Salvatore Sciarrino: Sei nuovi capricci e un saluto | Ewelina Nowicka: Hava Nagila Variations | Lisa Streich: Falter | Klaus Ospald: a due | Maja S. K. Ratkje: Spill for meg pappas hjerte så jeg kan høre det.
Salvatore Sciarrino: Sei nuovi capricci e un saluto | Ewelina Nowicka: Hava Nagila Variations | Lisa Streich: Falter | Klaus Ospald: a due | Maja S. K. Ratkje: Spill for meg pappas hjerte så jeg kan høre det.
Salvatore Sciarrino: Sei nuovi capricci e un saluto (2023) für Violine
Ricordi, Mailand. NR 142647
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Im Sinne des historischen Capriccio-Begriffs konzipiert als „eine Grille oder launige Erfindung, die eine inspirierte Eingebung nachahmt“ (Sciarrino), kreisen die einzelnen Stücke um feine Geräusch- und Klangwertigkeiten sowie um bestimmte gestische Momente.
Form, Struktur
In jeweils individueller Formgebung werden in den sechs Capricci klanglich-gestische Ideen mit technischen Problemstellungen verschränkt; der abschließende „Saluto“ bildet mit seinem gleichsam „sprechenden“ Seufzergestus eine Art Abgesang.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Stücke verlangen einige für Sciarrinos Musik typische Spieltechniken, die durch spezielle Notationssymbole angezeigt werden; Nr. 4 ist in zwei Systemen notiert.
Dauer: ca. 20 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer.
Kommentar
Der Zyklus bildet ein Gegenstück zu den 1975/76 entstandenen „Sei Capricci“, in das Sciarrino die kompositorischen Erfahrungen der dazwischenliegenden Jahrzehnte, insbesondere seine instrumentale Annäherung an die Diktion der eigenen Vokalmusik, einbezogen hat.
Ewelina Nowicka: Hava Nagila Variations (2021) für zwei Violinen
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3079 (Spielpartituren); auch Ausgaben für Violine und Viola (NM 3352) oder für zwei Violen (NM 3353)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Der tonale Variationszyklus kreist um das bekannte hebräische Lied „Hava Nagila“ und lehnt sich dabei in Bezug auf Ausdruck und musikalischen Charakter an einzelne Variationen aus Niccolò Paganinis Capriccio op. 1 Nr. 24 an.
Form, Struktur
In acht einfach gebauten Variationen von unterschiedlicher Länge und unter Einbeziehung virtuoser Streichertechniken wird die eingangs vorgestellte Liedmelodie einer Reihe kontrastreicher musikalischer Verwandlungen unterzogen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Es wird ausschließlich herkömmliche Notation ohne erweiterte Spieltechniken verwendet.
Dauer: ca. 7 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer
Kommentar
Die Wiedergabe von Nowickas effektvoller Komposition bedarf keinerlei Erfahrung mit zeitgenössischer Musik, erfordert aber – analog zum Bezugspunkt Paganini – eine Beherrschung komplexer Stricharten, Griff- und Pizzicatotechniken.
Lisa Streich: Falter (2020) für Violine
Ricordi, Mailand. SY 5783
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die durch eine „Flügelchoreographie“ (Streich) aus genau komponierten Bewegungen und Geschwindigkeiten des Bogenarms visuell unterstützte Musik besteht vorwiegend aus fragilen und instabilen Klängen an der Grenze zum leisen Geräusch und zur Stille.
Form, Struktur
Das einsätzige Stück entwickelt sich aus ruhigen Arpeggien heraus, die in immer neuen Varianten zu Texturen unterschiedlicher Länge und Tempo entfaltet werden; interpoliert werden diese durch gleichfalls variierte Folgen von Einzeltönen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Neben Mikrointervallen weist die Partitur eine Vielzahl von Angaben für den Einsatz des Bogens (etwa Anstrichstelle, Geschwindigkeit, Bogendruck) auf, die im Vorwort genau erläutert werden.
Dauer: ca. 8 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer
Kommentar
Streichs poetische Studie über Klänge an der Grenze zum Verlöschen weist der visuellen Komponente eine wichtige Funktion für die Wahrnehmung zu; das Stück erfordert daher ein hohes Maß an Konzentration bei der genauen Umsetzung der diffizilen Vorschriften für den Bogenarm.
Klaus Ospald: a due (2021) für zwei Violinen
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3457
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Unter Einbeziehung eines erweiterten Klangfarbenspektrums und vieler dynamischer Schattierungen bewegt sich die Musik auf ständig wechselnde Weise zwischen Phasen des Zusammenfindens und Momenten des zeitlichen wie räumlichen Auseinanderklaffens beider Violinparts.
Form, Struktur
Die Komposition besteht aus sechs in Bezug auf Formgebung, Länge, klangliche Erscheinung und musikalischen Charakter voneinander abgegrenzten, allerdings ohne Pause aufeinander folgenden Abschnitten, die sich zu einem dramaturgisch durchgestalteten Gesamtverlauf fügen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Neben vielen verbalen Anweisungen enthält die Partitur besondere Spieltechniken, deren Notationssymbole im Vorwort erläutert werden.
Dauer: ca. 17 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer.
Kommentar
Die klangliche Seite des musikalischen Kommunizierens bedarf einer sorgfältigen Erarbeitung und der präzisen Wiedergabe; Angaben zur Veränderung der räumlichen Position stellen eine zusätzliche Herausforderung für die Interpretation dar.
Maja S. K. Ratkje: Spill for meg pappas hjerte så jeg kan høre det (2021) für Violine solo
Edition Wilhelm Hansen Copenhagen. WH 33500
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Lang gehaltene Klänge gestrichener Leersaiten, ausschließlich auf der G-Saite hervorgebrachte, ruhig glissandierende Tonfolgen oder stark ornamentierte Glissandolinien werden durch ein ostinates Linke-Hand-Pizzicato der leeren E-Saite begleitet.
Form, Struktur
Die Komposition besteht aus 17 Sektionen unterschiedlicher Länge, in denen jeweils eines der genannten Elemente zum begleitenden Pizzicato entfaltet wird; die Abschnitte können in beliebiger Reihenfolge sowie durch variable Pausen voneinander getrennt erklingen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Musik ist durchgängig auf zwei Systemen für die gezupfte Saite (oben) und gestrichene Tonfolgen (unten) notiert; die Notation umfasst zudem Symbole für Mikrointervalle und unbestimmte Tonhöhen.
Dauer: ca. 10 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer
Kommentar
Das Stück entstand anlässlich einer Ausstellung der Künstlerin Eli Einis und setzt die EKG-Aufzeichnungen von deren herzkrankem Vater anhand unterschiedlich differenzierter Tonraumbewegungen in melodische Konturen um.
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