akkordwechseln ein Klagegesang; der rhythmisch prägnante III. Satz endet in einem balladesken Klaviersolo.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Notation umfasst leicht erschließbare Symbole für das Spiel auf den Klaviersaiten, das Klopfen auf dem Violinkorpus und andere geigerische Effekte.
Dauer: ca. 23 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer
Kommentar
Die Komposition, gedacht als Mahnmal gegen die Naturzerstörung im Ida-Gebirge, bezieht ihre Wirkung nicht zuletzt aus den geschickt eingesetzten klanglichen Einfällen, zu denen auch freie Vogelstimmenimprovisationen der Violine gehören.
5
Johannes Kalitzke: Messerschmidt (2019) für Viola, Akkordeon und Sampler
Edition Gravis, Brühl. eg 3093 (Partitur und Stimmen)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Angeregt von den fratzenhaften Büsten des Bildhauers Franz Xaver Messerschmidt vollzieht sich das klanglich durch Einspielung elektronischer Samples angereicherte Dialogisieren zwischen Viola und Akkordeon in einem ständigen Spiel mit Symmetrien und Asymetrien.
Form, Struktur
Die einsätzige Form führt durch Situationen von wechselndem Ausdruck, Stimmung und Textur, die sich durch kompositorische Prozesse von Verzerrung und Dehnung aus den zugrundeliegenden motivischen und harmonischen Konstellationen ergeben.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Notation enthält Mikrointervalle, leicht erschließbare Symbole für erweiterte Spieltechniken und häufig wechselnde Anweisungen zur Klanggebung.
Dauer: ca. 16 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer
Kommentar
Auf Grundlage der gewählten Instrumentenkombination und ihrer Ergänzung durch Samples schafft der Komponist eindringliche Klangbilder, deren musikalische Gestaltung in Bezug auf Ausdruckswechsel und rhythmische Verzahnung der Parts hohe Anforderungen an die Ausführenden stellt.
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